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Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Titel: Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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wurde still, alle schienen den Atem anzuhalten, als Morse langsam den Zeugenstand verließ. Einen Augenblick blieb er vor Richard Bartlett stehen, dann ging er weiter. Vorbei an Mrs. Evans. An Mrs. Jardine. An Martin. An Bartlett. An Monica Height. Vor Roope machte er halt.
    »Christopher Algernon Roope, ich habe einen Haftbefehl für Sie im Zusammenhang mit dem Mord an Nicholas Quinn.« Die Worte hallten im Saal nach. Noch immer wagten die Anwesenden kaum zu atmen. »Es ist meine Pflicht, Ihnen mitzuteilen –«
    Roope sah Morse fassungslos an. »Was, zum Teufel, soll das?«
    Sein Blick ging nach links und nach rechts, als schätze er die Chancen einer schnellen Flucht ab. Aber rechts stand der stämmige Constable Dickson, und von links legte ihm Lewis eine schwere Hand auf die Schulter.
    »Sie sind hoffentlich vernünftig und kommen freiwillig mit, Sir.«
    »Und Sie wissen hoffentlich, was für ein schwerer Mißgriff Ihnen da unterlaufen ist«, krächzte Roope. »Ich weiß wirklich nicht –«
    »Sparen Sie sich das für später«, sagte Morse scharf.
    Aller Blicke waren auf Roope gerichtet, als er, flankiert von Dickson und Lewis, den Saal verließ. Noch immer sagte niemand etwas. Es war, als seien sie alle der Sprache beraubt, hätten ein Wunder erlebt oder der Gorgo ins Antlitz gesehen.
    Bartlett war der erste, in den wieder Bewegung kam. Mit ungläubigem Gesicht und automatenhaften Bewegungen ging er auf seinen Sohn zu. Monicas Blick wanderte los, und sie merkte, daß Donald Martin sie ansah. Man mußte sehr genau hinsehen, um es zu erkennen – das kaum wahrnehmbare Kopfschütteln, den warnenden Blick. Halt den Mund, du Idiot, schien dieser Blick zu sagen.
     

25
     
    »Sie hatten in dieser bösen Geschichte Glück und Pech, Roope. Das Glück haben Sie nach Kräften ausgenutzt. Ihr Pech war, daß manches geschah, was niemand, nicht einmal Sie, hätte voraussehen können. Sie haben zwar geschickt agiert – ja, fast wäre es Ihnen gelungen, die Dinge zu Ihrem Vorteil zu wenden –, aber mit Ihrer Superschläue haben Sie sich doch ein bißchen übernommen. Daß ich es mit einem ungewöhnlich gerissenen, einfallsreichen Mörder zu tun hatte, war mir klar. Aber letzten Endes war es gerade Ihre Gerissenheit, die Sie verraten hat.«
    Sie saßen zu dritt im Vernehmungsraum 1 – Morse, Lewis, Roope. Lewis, dem Morse nachdrücklich eingeschärft hatte, den Mund zu halten und sich auf keinen Fall provozieren zu lassen, saß an der Tür. Morse und Roope saßen sich an dem kleinen Tisch gegenüber. Morse, der Jäger, strahlte Selbstsicherheit aus, seine Stimme war gelassen, fast liebenswürdig. »Soll ich fortfahren?«
    »Wenn es sein muß … Ich habe Ihnen schon erklärt, daß Sie sich unheimlich lächerlich machen, aber Sie wollen sich ja nichts sagen lassen.«
    Morse nickte. »Nun gut. Wir fangen am besten in der Mitte an. zu dem Zeitpunkt, als Sie die Geschäftsstelle betraten. Am vergangenen Freitag um 16 Uhr 25. Dort begegneten Sie zunächst Noakes, dem Hausmeister, der auf dem Gang eine Leuchtröhre auswechselte. Aber Sie merkten bald, daß sonst kein Mensch da war, erzählten etwas von Papieren, die Sie bei Dr. Bartlett abgeben wollten, und weil er nicht im Haus war, hatten Sie einen guten Grund vorzugeben, Sie wollten statt dessen einen seiner Mitarbeiter sprechen. Natürlich schauten sie auch bei Quinn herein, und alles war so, wie Sie es erwartet, wie Sie es geplant hatten. Alles war geschickt so arrangiert, daß man den Eindruck haben mußte, Quinn sei im Büro oder würde zumindest in Kürze dort erscheinen. Den ganzen Freitag über hatte es – Glück für Sie – heftig geregnet; und über Quinns Sessel hing sein grüner Anorak. Wer hätte bei solchem Wetter das Haus ohne Mantel verlassen? Und die Schränke standen offen. In den Schränken waren Prüfungsunterlagen, und Bartlett pflegte Gift und Galle zu spucken, wenn einer seiner Mitarbeiter nachlässig in Sicherheitsfragen war. Quinn ist erst seit kurzer Zeit bei dem Verband tätig, die Notwendigkeit ständiger Wachsamkeit war ihm vermutlich bis zum Überdruß eingebleut worden. Doch was tut er, Roope? Er geht aus dem Haus, ohne seine Schränke abzuschließen. Gleichzeitig haben wir aber einen Hinweis darauf, daß sich Quinn gewissenhaft an die Anweisungen des Geschäftsführers gehalten hat. Bei Antritt seiner Stellung ist ihm gesagt worden, daß er ohne weiteres tagsüber aus dem Haus gehen kann, sofern er hinterläßt, wo er zu erreichen ist. Das

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