Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition)
Freunde um meine Mutter gewesenzu sein und für mich ein guter Zeitpunkt für eine Pause.
Ich zog den Badeanzug an und nahm das Handtuch vom Haken neben der Eingangstür. Der Weg zum Steg war schon jetzt für mich das Highlight des Morgens. Auf dem Steg waren noch Überreste der Jubilee-Party: eine Bierdose, ein paar zwischen den Brettern eingeklemmte Krabbenschalen, halb abgebrannte Kerzen auf den Holztischen. Ich lächelte bei dem Gedanken, dass ich dabei gewesen war.
Ich schwamm still vor mich hin, ließ den Kopf leer werden und nur die Geräusche des Wassers, das Brummen eines Motors in der Ferne, das dumpfe Stoßen eines Bootes gegen einen Pfeiler, das Kreischen einer Möwe in meine Gedanken dringen. Danach kletterte ich auf den Steg und sah Birdie am Zaun stehen. Ich winkte, sie winkte zurück und kam zu mir herüber. »Du hast ausgeschlafen. Sehr gut.«
Ich lächelte und ließ sie in dem Glauben.
»Magst du ein spätes Frühstück?«
»Ich liebe ein spätes Frühstück.«
Heute hatte sie Hash Browns und Rührei gemacht, und ich saß mit nassen Haaren und in einem alten T-Shirt und Shorts in der gelben Küche.
»Die Party war wirklich toll. Wusstest du, dass Onkel Cotton kommen würde?«, sagte ich.
Sie grinste, als würde sie ein großes Geheimnis hüten. »Ja. Ich wusste, dass er beim Buchfestival auftreten würde, also habe ich ihn eingeladen. Er hat eigentlich nicht viel für Partys übrig, aber als er erfuhr, dass du hier bist, wollte er dich überraschen.«
»Das ist ihm gelungen. Ich habe ihn zuerst nicht malerkannt, was ziemlich peinlich ist, schließlich ist er mein Onkel. Und dass er gerade jetzt auch hier ist …«
»Na ja, er ist ziemlich oft hier.«
»Er lebt in Asheville.«
»Ja …« Birdie wandte sich ab und wechselte das Thema. »Und, hast du neue Leute kennengelernt?«
»Ein paar.«
»Hast du die Journalistin getroffen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Welche Journalistin?«
»Eine Frau vom Coastal Living , die einen Artikel über ›Mythische Küstenhäuser‹ schreiben möchte, darunter auch das Sommerhaus. Ich will eigentlich nicht, dass jemand zu viele Fragen über mein Haus stellt, aber vermutlich kommen die Antworten besser von mir als durch die Gerüchteküche.«
»Oh, das ist doch fantastisch. Bestimmt kennst du ein paar tolle Geschichten.«
Birdie zuckte die Achseln. »Mal sehen.«
»Kann ich dich was fragen?«
»Über das Haus?«
»Nein … Kennst du Micah Reynolds oder Otis Shepherd?«
Birdie sah mich scharf an. »Warum fragst du?«
»Warum hast du mir nicht erzählt, dass Cotton auch zu eurer Sommerclique gehörte?«
»Namen sind unwichtig. Was zählt, sind unsere Taten.«
»Nun, er hat mir die Namen genannt, und ich würde gern mit ihnen sprechen. Nur so … mit ihnen reden.«
»Otis ist vor Jahren gestorben, aber Micah lebt draußen an der Route 66. Er hat in der Stadt ein Büro. Er ist unser Landrat, ein erstaunlicher Mensch, hat acht Kinder undeine unüberschaubare Schar von Enkelkindern, die alle hier leben und sich für das Gemeinwohl einsetzen.«
Ich schob mein Rührei hin und her, ohne davon zu essen. »Meinst du, er würde mir etwas über den Sommer damals erzählen?«
»Sicher, er ist sehr stolz auf all das. Er glaubt, dass wir sein Leben und das Leben seiner Familie verändert haben. Er kann tolle Geschichten erzählen. Bestimmt trifft er sich gern mit dir. Aber erwarte nicht, dass er dir sagt, was du wissen willst, Ellie. Das wird er nicht tun. Wenn du wissen willst, was wir damals getan haben, wie der Sommer für uns alle war, dann wird er dir gerne antworten.«
»Ist er Afroamerikaner?«, fragte ich.
»Natürlich.«
Ich nickte, stand auf und gab ihr einen Kuss. »Danke fürs Frühstück.«
Sie sah auf meinen Teller. »Ich koche nie wieder für dich, wenn du das nicht aufisst.«
Ich setzte mich. »Du hast recht. Ich freue mich so auf den Tag, dass ich losrenne, ohne zu Ende zu essen.« Dabei gabelte ich das bereits lauwarme Rührei auf. Birdie und ich sprachen über das Wetter und die Party, über Klatsch und Tratsch und die Kommunalwahl.
»Weißt du, was ich denke?«, fragte ich.
Sie lachte. »Keine Ahnung.«
»Du bist die erstaunlichste Frau, der ich je begegnet bin, und meine Mutter konnte sich glücklich schätzen, dass du ihre beste Freundin warst.«
»Jetzt werde bloß nicht gefühlsduselig. Raus hier, und mach was aus dem Tag.«Ich stand an Pappys Gemüsestand und diskutierte das merkwürdige Phänomen kernloser Wassermelonen,
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