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Die schwarzen Wasser von San Marco

Die schwarzen Wasser von San Marco

Titel: Die schwarzen Wasser von San Marco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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verschaffen.«
    »Ihm nicht. Wie man hört, liebt er Austern geradeso wie Schnecken; wenn es aber Schnecken sind, dann solche, die in harte Muskeln verpackt sind.«
    »Das wird man wohl kaum zu hören bekommen, sonst wäre Falier nicht in der Position, in der er sich befindet.«
    »Oh, man muss sein Ohr nur an die richtigen Stellen legen, dann hört man alles, was man will.« Er grinste und zwinkerte mir zu. Etwas zog sich in mir zusammen; er ekelte mich an. Ich bemühte mich, ein ruhiges Gesicht beizubehalten. Es gab keine Möglichkeit, ihn hier von Fiuzetta zu trennen, ohne dass sie dabei zu Schaden kam. Ich musste ihn zur Aufgabe überreden. Er würde es nicht tun, solange wir seine Gegner waren. Er musste sich jemandem gegenübersehen, den er fürchtete. Ich hoffte, dass dieser Mann gerade an der Spitze eines Dutzend Bewaffneter vom Dogenpalast her in Richtung Herberge marschierte.
    »Falier würde sich nicht für jemanden aus Venedig dem Risiko aussetzen, mit Sodomie in Verbindung gebracht zu werden. Hier gibt es niemand, der ihm so nützlich sein könnte, dass es die Gefahr wert wäre.«
    »So ist es.«
    Viel brauchte es nicht, um darauf zu kommen. »Der genuesische Botschafter«, meinte ich ruhig.
    »Zu Gast seit einem guten halben Jahr im Hause des ehrenwerten consigliere  – und die männlichen Dirnen und Sklavenburschen gründlich leid.«
    Ich hatte einen schlechten Geschmack im Mund, als ich weitersprach. »Falier will die Gelüste seines einflussreichen Gastes befriedigen – und ihm beweisen, dass er das Unmögliche möglich machen kann. Dem Botschafter ist nach unverdorbener Haut zumute. Sie geben den Auftrag an Ihre Verbündeten unter den Piraten weiter, und diese kapern das Vergnügungsschiff eines jungen Prinzen im Schwarzen Meer. Ein perfektes Opfer für die perversen Wünsche von Faliers Gast.«
    »Wäre ein gutes Geschäft gewesen.«
    »Er hätte sich bestimmt nicht gefügt.«
    »Der hätte schon Gehorsam beigebracht bekommen«, lachte Barberro dreckig.
    »Bei Rara de Jadra?«
    Barberro zuckte zurück. Seine Augen weiteten sich. »Woher zum Teufel …«
    »Rara ist heute Morgen verhaftet worden.«
    »Die alte Schlampe. Ich hoffe, sie schlagen ihr den Kopf in Scheiben ab – bei den Füßen angefangen. Auf das Geld war sie scharf, aber mit mir wollte sie nicht reden. Hält sich für nichts Geringeres wie Falier. Ich kam mir schon vor wie ein Aussätziger bei dieser Sache.«
    Ich schloss die Augen und kämpfte den Schwindel nieder, der in meinem Inneren hochstieg. »Ein verwöhnter junger Prinz, der zeit seines Lebens nichts zu entbehren hatte: Rara hätte seinen Widerstand schnell gebrochen. Doch dem Jungen bekam die lange Seereise hierher nicht. Vielleicht hatte er sich auch zur Wehr gesetzt und war verletzt worden. Als er endlich in Ihre Hände kam, war er zu krank, um zu Rara gebracht, geschweige denn Falier präsentiert zu werden. Sie mussten sich nach Ersatz umsehen. Deshalb haben Sie so verzweifelt die Sklavenmärkte abgesucht und sogar versucht, einen der Komödianten zu überreden. Den entführten Jungen …«
    Ich brauchte nicht weiterzusprechen. Es war Barberros Augen anzusehen, dass er nicht die geringsten Gewissensbisse hatte, seinen Gefangenen zum Arsenal gebracht und dort ertränkt zu haben. Wenn eine Katze auf seinem Schiff keine Mäuse fing, erschlug er sie auch.
    »Ich habe sogar noch in den Hospitälern herumgesucht – gestern Nacht«, sagte er mit einem Unterton von echtem Selbstmitleid. »Darum war ich nicht auf dem Schiff, als Falier und seine Totschläger kamen.«
    »Warum haben Sie Falier nichts von dieser Geschichte erzählt? Vielleicht hätte er es verstanden.«
    Barberro schüttelte den Kopf. »Der Junge hat ein Vermögen gekostet.«
    »Und Falier zahlte im Voraus. Sein Geld war verloren, und Sie hatten es auch nicht mehr, denn Sie hatten ja die Piraten und Rara bezahlen müssen. Als das anonyme Schreiben bei ihm eintraf, musste er glauben, Sie hätten ihn betrogen. Deshalb hat Falier auch dieses grausame Exempel auf Ihrem Schiff statuieren lassen. Es wird als Signal bei denjenigen Kreisen, die über seine dunklen Machenschaften Bescheid wissen, ankommen und die Botschaft nicht verfehlen: Mit Leonardo Falier ist nicht zu spaßen.«
    »Wenn dieser Idiot nicht zugelassen hätte, dass ihm der Braten aus dem Feuer hüpft, wäre das alles nicht passiert«, knirschte Barberro.
    »Von welchem Idioten sprechen Sie? Ihrem Mittelsmann, den Sie brauchten, weil Falier und Rara

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