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Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Titel: Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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Ermittlungen im Mordfall N. Quinn, Pinewood Close 1, Kidlington, der dort am Dienstagvormittag von einem Kollegen des Verbandes für Auslandsprüfungen tot aufgefunden wurde, bittet die Polizei um die Meldung von Zeugen, die Quinn am Freitag, dem 21. November, oder am Samstag, dem 22. November, gesehen haben. Chief Inspector Morse, der die Ermittlungen leitet, erklärte heute: Ein diesbezüglicher Hinweis könne von entscheidender Bedeutung für die Festsetzung der Todeszeit sein. Die Leichenschau findet am Montag statt.«
     
    Lewis besah sich das Foto neben der Meldung und gab dann Dickson die Zeitung zurück. In seiner Tasche steckte das Original, das die Quinns auf Bitte von Morse aus Huddersfield mitgebracht hatten. Manchmal nahm Morse durchaus die Dreckarbeit auf sich, das mußte man ihm lassen. Im Vergleich damit war der Auftrag, mit dem er, Lewis, betraut war, das reinste Kinderspiel.
     
    Der junge Filialleiter war schnell gefunden und gab bereitwillig Auskunft über die vielfältigen Informationsmöglichkeiten, die in dem von Lewis mitgebrachten Zettelchen von der Rolle steckten. Oben das Datum, rechts der »Kundencode«, darunter die gekauften Waren, nach Abteilungen aufgeschlüsselt und mit römischen Ziffern von I bis IV gekennzeichnet. Unten die Nummer der Kasse. Der »Kundenfluß« war – mit hohen Umsätzen den ganzen Tag über – freitags ziemlich konstant, wie Lewis erfuhr. Die aufgeführten Posten waren mit ziemlicher Sicherheit (obgleich der Filialleiter sich hier nicht festlegen mochte) am späten Nachmittag oder frühen Abend gekauft worden. Leider fiel der kleinen Dicken mit dem Watschelgang von Kasse 3 nichts dazu ein. Nicht einmal der Hauch einer Erinnerung streifte sie, als ihr das Foto gezeigt wurde. Schließlich mußte sie ja die Waren im Auge behalten, ein Blick auf die Kunden war da selten drin. Da konnte man nichts machen.
    Lewis bedankte sich bei dem Filialleiter des Quality -Supermarktes in Kidlington und zog ab. Morse würde vielleicht nicht begeistert sein, aber alle Hinweise deuteten ganz klar in eine Richtung.
     
    »Aber warum hast du es mir denn nicht gesagt? Es muß dir doch klargewesen sein …«
    »Komm, Joyce, du weißt ganz genau warum. Es hätte dich aufgeregt, und wir –«
    »Es hätte mich lange nicht so aufgeregt wie jetzt, wo ich’s in der Zeitung gelesen habe.«
    Er schüttelte bekümmert den Kopf. »Und ich hab gedacht, es ist am besten so, Schatz. Aber so geht’s einem manchmal – wie man’s macht, ist es falsch.«
    »Ich versteh schon.« Aber natürlich hatte er nichts verstanden. Wie sollte er auch.
    »Wie gesagt, du brauchst dich um gar nichts zu kümmern. Wenn’s dir wieder bessergeht, können wir alles in Ruhe besprechen. In ein paar Wochen hat sich der Wirbel gelegt, und jetzt haben wir ja erst mal ein Dach über dem Kopf.«
    Der Ärmste, er hatte das alles in die falsche Kehle gekriegt. Joyce hatte bisher noch keinen Gedanken auf die Frage verschwendet, ob sie die Wohnung in der Pinewood Close behalten sollten oder nicht. Im Augenblick drückte sie eine viel größere Sorge, aber davon würde sie ihm nichts sagen. Noch nicht jedenfalls.
     

14
     
    Christopher Roope war sofort zu einem Treffen mit Morse bereit gewesen. Am Freitag, kurz nach zwölf, im Schwarzen Hund in St. Aldates, gegenüber dem großen Portal von Christ Church. Es könne ein paar Minuten später werden, hatte Roope vorsorglich gesagt, er habe bis zwölf ein Tutorium. Aber Morse hatte ein Bier vor sich stehen und konnte warten. Er war sehr gespannt auf die Begegnung mit dem jungen Chemiker, denn falls ein Außenstehender bei dem Mord an Quinn seine Hand im Spiel gehabt hatte, war in seinen Augen Roope der wahrscheinlichste Kandidat. Er hatte schon etliche interessante Fakten über ihn gesammelt. Erstens wußte er jetzt, daß Roope einige Zeit für eine Tochtergesellschaft von Gulf Petroleum gearbeitet hatte und daher durchaus Kontakte zu einflußreichen Leuten gehabt haben konnte. Denn irgendwann mußte es zu einem Geschäft gekommen sein, in dessen Verlauf (wenn auch später) Bland in Oxford veranlaßt worden war, auf schändliche, aber äußerst lukrative Art und Weise das Vertrauen der Öffentlichkeit zu täuschen. Zweitens war Roope Chemiker, und Quinns Mörder besaß beträchtliches Fachwissen, was die tödlich wirkende Dosierung von Zyankali betraf. Drittens war es Roope gewesen, der am vergangenen Freitag zu einer sehr entscheidenden Zeit – nach Noakes’ Aussage etwa um

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