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Die schwarzen Wasser von San Marco

Die schwarzen Wasser von San Marco

Titel: Die schwarzen Wasser von San Marco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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sich nicht die Finger an Ihnen schmutzig machen wollten?«
    Er sah mich durchdringend an. Ich hatte versucht, meine Verachtung für Raras und Faliers Verhalten ihm gegenüber spüren zu lassen. Was mir ohne große Mühe gelang, auch wenn meine Verachtung gerade einem anderen galt.
    »Glaubst du, ich rede von mir selbst?«, brummte Barberro schließlich.
    »Sicherlich nicht auf diese Weise. Wer ist Ihr Geschäftspartner?«
    »Warum sollte ich dir das wohl erzählen?«
    »Weil es mich interessieren würde, wer Sie bei Falier verleumdet hat.«

8
    Barberros Gesicht wurde starr. Man konnte förmlich sehen, wie die Gedanken hinter seiner zerfurchten Stirn einander jagten. Er war ungeschliffen und ein Ungeheuer, doch er war nicht dumm. Seine Augen wurden schmal.
    »Dieses verdammte Schwein!«, spie er aus.
    »Ihr Partner wollte nicht mit Ihnen in den Untergang gezogen werden. Er plante, Sie zu beseitigen, bevor Falier seine Aufmerksamkeit auf ihn richten konnte. Da er es selbst nicht mit Ihnen und Ihren Männern aufnehmen konnte, bediente er sich des anonymen Schreibens, um Falier und seine bezahlten Totschläger arbeiten zu lassen.«
    Manfridus schüttelte plötzlich den Kopf. »Anonyme Verleumdungen werden immer im Rat der Zehn diskutiert und überprüft, bevor man sich ihrer annimmt. So einfach ist es nicht, hier jemanden gewollt ins Unglück zu stürzen, wie immer behauptet wird.«
    »Falier ist ein einflussreiches Mitglied des Rates. Er brauchte das an ihn persönlich adressierte Schreiben nur nicht an seine Ratskollegen weiterzuleiten.«
    »Ich mach ihn kalt«, murmelte Barberro düster. »Ich reiß ihm die Augen raus und spucke in seinen Schädel. Ich zünde sein Haus an und röste ihn auf dem Feuer.«
    »Wer ist es?«, fragte ich beinahe sanft.
    Barberro sah auf und grinste kalt. Er begann zur Bettkante zu rutschen. Als Fiuzetta seine Bewegung spürte und sich die Klinge gegen ihre Haut presste, folgte sie ihm. Sie hob die Augen und starrte mich flehentlich an. Barberro stand auf und zerrte Fiuzetta mit sich in die Höhe. Sie keuchte und griff nach dem Gelenk der Hand, mit dem er das Messer hielt. Er lockerte seinen Griff etwas, und sie hustete.
    »Wozu willst du das wissen, Pfeffersack?«
    »Weil derjenige, der Sie bei Falier anschwärzte, auch mich verleumdet hat. Bei Ihnen.«
    Spöttisch ahmte er meinen bemüht ruhigen Tonfall nach. »Das könnte schon im Bereich der Wahrscheinlichkeit liegen.«
    »Niemand wird Sie aufhalten, wenn Sie dieses Zimmer verlassen. Wenn Sie wissen, dass ich nichts mit dem Tod Ihrer Besatzung zu tun habe, können Sie uns einfach in Ruhe lassen.«
    »Oh, so unschuldig bist du nicht. Hast du nicht gesagt, du hättest einen Polizisten auf mein Schiff geführt, um mich verhaften zu lassen?«
    Ich biss die Zähne zusammen und schwieg. Ich hatte offenbar schon zu viel gesagt. Barberro gab Fiuzetta einen Stoß, und sie machte einen Schritt vorwärts. Ich wich zurück, bis ich beiseite treten konnte. Barberro schob sich mit seiner Geisel an mir vorbei.
    »Der Schwarze legt sich auf den Boden, Gesicht nach unten, Arme und Beine gespreizt«, befahl er. »Die anderen setzen sich auf das Bett.«
    Moro gehorchte nach einem langen Blickwechsel mit Manfridus. Er schien sich kaum bewegen zu können vor unterdrückter Wut. Manfridus zog Jana in die Höhe und setzte sich auf das zerwühlte Laken. Ich blieb stehen. Barberro wies auffordernd mit dem Kinn auf mich und dann auf das Bett.
    »Was haben Sie vor?«, fragte ich rau.
    »Dein Püppchen kommt mit mir. Als Versicherung, dass du mir nicht hinterherläufst oder deinen Polizistenfreund zu Hilfe holst.«
    »Wann lassen Sie sie gehen?«
    Er legte den Kopf schief und genoss seine Überlegenheit. »Hab ich gerade ›gehen lassen‹ gehört?«
    »Sie nützt Ihnen nichts.«
    »So was sagt nur einer, der vom Geschäft nichts versteht. Du hast einen guten Geschmack bewiesen, als du dir deine Schlafmatte ausgesucht hast – Pech für dich.« Er klopfte Fiuzetta mit genau berechneter Grobheit auf den Leib. »Und ein Geschenk hast du mir auch gleich eingewickelt. Ich glaube, ich werde das Balg zur Welt kommen lassen und die beiden dann zusammen verkaufen. Du ahnst nicht, wofür es Kunden gibt. Das hilft mir, ein neues Unternehmen auf die Beine zu stellen. Ein gerechter Ausgleich, findest du nicht?«
    Ich hörte ein ersticktes Geräusch von Jana und dachte erschrocken: Gleich verrät sie sich!, aber Manfridus packte sie und hielt sie zurück. Barberro warf ihr

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