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Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Titel: Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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mit dem metrischen System anfreunden können und war ein aficionado, der Schwierigkeiten mit der Schreibweise dieses Wortes hatte. Aber Busenwunder Inga hörte sich durchaus vielversprechend an, fand Morse, und sicher nicht nur für ihn. Vielleicht auch für Leute, deren Chef am Freitag nachmittag nicht im Haus war? Er schlug die Nummer im Telefonbuch nach und ließ sich mit dem Geschäftsführer verbinden, der sich erstaunlicherweise als eine Geschäftsführerin entpuppte.
    »Ja, Sir, wir können unsere Karten zurückverfolgen. Gelb, sagten Sie? Parkett hinten? Doch, dazu kann ich sicher etwas sagen. Die Karten sind blockweise durchnumeriert, wir notieren die Nummern bei der Ausgabe bei Beginn der Matinee und bei der Sechs-Uhr- und der Zehn-Uhr-Vorstellung. Dürfte ich um die Nummer bitten?«
    Morse empfand eine seltsame Erregung, als er sie vorlas.
    »Eine Minute, Sir.« Es wurden drei oder vier, und Morse spielte nervös mit den Telefonbuchseiten. »Sind Sie noch dran? Ganz recht, Freitag letzter Woche. Eine der ersten Karten, die wir verkauft haben. Einlaß war um Viertel nach eins, die Vorstellung fing um halb zwei an. Die erste verkaufte Karte im Parkett hinten war Nummer 93 543, die Karte dürfte also in den ersten fünf bis zehn Minuten ausgegeben worden sein. Wenn wir aufmachen, stehen meist schon fünf bis sechs Besucher vor der Tür –«
    »Das wissen Sie genau?«
    »Ganz genau, Sir. Wenn Sie wollen, können Sie sich ja persönlich überzeugen.«
    Der Stimme nach schien sie jung und hübsch zu sein.
    »Vielleicht komme ich darauf zurück. Was läuft denn im Augenblick?«
    Das klang hoffentlich harmlos genug.
    »Ich glaube nicht, daß das so ganz Ihre Kragenweite ist, Inspector.«
    »Kann man nie wissen, Miss.«
    »Mrs. Fragen Sie nach mir, ich besorge Ihnen eine Freikarte.«
    Geschenktem Gaul, dachte er ein wenig melancholisch, schaut man nicht ins Maul. Aber darum ging es eigentlich gar nicht. Er hatte nur Angst, gesehen zu werden. Wenn sie zum Beispiel gesagt hätte …
    Aber dafür sagte sie jetzt etwas anderes, was Morse einen regelrechten Ruck gab. »Vielleicht interessiert es Sie, daß mir letzte Woche jemand schon eine ähnliche Frage gestellt hat, und –«
    »Was?« entfuhr es ihm ziemlich laut. Leiser setzte er hinzu: »Würden Sie das noch einmal wiederholen, bitte?«
    »Ich sagte, daß jemand –«
    »Wissen Sie noch, wann das war?«
    »Da muß ich überlegen. Es kommt schließlich nicht allzuoft vor, daß –«
    »War es am Freitag«, fragte Morse aufgeregt und voller Ungeduld.
    »Ich weiß nicht, ich überlege noch. Es war ein Nachmittag, das weiß ich, denn ich hatte gerade an der Kasse ausgeholfen, als das Telefon ging, und ich habe selber abgehoben.«
    »Am frühen Nachmittag?«
    »Nein, bestimmt nicht. Moment. Es war … Augenblick mal …«
    Morse hörte einen Wortwechsel im Hintergrund, dann wieder die Stimme der Geschäftsführerin. »Ich glaube, es war irgendwann am späten Nachmittag. So gegen fünf. Tut mir wirklich leid, daß ich nicht –«
    »Und Sie meinen, es könnte am Freitag gewesen sein?«
    »Ja. Oder Samstag. Ich kann einfach nicht –«
    »War es ein Mann?«
    »Ja. Er hatte eine angenehme Stimme. Gebildet … Sie wissen schon, was ich meine.«
    »Was hat er gefragt?«
    »Ein bißchen komisch war das schon. Er hat gesagt, daß er Krimis schreibt und ein paar Einzelheiten checken will.«
    »Was für Einzelheiten?«
    »Er wollte seinen Detektiv eine Kinokarte mit einer bestimmten Nummer finden lassen und hat gefragt, wie viele Stellen die Numerierung hat.«
    »Und das haben Sie ihm gesagt?«
    »Nein. Ich hab gesagt, er kann vorbeikommen, wenn er will, aber die Sache war so ein bißchen … Heutzutage kann man ja nicht vorsichtig genug sein.«
    Morse schnaufte heftig in den Hörer. »Verstehe. Ja, dann vielen Dank, es war sehr freundlich von Ihnen. Wie gesagt, ich glaube nicht, daß ich Sie noch einmal werde belästigen müssen.«
    »Keine Ursache, Inspector.«
    Morse legte auf und pfiff leise vor sich hin. Hatte jemand schon vor dem Dienstagvormittag Quinns Leiche und die Kinokarte gefunden? Lange vor dem Dienstagvormittag? Es konnte der Samstag gewesen sein, hatte die Geschäftsführerin gesagt. Der Freitag kam nicht in Frage. Gegen fünf, hatte sie gesagt. Morse sah noch einmal in die Oxford Mail. Da stand es: Die Nymphomanin. 13.30-15.20. Am Freitag hatte sich Quinn bis zwanzig nach drei an Inga Nielssons üppigen Kurven geweidet, und es hätte wohl einiges dazugehört,

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