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Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Titel: Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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ihn vor Ende des Films aus dem STUDIO 2 zu locken. Es sei denn … Und endlich ging ihm ein Licht auf. Einiges sprach dafür, daß Quinn am Freitag nachmittag nicht allein im STUDIO 2 gesessen hatte.
     

13
     
    Als Morse am nächsten Nachmittag um zwei mit Lewis in der Pinewood Close stand und auf Mrs. Jardine wartete, versuchte er – ohne viel Erfolg –, die Erinnerung an die quälenden Vormittagsstunden hinter einem gnädigen Schleier des Vergessens verschwinden zu lassen. Mr. und Mrs. Quinn waren mit dem Zug von Huddersfield gekommen und hatten trotz der Katastrophe, trotz Tränen und Herzweh, eine stille, tapfere Würde gewahrt. Morse hatte Mr. Quinn senior zur offiziellen Identifizierung seines Sohnes ins Leichenschauhaus begleitet und dann mit dem Ehepaar über eine Stunde in seinem Büro gesessen. Er hatte den beiden nicht viel sagen und außer konventionellen Beileidsbekundungen nichts bieten können. Als das unglückliche Paar in den Wagen stieg, der sie nach Oxford zurückbrachte, empfand er große Bewunderung, aber seine Erleichterung war womöglich noch größer. Das Gespräch hatte ihn sehr betroffen gemacht, und abgesehen von einer kurzen Information für einen Reporter der Oxford Mail war er nicht in der Stimmung gewesen, sich mit den ständig vervielfachenden Hinweisen zu den letzten Lebensstunden von Nicholas Quinn auseinanderzusetzen.
    Zwei Arbeiter reparierten die Straßenlaterne vor Nummer 1, und Morse ging zu ihnen hinüber. »Wird wohl nicht lange dauern, bis sie wieder eingeschmissen wird, was?«
    »Kann man nie wissen, Sir. Aber eigentlich haben wir hier in der Gegend wenig Vandalismus, stimmt’s, Jack?«
    Aber Morse kam nicht mehr dazu, sich Jacks Meinung zu den Rowdys vor Ort anzuhören, denn jetzt fuhr Mrs. Jardine vor. Sie gingen hinein und setzten sich auf eine halbe Stunde ins Vorderzimmer. Mrs. Jardine erzählte ihnen, was sie von ihrem verstorbenen Mieter wußte. Daß er Mitte August zu ihr gekommen war; daß sie kurz mit Bartlett über ihn gesprochen hatte (den Quinn als Referenz genannt hatte); daß er sehr adrett gewesen sei und seine Miete immer pünktlich bezahlt habe; wie er seine Wochenenden zu verbringen pflegte. Bereitwillig und nach bestem Wissen und Gewissen beantwortete sie die Fragen, die Morse ihr stellte, aber er erfuhr nichts Neues von ihr. Quinn war offenbar ein Mustermieter gewesen. Still, gesittet, ohne Plattenspieler. Freundinnen? Nicht, daß ich wüßte, sagte Mrs. Jardine. Verhindern kann man so was natürlich nicht, aber es ist mir lieber, wenn meine Mieter … nun ja, sich benehmen. Die Mieter im ersten Stock? Ja, die hatten sich wohl recht gut mit Mr. Quinn verstanden. Genau wußte man das natürlich nie. Bloß gut, daß Mrs. Greenaway am Dienstag nicht im Haus gewesen war. Man konnte doch nie wissen, bei so einem Schock … So hatte eben doch alles noch sein Gutes.
    Es war wieder ein kühler Nachmittag, und Morse stand auf, um den Gasofen einzuschalten. Er drehte den Automatikschalter bis zum Anschlag, aber es tat sich nichts.
    »Da nützen nur Streichhölzer, Inspector, diese Dinger funktionieren nie so, wie sie sollen. Was einem die Hersteller alles zumuten …«
    Morse riß ein Streichholz an, und eine orangefarbene Flamme züngelte hoch.
    »Berechnen Sie Gas und Strom extra?«
    »Nein, das ist in der Miete mit drin«, gab Mrs. Jardine zurück, beeilte sich aber hinzuzufügen, als wolle sie vermeiden, in den Geruch übertriebener Großzügigkeit zu kommen, daß die Mieter natürlich das Telefon gemeinsam bezahlen müßten.
    Morse sah sie ein wenig ratlos an. »Das verstehe ich nicht ganz.«
    »Sie haben einen Gemeinschaftsanschluß. Ein Apparat steht oben im Schlafzimmer der Greenaways, einer hier im Zimmer.«
    »Ach so«, sagte Morse leise.
    Als die Hauswirtin gegangen war, gingen die beiden Beamten in das Zimmer, in dem man Quinn gefunden hatte. Die Vorhänge waren jetzt zurückgezogen, aber es war noch genauso düster wie bei ihrem ersten Besuch und entschieden kälter. Morse bückte sich und betätigte den Schalter, aber er bemühte sich vergebens.
    »Wahrscheinlich sind keine Batterien drin, Sir.« Lewis machte eine seitliche Klappe auf und förderte zwei dicke Batterien zutage, die mit einer schmierig-schimmeligen Ablagerung bedeckt waren.
     
    Am Donnerstag vormittag durfte Joyce Greenaway die Intensivstation des John Radcliffe Hospital verlassen. Als eine frühere Schulfreundin sie um halb drei besuchte, lag sie in einem freundlichen Zimmer

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