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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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ihre Haltung war tadellos. Ihr Gesicht war ohne jede Schminke. Ihre Augen blickten entschlossen und scharf, und die Hände ruhten in ihrem Schoß, als sie begann: »Arakasi hat herausgefunden, daß wir uns einer neuen Bedrohung stellen müssen.« Nur ihre Stimme zeugte von der andauernden Spannung, die sie hinter ihrer beherrschten tsuranischen Fassade verbarg. Niemals vor Ayakis Tod hatte sie mit solch deutlichem Haß gesprochen. »Ich bitte Euch alle, ihm ohne Fragen jede Hilfe zukommen zu lassen, die er von Euch benötigt.«
    Lujan warf Arakasi einen säuerlichen Blick zu. »Du hattest also bereits ihre Kissen beschmutzt, wie ich jetzt erkenne«, murmelte er verletzt und gereizt zugleich. Keyoke sah leicht verstimmt aus. Erst jetzt begriffen sie, daß die Wache, die den durch die Gänge schleichenden Supai endlich festgehalten hatte, dies erst getan hatte, nachdem er bereits eine Unterredung mit seiner Mistress geführt hatte, unentdeckt von allen anderen. Incomo und Saric hatten das Geplänkel bemerkt, doch der Brauch verlangte, daß sie es ignorierten, und so neigten sie in Anerkennung von Maras Wünschen lediglich die Köpfe. Nur Jican zappelte unruhig hin und her; er wußte, daß Maras Entscheidung zusätzlichen Schaden in der Schatzkammer der Acoma anrichten würde. Arakasis Dienste bestanden meist aus kostspieligen Unternehmungen, die dem Hadonra unaufhörliche Sorgen bescherten.
    Eine Brise wehte durch die offenen Fenster oben in der großen Halle herein, die in den Berg gehauen war, an dem das Herrenhaus stand. Trotz der Helligkeit der Lampen lagen die entfernten Winkel im Dunkeln. Die Cho-ja-Kugeln waren nicht entzündet worden, und das niedrige Podest, das bei inoffiziellen Konferenzen benutzt wurde, bildete die einzige erleuchtete Insel. Bedienstete warteten in diskreter Entfernung; nah genug für den Fall, daß sie benötigt wurden, doch weit genug entfernt, daß sie von der Diskussion nichts mitbekamen. Mara fuhr fort: »Was wir jetzt besprechen, muß unbedingt unter uns bleiben.« Sie wandte sich an Arakasi: »Wieviel Zeit benötigt Ihr, um gegen diese neue Bedrohung vorzugehen?«
    Arakasi breitete mit einem leichten Schulterzucken entschuldigend die Arme aus und offenbarte dabei einen blauen Fleck auf dem Handgelenk. »Ich kann nur Vermutungen anstellen, Mistress. Mein Instinkt sagt mir, daß die Organisation, der ich begegnet bin, ihr Zentrum östlich von uns hat, wahrscheinlich in Ontoset. Wir haben lockere Verbindungen zwischen Ontoset, Jamar und der Stadt der Ebene, da die Geschäfte eines Maklers als Tarnung dienten. Ein Feind, der über unser Netzwerk im Westen stolperte, wird in der Verbindung mit dem Osten nichts als einen Zufall sehen. Und doch weiß ich nicht, wo der Schaden seinen Ausgangspunkt hatte. Die Spur könnte auch woanders begonnen haben.«
    Mara kaute an ihrer Unterlippe. »Erklärt das näher.« »Ich habe flüchtige Untersuchungen angestellt, bevor ich nach Sulan-Qu zurückgekehrt bin.« Noch nicht einmal Keyoke mochte so kalt und gelassen in eine Schlacht gezogen sein, wie der Supai jetzt wirkte, als er erläuternd hinzufügte: »Oberflächlich betrachtet scheinen unsere Handelsinteressen nach Westen und Norden sicher zu sein. Die neuerliche Ausweitung, die ich bedauerlicherweise kürzen mußte, lag im Süden und Osten. Unser unbekannter Gegner mag in eine Operation gestolpert sein, die wir gerade erst anlaufen ließen; oder auch nicht. Ich weiß es nicht. Was er getan hat, ist jedoch eindeutig. Er hat etwas von unserem Kuriersystem mitbekommen und daraus auf einige von unseren Methoden geschlossen, so daß er ein Netzwerk einrichten konnte, um uns zu beobachten. Dieser Feind hat Beobachter an einer Stelle eingesetzt, wo sie sehr wahrscheinlich jemanden fangen, von dem sie hoffen, daß er sie auf die Spur einer höhergestellten Person führen wird. Daher vermute ich, daß unser Feind sein eigenes Spionagenetzwerk hat; sonst könnte er aus einer solchen Gelegenheit keinen Vorteil ziehen.«
    Hokanu legte einen Arm um Maras Rücken, obwohl nichts in ihrer Haltung darauf hindeutete, daß sie Trost brauchte. »Wie könnt Ihr da so sicher sein?«
    Unverblümt antwortete Arakasi: »Weil es genau das ist, was ich getan hätte.« Er glättete seine Robe, um die Kratzer zu verbergen, die die Splitter an seinen Schienbeinen hinterlassen hatten. »Ich wurde beinahe gefangengenommen, und das geschieht nicht so leicht.« Keinerlei Arroganz lag in seiner Stimme, als er einen Finger hob.

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