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Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Titel: Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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machen. Um Viertel nach sechs war sie wieder bei Quinn gewesen und hatte dort noch eine halbe Stunde gebügelt.
    »Sie haben ihm einen Zettel hingelegt, Mrs. Evans?«
    »Ja, er sollte sich nicht wundern, weil ich noch nicht fertig war.«
    »Das war gegen vier, sagen Sie?«
    Sie nickte und bekam es plötzlich mit der Angst zu tun. War der arme Mr. Quinn vielleicht an dem Freitag abend gestorben, gerade als sie gegangen war?
    »Wir haben den Zettel im Papierkorb gefunden, Mrs. Evans.«
    »Ja, das dachte ich mir. Er hat ihn zusammengeknüllt.«
    »Ja, sicher.« Lewis ertappte sich bei dem Gedanken, daß er Morse herbeiwünschte, aber er schüttelte diese Anwandlung rasch wieder ab. Die Sache begann interessant zu werden. »Sie haben den Zettel ins Wohnzimmer gelegt?«
    »Ja, aufs Sideboard. Ich hab Ende des Monats immer einen Zettel hingelegt. Wenn wieder vier Wochen um waren … na, Sie wissen schon …«
    »Hm. Können Sie sich erinnern, ob Mr. Quinns Wagen in der Garage stand, als Sie zurückkamen?«
    »Nein, Sergeant, tut mir leid, aber es hat geregnet, und ich war mit dem Rad da, und da hab ich’s eilig gehabt. Und wieso hätt ich auch in die Garage schauen sollen. Ich meine –«
    »Sie haben Mr. Quinn nicht gesehen?«
    »Nein.«
    »Ist auch nicht weiter wichtig. Es liegt uns natürlich daran –«
    »Glauben Sie, daß er am Freitag abend gestorben ist?«
    »So würde ich das nicht sagen. Aber wenn wir feststellen könnten, um welche Zeit er aus dem Büro gekommen ist, wäre das eine große Hilfe für uns. Wer weiß, vielleicht war er am Freitag abend auch gar nicht zu Hause.«
    Mrs. Evans runzelte leicht verblüfft die Stirn. »Ich kann Ihnen sagen, wann er nach Hause gekommen ist.«
    Es war plötzlich sehr still im Zimmer, und Lewis sah gespannt auf. »Wie meinten Sie, Mrs. Evans?«
    »Ja, also, ich hab ihm doch diesen Zettel hingelegt, und den muß er gesehen haben.«
    »Er muß ihn gesehen haben, sagen Sie?«
    »Genau. Sie haben gesagt, daß er im Papierkorb gelegen hat.«
    Lewis lehnte sich wieder zurück, und seine Erregung verebbte.
    »Aber leider wissen wir ja nicht, wann er den Zettel gefunden hat.«
    »Nein, nein, so meine ich das nicht. Er hatte den Zettel gesehen, ehe ich um Viertel nach sechs zurückkam. Er hat mir nämlich was aufgeschrieben, und –«
    »Er hat Ihnen was aufgeschrieben?«
    »Ja. Daß er zum Einkaufen ist oder so, genau weiß ich es nicht mehr.«
    Lewis fing noch einmal von vorn an. »Sie haben ihm also um vier den Zettel hingelegt und sind um Viertel nach sechs wieder hingegangen.«
    »Genau.«
    »Und wann ist er Ihrer Meinung nach heimgekommen? Gegen fünf?«
    »Ja, das war seine übliche Zeit, glaube ich.«
    »Und das, was er aufgeschrieben hat, war ganz sicher für Sie bestimmt?«
    »Ja. Mein Name stand drauf.«
    »Erinnern Sie sich vielleicht noch genau, was er aufgeschrieben hat?«
    »Nein, aber wissen Sie was? Vielleicht hab ich den Zettel noch, in der Schürze oder so. Ich trag nämlich immer –«
    »Könnten Sie wohl mal nachsehen?«
    Mrs. Evans ging in die Küche, und Lewis flehte die Götter an, ihm ausnahmsweise hold zu sein. Ihm war fast schlecht vor Erleichterung, als sie mit einem kleinen gefalteten Zettel zurückkam. Mit der tiefen Ehrfurcht eines Druiden, der über heiligen Runen brütet, las er:
    »Mrs. E. Bin einkaufen, bald wieder da. N. Q.«
    Es war eine denkbar kurze Mitteilung, aber er war sich ihrer großen Bedeutung wohl bewußt.
    »Einkaufen? Um diese Zeit? Bißchen komisch, was?«
    »Find ich nicht. Am Freitag hat der der Supermarkt bis neun auf.«
    »Ist das der Quality ?«
    »Ja. Er ist direkt hinter dem Haus. Es führt ein Fußweg hin, und jetzt, wo der Zaun weg ist, kann man direkt vom Garten aus rüberlaufen.«
    Fünf Minuten später bedankte sich Lewis überschwenglich und ging. Der Alte würde sich freuen.
     
    Kurz nach eins betrat Monica die Bar. Sie entdeckte Morse sofort (der tat, als sähe er sie nicht), ließ sich einen Gin-Campari geben und trat zu ihm.
    »Darf ich Sie zu einem Drink einladen, Inspector?«
    Morse sah auf und schüttelte den Kopf. »Irgendwie ist mir heute nicht nach Bier.«
    »Im Gegensatz zu gestern.«
    »Wieso?«
    Sie setzte sich neben ihn und sagte nah an seinem Ohr: »Ich hab’s an Ihrem Atem gemerkt.«
    »Sie hatten auch ein sehr hübsches Parfüm«, gab Morse zurück. Aber er wußte, daß dies nicht die Zeit für ein romantisches Abenteuer war. Man merkt die Absicht, und man wird verstimmt …
    »Ich hab mir gedacht,

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