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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Schiefer, in dem Lujans Kampfsandalen weiße Kratzer hinterlassen hatten, war nahezu dreitausend Jahre alt und von den Schritten unzähliger Generationen zerfurcht. Es gibt zu viele Ecken, in denen sich Eindringlinge verbergen können, dachte Lujan, als er dorthin blickte, wohin die Wache deutete. In den Schatten bewegte sich ein Mann. Er stand mit ehrerbietig ausgestreckten Händen dort, doch sein Gesicht war verdächtig verschmiert, als hätte er Lampenruß benutzt, um die verräterische Blässe seiner Haut zu schwärzen.
    Lujan zog sein Schwert. Mit unergründlichem Blick hob Keyoke seine Krücke, drückte auf einen verborgenen Knopf und brachte eine dünne Klinge zum Vorschein. Obwohl er ein Bein verloren hatte, hielt er ohne erkennbare Mühe das Gleichgewicht.
    Der Eindringling fand sich jetzt drei blanken Klingen gegenüber; Lujan sagte kurz angebunden: »Komm heraus. Halt deine Hände hoch über dem Kopf, wenn du nicht aufgespießt werden willst.«
    »Ich möchte lieber nicht wie ein Stück Fleisch beim Metzger empfangen werden«, entgegnete eine Stimme, die wie verrostetes Eisen klang.
    »Arakasi«, sagte Keyoke und hob die Waffe zum Gruß. Ein bei ihm seltenes Lächeln huschte über sein scharfgeschnittenes Gesicht.
    »Bei den Göttern!« fluchte Lujan. Er legte eine Hand auf die Schulter des Kriegers, der sein Schwert sinken ließ. Der Kommandeur der Acoma zitterte, als er begriff, wie knapp Maras Supai dem Tod entgangen war. Wie leicht hätte eine der Hauswachen ihn töten können. Dann mischten sich Erleichterung und Genugtuung, und er begann laut zu lachen. »Endlich! Wie viele Jahre haben Keyoke und ich versucht, Wachen aufzustellen, deren Patrouillengänge man nicht vorhersehen kann! Kann es wirklich sein, mein Bester, daß es dir dieses eine Mal nicht gelungen ist, einfach so an ihnen vorbeizuspazieren?«
    »Es war eine harte Reise hierher zurück«, gestand Arakasi. »Und nicht nur das; in diesem Herrenhaus gibt es mehr Krieger als Bedienstete. Man kann keine drei Schritte machen, ohne über einen bewaffneten Mann zu stolpern.«
    Keyoke schob seine Klinge wieder in ihr Versteck und klemmte sich die Krücke unter die Schulter. Dann fuhr er mit den Fingern durch das weiße Haar, wie er es als Kommandeur nie hatte tun können, da er ständig einen Helm getragen hatte. »Lady Maras Ratssitzung beginnt in Kürze. Sie wartet auf Eure Neuigkeiten.«
    Arakasi antwortete nicht, sondern trat hinter den Stämmen hervor, die ihn bisher verborgen hatten. Er war gekleidet wie ein Straßenbettler. Sein ungekämmtes Haar war strähnig, und er schien sich die Haut mit Ruß eingerieben zu haben. Er roch unangenehm nach dem Rauch von Holzfeuern.
    »Du siehst aus wie jemand, der aus einem Kamin gezogen worden ist«, bemerkte Lujan mit einer auffordernden Geste zu dem Krieger, den unterbrochenen Wachgang wieder aufzunehmen. »Oder als ob du mindestens sieben Tage auf Bäumen geschlafen hättest.«
    »Das ist nicht ganz falsch«, murmelte Arakasi und warf einen irritierten Blick zur Seite. Keyoke wartete nicht gerne auf jemanden; jetzt, da er die Ungeduld zeigen durfte, die er jahrelang hatte unterdrücken müssen, als er noch die Truppen befehligte, stapfte er auf das Zimmer zu, in dem die Sitzung abgehalten werden sollte. Als würde ihn der Weggang des alten Mannes erleichtern, beugte sich Arakasi hinunter, hob den Saum seines Gewandes und kratzte sich an einer eiternden Wunde.
    Lujan strich sich über das Kinn. Taktvoll meinte er: »Du hättest zuerst in mein Quartier kommen sollen. Mein Leibdiener ist geübt darin, innerhalb kürzester Zeit ein Bad herzurichten.«
    Eine kurze Stille folgte.
    Schließlich seufzte Arakasi. »Splitter«, sagte er.
    Da dieses eine Wort alles war, was er an Erklärung erhalten würde, machte sich Lujan seine eigenen Gedanken. »Es hat sich entzündet. Das heißt, die Splitter sind nicht frisch. Du warst zu sehr in Eile, um sie herauszuziehen.«
    Wieder folgte eine Stille, die Lujans Vermutung bestätigte. Er und Arakasi kannten sich bereits aus der Zeit, bevor das Haus Tuscai gefallen war, und sie hatten mehrere Jahre als Graue Krieger miteinander verbracht. »Komm mit mir«, drängte der Kommandeur. »Wenn du so bei Lady Mara sitzt, werden die Diener hinterher die Kissen verbrennen müssen. Du stinkst wie ein Khardengo, der seinen Wagen verloren hat.«
    Arakasi war nicht glücklich darüber, mit dem Mitglied einer umherziehenden Familie verglichen zu werden, die von Stadt zu Stadt zog und

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