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Die schwarzen Wasser von San Marco

Die schwarzen Wasser von San Marco

Titel: Die schwarzen Wasser von San Marco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Überprüfung standhalten. Overstolzen weiß nur nichts von einer Warenlieferung Barberros an ihn.«
    »Sie meinen, die Anschuldigung ist erfunden?«
    »Natürlich, du Holzkopf!«, brüllte Barberro.
    »Mein Name passt ins Konzept. Es muss so aussehen, als hätte mich ein privater Zwist mit Overstolzen, der mir als deutschem Kaufmann natürlich aus dem Fondaco bekannt sein muss, dazu verleitet, ihn und seinen Lieferanten anzuzeigen.«
    »Ich selbst hätte es nicht schöner sagen können«, höhnte Barberro.
    »Vielleicht ist es Ihrer Aufmerksamkeit entgangen, dass ich nicht im Fondaco logiere, sondern hier in der Herberge«, sagte ich mit mildem Sarkasmus. »Woher sollte ich Overstolzen kennen?«
    »Davon, was ein Pfeffersack den ganzen Tag macht: Handel treiben.«
    Ich seufzte und reichte Barberro das zerknitterte Pergament zurück. Er machte mir mit einer Kopfbewegung klar, dass ich es auf das Bett werfen sollte. Ich fing einen Blick aus Fiuzettas Augen auf und wusste, dass sie nicht mehr lange durchhalten würde. Barberro angelte nach dem Pergament und stopfte es in sein Wams zurück.
    »Wo haben Sie diese Nachricht gefunden?«
    »Auf dem Tisch in meiner Kajüte.«
    »Ich weiß, wo Sie die andere Botschaft gefunden haben – die mit meinem Namen darauf.«
    Barberro verzog das Gesicht und knurrte.
    »Wenn ich genügend viele Helfer hätte, um Ihre Leute umzubringen und einen Mann wie Fulvio an der Wand Ihrer Kajüte zu kreuzigen, wäre ich dann allein hier aufgetaucht?«
    »Vielleicht hast du nicht gewusst, dass ich hier auf dich warten würde, um dir und deiner Schlampe die Gurgel durchzuschneiden.« Seine Stimme klang so grob wie zuvor, aber nicht mehr so selbstsicher. Der Sklavenhändler dachte nach. Das Messer an Fiuzettas Hals bewegte sich dabei nicht.
    »An wen war der anonyme Brief adressiert?«, fragte ich.
    Barberro kniff die Augen zusammen. »Sag du’s mir!«
    »Ich weiß es nicht.«
    »An jemanden im Zehnerrat«, sagte Manfridus dumpf. Ich sah ihn überrascht an. »Man kann eine anonyme Beschuldigung abgeben, wenn man einen Verrat oder einen Betrug an der Republik anzeigen, dabei aber ungenannt bleiben will. Im Dogenpalast gibt es einen Schreiber, der diese Botschaften entgegennimmt und weitergibt.«
    Ich sah zu Barberro hinüber, aber dessen Gesicht verriet kein Erstaunen. Er wusste, woran er war, und blickte mich lauernd an. Fiuzetta schluchzte plötzlich, und sein Blick irrte für einen kurzen Moment ab. Ich erwartete, dass er sie anfahren oder sie an den Haaren reißen würde, aber nichts dergleichen geschah. Ihre Angst war so unbedeutend für ihn, dass sie ihn nicht einmal in Wut versetzte. Ich spürte den Schweiß, der mir aus den Achselhöhlen über die Rippen tropfte, und meine feuchten Handflächen, als ich die Fäuste ballte.
    »Die Burschen, die Sie geohrfeigt haben, waren die Leibwächter eines Zehnerrats.«
    Barberros Hand auf Fiuzettas Bauch krampfte sich zusammen. »Die Leibwächter von Scheiß-ich-bin-der-Schönste-weit-und-breit-Leonardo-Falier!«, schäumte er voller Zorn. Er hob die Hand, und ich wusste, dass er in seinem Jähzorn Fiuzetta schlagen würde, und ich machte einen unwillkürlichen Schritt nach vorn. Barberro erwachte schlagartig aus seiner Wut und riss Fiuzettas Kopf nach hinten, sodass die Haut ihrer Kehle sich gegen die Klinge spannte. Ich hörte, wie Jana leise »Nein!« rief und Fiuzetta aufschrie. Manfridus packte mich am Arm und hielt mich fest. Barberro starrte mich mit weit aufgerissenem Mund und speichelglänzenden Lippen an.
    »Immer mit der Ruhe«, knurrte er gereizt.
    »Schon gut, schon gut!« Ich wich zurück. Er atmete pfeifend aus und ließ Fiuzettas Haare los. Ihr Kopf sank nach vorn, und ihre Schultern begannen zu zucken.
    »Falier hätte niemals offen mit Ihnen ein Geschäft gemacht«, sagte ich.
    »Natürlich nicht. Bei so einem feinen Herrn ist der Dreck nur an der Innenseite.«
    »Worum ging es?«
    Barberro lachte krächzend. Er hob die Hand wieder und ließ sie durch Fiuzettas Haar gleiten. Es sollte wirken, als sei ein lüsterner Gedanke in ihm erwacht, doch ich konnte ihm ansehen, dass er mich nur zu ängstigen versuchte. Welche Situation den Sklavenhändler auch immer erregte, diese war es nicht. Seine Augen blieben wachsam auf mich gerichtet.
    » Consigliere Leonardo Falier liebt es zuweilen a tergo «, sagte er dann süßlich.
    Manfridus riss erstaunt den Kopf herum. »Du lieber Himmel«, murmelte er.
    »Sie sollten ihm einen Knaben

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