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Die schwarzen Wasser von San Marco

Die schwarzen Wasser von San Marco

Titel: Die schwarzen Wasser von San Marco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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nach.
    Er hatte sich mit dem rechten Arm bei mir untergehakt und mit der linken Hand die Klinge in meine Seite gedrückt. Ich wirbelte nach links herum; überrascht, wie er war, wurde er mitgezogen, der Dolch rutschte ab, der Druck verschwand. Ich stieß einen Schrei aus und schob ihn vor mir her, bis wir auf der gegenüberliegenden Seite der Gasse an eine Hauswand prallten. Er stieß hustend die Luft aus. Ich hob ein Knie und setzte es mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte, dorthin, wo es ihm wirklich wehtat. Seine Augen weiteten sich vor Schmerz. Ich ließ sein Wams los, packte seinen Kopf an beiden Seiten an den Haaren und schlug ihn gegen die Mauer. Sein Blick wurde glasig. Ich zerrte ihn zu mir her und hämmerte ihn wieder gegen die Mauer. Er verdrehte die Augen und ging in die Knie. Ich ließ ihn los und sprang zurück. Langsam rutschte er an der Hauswand nach unten. Wo ich seinen Kopf beim zweiten Mal gegen den Stein geschlagen hatte, war ein kleiner Blutfleck, der sich nach unten fortsetzte, als er zu Boden ging. Der Dolch fiel aus seiner Hand. Ich riss ihn an mich und fuhr herum.
    Der zweite Mann stoppte kurz vor mir und wich zurück. Ich streckte ihm den Dolch entgegen und versuchte, die Stellung eines Messerkämpfers einzunehmen. Er blickte finster, als er seinen reglosen Kameraden sah, dann lächelte er böse und zog seinen eigenen Dolch heraus. Er hielt ihn lässig in der Rechten und winkte mir zu. Ich hatte ihn nicht davon überzeugt, ein besserer Messerstecher zu sein als er.
    Inzwischen hatten die Kinder die Münzen aufgesammelt. Sie hörten mit dem Gekreische und der Balgerei auf und sahen zu uns herüber. Die Gesichter angespannt, kamen sie ein paar Schritte näher heran und blieben dann stehen. Ich hatte das Gefühl, unversehens in ein Wettspiel geraten zu sein. Mein Gegner machte einen Ausfallschritt und hätte mir beinahe den Dolch aus der Hand geschlagen. Ich wich zur Hauswand zurück. Ich war noch hilfloser als die Katze.
    Er versuchte mich mit einer Handbewegung seiner Linken abzulenken und stieß mit der Rechten zu, aber die Finte war zu simpel. Ich sprang zur Seite, und wir hatten die Stellung gewechselt. Ich drang sofort mit dem Dolch auf ihn ein, aber er parierte den Stoß, stieß selbst zu, ich spürte einen brennenden Schmerz am Unterarm, wich aus und stand wieder mit dem Rücken zur Mauer. Mein Gegner richtete sich auf und grinste. Ich wagte nicht, auf meine Verletzung zu sehen. Sie war oberflächlich, aber sie schmerzte höllisch.
    »Cazzo!« , zischte ich das Schimpfwort, das ich Rossknechten abgelauscht hatte. Er antwortete mit einer Reihe weiterer Beschimpfungen, die die meine sicherlich um einiges übertrafen.
    Die Kinder sahen uns mit weit aufgerissenen Augen zu, machten aber keinerlei Anstalten, einem von uns beiden zu Hilfe zu eilen. Sie hatten keine Veranlassung dazu; wir waren ihnen egal. Es gab nur eines, das sie interessierte. Ich riss meine Börse vom Gürtel, dass die Knöpfe davonsprangen, und schleuderte sie meinem Gegenüber vor die Füße. Sie öffnete sich, und die Münzen verteilten sich über den Boden. Er blickte überrascht nach unten und fuhr herum, als die Kinder sich johlend auf diese neue Gabe stürzten, seinen Dolch missachtend. Ich zögerte nicht; ich sprang ihm in den Rücken und brachte ihn zu Fall, ließ meine Klinge los und griff in bewährter Weise in sein Haar, um seinen Kopf gegen den Boden zu hämmern. Die Kinder schrien auf und krochen hastig davon. Er leistete kaum Widerstand. Ich rollte mich von ihm herunter und ergriff meinen Dolch wieder. Er krümmte sich zusammen und stöhnte. Sein Gesicht war bleich, auf der Stirn hatte er eine Platzwunde, wo ich sie gegen den Boden geschlagen hatte. Er schien einen weicheren Schädel als sein Kumpan zu haben. Ich fühlte eine grimmige Befriedigung bei seinem Anblick.
    Dann erst sah ich, dass er in seine Klinge gestürzt war. Unser beider Körpergewicht hatte sie tief in seinen Unterleib getrieben. Er umklammerte sie mit beiden Händen und öffnete den Mund, aber kein Schrei kam heraus. Seine Augen waren glasig.
    »Nicht rausziehen«, keuchte ich. Er tat es trotzdem und stierte entsetzt auf den Schwall Blut, der der Klinge folgte. Dann entrang sich ein krächzender Schrei seinem Mund.
    »Verfluchter Idiot«, stieß ich hervor und schleuderte meinen Dolch weg. Ich stand auf und schob auch seine Klinge mit dem Fuß beiseite. Meine rechte Hand war klebrig von meinem eigenen Blut, das aus dem Schnitt an

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