Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Titel: Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
Vom Netzwerk:
Dick gedruckt stand auf der oberen Hälfte: Kaliumzyanid.
     
    In der Summertown Health Clinic wurde Morse gleich zu Dr. Parker geführt.
    »Ja, Inspector, ich habe Mr. Ogleby betreut. Sieben oder acht Jahre müssen es gewesen sein. Ein sehr trauriger Fall. Möglich, daß man etwas entdeckt hätte, aber ich bezweifele es sehr. Eine außergewöhnlich seltene Blutkrankheit, wir tappen da alle noch ziemlich im dunkeln.«
    »Sie hätten ihm noch ein Jahr gegeben, sagen Sie?«
    »Eineinhalb vielleicht, länger nicht.«
    »Und das wußte er?«
    »Aber ja. Er bestand darauf, alles zu erfahren. Und es wäre ja auch sinnlos gewesen, es ihm zu verschweigen. Medizinisch gesehen war er vorzüglich im Bilde. Er wußte mehr über seine Krankheit als ich. Oder als die Spezialisten im Radcliffe.«
    »Glauben Sie, daß er es jemandem gesagt hat?«
    »Das möchte ich bezweifeln. Ein, zwei guten Freunden vielleicht. Aber ich weiß nichts über sein Privatleben. Vielleicht hatte er gar keine guten Freunde.«
    »Warum sagen Sie das?«
    »Er war … ja, er war so etwas wie ein Einzelgänger. Ziemlich verschlossen.«
    »Hatte er starke Schmerzen?«
    »Das glaube ich nicht. Gesagt hat er jedenfalls nichts davon.«
    »Er war kein Selbstmordtyp, oder?«
    »Kaum. Auf mich machte er einen ziemlich ausgeglichenen Eindruck. Hätte er sich umbringen wollen, hätte er einen schnellen, unkomplizierten Weg gewählt.«
    »Und was ist Ihrer Meinung nach die schnellste und unkomplizierteste Möglichkeit?«
    Parker zuckte die Schultern. »Ich selbst würde wahrscheinlich eine sicher wirkende Dosis Zyankali nehmen.«
    Morse ging nachdenklich zum Wagen. Das Gespräch hatte ihn traurig gemacht, ihm aber nicht viel weitergeholfen. Jetzt konnte er nur noch hoffen, daß Margaret Freeman an diesem Samstagabend nicht zum Tanzen gegangen war.
     
    Lewis hatte zwar beim besten Willen nicht einzusehen vermocht, was der Chief Inspector diesmal im Schilde führte, aber die ihm übertragene Aufgabe war ihm durchaus nicht unsympathisch gewesen.
    Joyce Greenaway war sehr nett und hilfsbereit und bemühte sich redlich, die seltsamen Fragen des Sergeant zu beantworten. Sie könnte, wie sie schon Inspector Morse gesagt hatte, nicht beschwören, daß der Name wirklich Bartlett gewesen war, und wieso sie versuchen sollte, sich daran zu erinnern (sie gab sich trotzdem große Mühe), ob er als Bartlett oder als Dr. Bartlett angesprochen worden war, wollte ihr nicht recht einleuchten. Und die Stimme würde sie nicht wiedererkennen, das wußte sie genau. Sie hörte sowieso nicht besonders gut, und … na ja, so ohne weiteres erkannte man eben eine Stimme nicht wieder. Worüber sie gesprochen hatten? Es war wohl um eine Verabredung gegangen. Aber wann, wo, warum … nein, keine Ahnung.
    Lewis notierte alles, und als er fertig war, schäkerte er noch pflichtschuldigst ein bißchen mit dem kleinen Bündel am Bett.
    »Haben Sie Kinder, Sergeant?«
    »Zwei Töchter.«
    »Einen Mädchennamen hatten wir schon.«
    »Für Jungen gibt es aber auch eine Menge hübscher Namen.«
    »Das stimmt, aber … Wie heißen Sie mit Vornamen, Sergeant?«
    Lewis sagte es ihr. Er schätzte seinen Vornamen nicht sonderlich.
    »Und der Inspector?«
    Lewis runzelte die Stirn. Komisch eigentlich – daß Morse ja auch einen Vornamen haben mußte, war ihm noch nie in den Sinn gekommen.
    »Das weiß ich nicht. Ich hab noch nie erlebt, daß ihn jemand mit dem Vornamen angeredet hat.«
     
    Vom John Radcliffe aus fuhr Lewis zum Bahnhof. Die Stadt hatte vier Taxiunternehmen, und Lewis bekam sehr widersprüchliche Ratschläge zur Lösung der ihm gestellten Aufgabe. Es hätte eigentlich relativ einfach sein müssen festzustellen, wer (wenn überhaupt) am 21. November gegen 16 Uhr 20 Roope vom Bahnhof zur Geschäftsstelle gefahren hatte, aber es war nicht einfach. Und als Lewis seine Runde beendet hatte, dachte er bei sich, daß die Antwort, die er mitbrachte, bestimmt nicht die war, die Morse erwartet oder erhofft hatte.
    Es war schon nach halb neun, als Lewis endlich im Littlemore Hospital eintraf.
     
    Dr. Addison, der heute Nachtdienst hatte, war selbst kaum mit Richard Bartletts Fall befaßt gewesen, wußte aber natürlich davon. Er holte die Akte, weigerte sich aber, sie Lewis zur Durchsicht zu überlassen. »Sie enthält bestimmte, sehr persönliche Daten, und vermutlich kann ich Ihnen die Auskunft, die Sie brauchen, auch geben, ohne daß –«
    »Einzelheiten über Mr. Bartletts Leiden interessieren mich

Weitere Kostenlose Bücher