Die Schwert-Legende
hatte sie über die Schulter gehängt. Die Pfeile steckten wieder in dem Köcher und ragten mit ihren Enden über die Schulter hinweg.
Sie lächelte, als sie ihre Maske zurückschob. Yakup und sie umarmten sich.
»Ich freue mich, daß du den Weg zu mir gefunden hast«, sagte er mit ehrlich klingender Stimme.
Shao schaute ins Leere. »Ob es eine so große Freude bleiben wird, wage ich zu bezweifeln.«
»Was ist geschehen?«
»Ich werde dich bitten müssen, das Kloster zu verlassen. Ich bin nicht zu dir gekommen, weil ich dich einfach besuchen möchte, nein. Ich habe sehr wohl meine Gründe gehabt. Es gibt im Leben Ereignisse, vor denen kann man nicht davonlaufen.«
»Du denkst an das Schwert, welches Gras bezähmt?«
Shao nickte. »Diese Waffe gehörte einst der Sonnengöttin Amaterasu und ist versteckt im ewigen Eis des Pols.«
»Ich weiß es!«
Shao blickte den Türken überrascht an. »Woher hast du deine Informationen?«
Yakups Gesichtszüge zerflossen, als er den Mund zu einem Lächeln in die Breite zog. »Manchmal bekomme auch ich bestimmte Botschaften. Im Traum nahm die Göttin Kontakt zu mir auf.«
»Dann hat es doch geklappt?«
»Du wußtest davon?«
Shao strich über seine Wange. »Vergiß nie, daß ich die letzte in der langen Ahnenreihe bin. Aber deswegen bin ich nicht gekommen, um dir dies zu sagen. Es gibt einen anderen Grund.«
»Die Vögel?«
Shao schüttelte den Kopf. »Sie sind Shimadas Boten, das wissen wir genau. Sie werden uns auch weiterhin unter Kontrolle halten und ihm melden, was wir unternehmen. Er kann an die Waffe nicht herankommen, denn sie wird durch eine starke Gegenmagie geschützt. Wenn es uns jedoch gelingt, sie aus den Steinen hervorzuziehen, wird Shimada mit seiner gesamten Grausamkeit, zu der er fähig ist, zuschlagen. Dann bist du gezwungen, das Schwert zu verteidigen. Traust du dir das zu, Yakup?«
»Ich habe schon gegen Shimada gekämpft. Ich fürchte mich nicht vor ihm.«
»Das weiß ich. Dennoch solltest du ihn auf keinen Fall unterschätzen. Shimada schafft es noch immer, mit seiner Festung durch die Zeiten zu reisen. Er kann damit jetzt hier sein und im nächsten Augenblick in der anderen Dimension. Zum Glück ist es ihm nicht möglich, Amaterasu zu vernichten. Trotz ihrer Gefangenschaft im Dunklen Reich befindet sie sich unter einem Schutzmantel, es sind also ausgleichende Kräfte vorhanden. Besitzt Shimada aber die Klinge, dann kann er mit dieser Waffe den Schutzmantel zerstören und Amaterasu vernichten.«
»Hat er es noch nicht versucht?«
Shao hob die Schultern. »Natürlich. Er ist ein Dämon, der nie aufgibt, der nicht aufgeben kann. Nur traut er sich selbst nicht an die Pyramide heran. Er besitzt Helfer, die wir ebenfalls kennen. Seine Vögel umkreisen das Gebilde. Sie versuchen, die Magie zu zerstören, den Ring aufzuweichen. Vielleicht wird es ihnen mal gelingen, jedenfalls sind sie dabei. Nur müssen wir schneller sein als sie.«
Yakup hatte verstanden und trotzdem noch Fragen. »Dann wirst du mit uns fahren?«
»Nein«, erklärte Shao. »Mein Platz ist woanders. Den Kampf um das Schwert möchte ich euch allein überlassen. Ich bleibe im Hintergrund, um notfalls eingreifen zu können.«
»Und was ist mit John und Suko?«
»Sie wissen Bescheid.«
Yakup staunte. »Du?« hauchte er.
Die Chinesin nickte. »So ist es. Ich habe sie bereits informiert, und sie werden kommen, um dir zu helfen, das Schwert aus der Steinpyramide zu ziehen.«
Yakup schaltete schnell. »Wenn es so ist, dann stehen ihnen und auch mir andere Möglichkeiten zur Verfügung, um unser Ziel erreichen zu können.«
»Das stimmt.«
Yakup ballte die Hände. »Wann kann ich sie erwarten?«
Shao lächelte. »Sehr bald schon. Sie werden dich bestimmt von Frisco aus informieren.«
Der Türke nickte. »Ja, das denke ich auch«, flüsterte er. Er schnitt ein anderes Thema an. »Ich bin ein schlechter Gastgeber, Shao. Möchtest du etwas trinken?«
»Wenn es geht, dann Tee.«
»Ich werde schauen, ob er heiß ist.« Yakup sah, wie Shao den Toten anschaute. »Er hat versucht, sich den Totenvögeln entgegenzustemmen. Leider waren sie stärker.«
Shao nickte. »Ich weiß es. Diese Vögel sind schlimm. Shimada hat sie mit seiner Magie aufgepumpt. Sie gehorchen und töten, wenn er es befiehlt. Sie bringen den Schrecken, den Tod, sie beobachten für ihn. Sie sind mit ihm fest verbunden.«
»Was steckt hinter ihnen?«
»Die Seelen der kleinen Dämonen sind in ihre Körper gefahren.
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