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Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition)

Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition)

Titel: Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patti Callahan Henry
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hereinzulassen. »Komm rein«, sagte ich.
    Er betrat das Gästehaus. »Ein wunderbarer Ort. Ich habe auch mal hier gewohnt. Einfach großartig, nicht?«
    Ich nickte. »Perfekt. Und deshalb habe ich beschlossen, hierzubleiben und nicht rauszugehen.«
    »Oh, natürlich kommst du mit auf die Party.«
    »Tue ich?« Ich sah an mir herunter, Shorts und T-Shirt.
    »Ich will dir mal was erklären«, sagte er mit einem so warmen Lächeln, dass ich gar nicht anders konnte, als zurückzulächeln.
    »Dann erklär mal.«
    »Wir wissen nie, wann das nächste Jubilee kommt. Dukannst dich nicht hier im Haus verkriechen und sagen: ›Ich feiere das Jubilee einfach nächstes Mal.‹ Das geht nicht. Du musst dir sagen: ›Jetzt. Ja, jetzt, weil ich nicht weiß, wann das nächste Mal sein wird.‹«
    Ich lachte. »Du klingst wie ein übereifriger Redner auf einer Schulabschlussfeier.«
    »Und habe ich auf meine einzige Nichte Eindruck gemacht? Haben meine schönen Worte am Ende doch noch jemanden überzeugt?«
    »Klar, als wäre das sonst nicht der Fall.«
    Er lächelte still und sagte dann: »Gehen wir. Da draußen steigt eine Party.«
    »Bin gleich wieder da«, sagte ich, schon auf dem Weg ins Schlafzimmer. Ich schlüpfte in meine Flipflops, zog mir Lipgloss auf den Mund und warf mir ein Sommerkleid über.
    Wir gingen über das nasse Gras. Der Steg schimmerte wie eine Fata Morgana in der Dunkelheit, die aufgehängten Lampions leuchteten wie Glühwürmchen. Am Fuß des Stegs drehte Onkel Cotton sich um und sagte: »Auf geht’s!«
    Ich folgte ihm in die Party, genau so fühlte es sich an, in die Party, als würden wir von etwas Lebendigem verschluckt, als wäre ich Jona und dies der Wal, aber ein Wal, in dem eine Party stattfand. Der Unterschied zwischen Jona und mir war, dass ich nicht wieder ausgespuckt werden wollte. Auf gar keinen Fall.
    Überall auf dem Boden, unter den Füßen der Gäste, lagen hellrosa Krabbenschalen verstreut. Die zerbrochenen Panzer und Scheren der Krebse und die Gräten der Schollen häuften sich in Metallmülleimern. Ich sah Pappy und redete mit ihm über frisches Gemüse und Gezeiten, überseine Frau, die immer für eine gute Party zu haben war. Ich saß mit Leona zusammen und sprach mit ihr über den Laden und wie man ihn attraktiver machen könnte. Wir lachten, mein Herz und mein Bauch waren so voll, dass ich mich stöhnend auf der Bank zurücklehnte.
    Onkel Cotton entdeckte mich, als ich allein vom Ende des Stegs aus der Party zusah. Schweigend setzte er sich neben mich. Ich wollte ihn nach meiner Mutter fragen, wie gut er sie gekannt hatte, aber vermeiden, dass er erfuhr, dass die Frau seines Bruders einst einen anderen geliebt hatte. Ich suchte nach den richtigen Worten.
    »Onkel Cotton«, sagte ich, »wie gut hast du meine Mutter gekannt?«
    »Das ist eine schwierige Frage, Ellie. Ich kannte sie gut, aber andererseits auch nicht gut. Ich kannte sie, als sie jung war, jünger als du jetzt. Aber später habe ich sie kaum gesehen. Habe ich sie also gut gekannt?« Er wandte sich mir zu und schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube nicht.«
    Ich seufzte. »Da liegt das Problem, ich glaube, niemand hat sie gut gekannt.«
    »Warum fragst du?«
    »Ich habe ihr Tagebuch gefunden«, sagte ich und sah hinaus in die Nacht, als ob die Antworten dort oben in den Sternen stünden. »Und sie war früher in einer Clique von Freunden, darunter auch Birdie, und ich habe gedacht …«
    »Was gedacht? Wenn du das Mädchen von damals kennst, dann verstehst du die Frau, die deine Mutter war?«
    »Ja, genau.«
    Er schüttelte den Kopf. »Wir werden alle zu dem Menschen, der wir sind, aus dem Menschen, der wir früher waren. Wenn du verstehst, was ich meine, und ich glaubenicht, dass deine Mutter da anders war. Ist es so wichtig, wie sie so geworden ist?«
    »Ja, für mich schon.«
    Er seufzte.
    »Es ist mir unbeschreiblich wichtig.« Ich packte ihn am Arm. »Weißt du, sie hat sich verändert. Früher war sie ein offenherziges Mädchen voller Liebe, das glaubte, fliegen und die Welt mit aufgeschriebenen Worten verändern zu können. Und dann wurde sie kalt und berechnend, ihr einziges Ziel war ein perfektes und richtiges Leben. Sie verschloss ihr Herz. Und das könnte mir auch passieren. Ich spüre, dass es bei mir passiert, und ich will wissen, warum es ihr passiert ist – wie. Ich will mich davor schützen.«
    Onkel Cotton seufzte. »Dein Leben gehört dir. Es ist unwichtig, was ihr Herz verschlossen hat. Wichtig ist nur,

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