Die Schwert-Legende
irgendwie sehnte er sich Shimada sogar herbei.
Der hielt sich zurück. Er schickte auch keinen seiner Diener vor, sondern ließ seinen Feind im Dunkeln.
Yakup wurde gebraucht, das stand fest. Shimada wollte, daß er die Pyramide entdeckte und das Schwert entnahm. Yakup brauchte sich um die schützende Magie keine Sorgen zu machen, sie tat ihm nichts. Bei Shimada war es etwas anderes.
Auch in den dämonischen Welten geschah nichts ohne Grund. Der Fall war durch irgendeine Kraft gestoppt worden. Möglicherweise glaubte Shimada auch, Yakup genügend durcheinandergebracht zu haben. Da sollte er sich irren. Der Ninja hatte nichts von seiner Kampfkraft verloren, er war motiviert bis in die Zehenspitzen, hielt sein Schwert fest und bewegte es einige Male blitzschnell und kreisend über dem Kopf, weil er herausfinden wollte, wie reaktionsschnell er letztendlich noch war. Yakup lächelte kalt. Er konnte mit sich durchaus zufrieden sein. Einige andere würden sich auch wundern.
Nun gelang es ihm auch, sich auf seine unmittelbare Umgebung zu konzentrieren. Er testete die Temperatur. Es war nicht warm und auch nicht kalt. Eine angenehme laue Luft hielt ihn umfangen, streichelte seine Haut.
Er dachte an Shao.
War sie wenigstens so vernünftig gewesen und hatte die Festung nicht betreten? Es reichte aus, daß Shimada ihn in seine Welt gezogen hatte, aus der es normalerweise kein Entrinnen mehr gab.
Yakup besaß einen ausgezeichneten Instinkt. Obwohl die Dunkelheit gleichmäßig geblieben war, spürte er doch, daß sichijtwas verändert hatte.
Einen Grund konnte er nicht erkennen, es war einfach das Gefühl, das ihn nicht loslassen wollte. Er blickte nach rechts und links, schaute auch in die Höhe, sah aber nur die Dunkelheit, durch die der unsichtbare Strom glitt.
Dann erreichte ihn die Stimme.
Es war ein Ruf, der trotzdem nur aus geflüsterten Worten bestand. Allerdings hatte Yakup längst herausgefunden, wer etwas von ihm wollte. Sein Erzfeind.
Die Stimme war überall. Von allen Seiten erreichte sie ihn, ohne daß sich der Sprecher zeigte. Das unheimliche Gebiet, in dem sich Yakup aufhielt, war erfüllt von diesem Klang, der ihm schon einen leichten Schauer über den Rücken rieseln ließ.
»Du bist noch immer in meiner Welt, Ninja. Du wirst auch hier bleiben, und ich werde dafür sorgen, daß du nur dann herauskommst, wenn du tust, was ich verlange.«
»Bitte, versuch es!«
Ein Lachen erreichte mich. »Nein, Ninja, nein, so einfach lasse ich mich von dir nicht überzeugen. Deine Meinungsänderung ist mir zu schnell gekommen. Ich sage dirnur, daßdas Schwertauf dich wartet. Ja, es wartet auf dich, um von deiner Hand aus der Steinpyramide gezogen zu werden. Das ist alles.«
»Und wenn ich es nicht schaffe?« rief Yakup. »Ich kenne die Sonnengöttin nicht gut genug. Ich weiß nicht, ob sie mir vertraut.«
»Sie vielleicht nicht, aber du hast deine Freundschaften. Ich denke da an Shao.«
»Soll sie mir zur Seite stehen?«
»Sie wird es müssen.«
»Wieso?« Der Ninja hatte die Frage umsonst gestellt, denn er bekam keine Antwort mehr.
Wieder umgab ihn die Stille, an die er sich nicht gern gewöhnte. Er wollte selbst etwas unternehmen und versuchen, einfach weiterzugehen, als es geschah.
Aus dem Hintergrund und gleichzeitig von unten und oben erschienen große, bleiche Flecken, die wie abgerissene Leinwände aussahen, auf denen sich allmählich etwas hervorkristallisierte, das nur eine entfernte Ähnlichkeit mit Gesichtern aufwies und ansonsten den geisterhaften Zeichnungen von verwesenden Leichen glich.
In ihrer Bleichheit wirkten sie erschreckend. Sie sahen so aus, als würden sie von hinten herbeigeschoben, um sich dem Betrachter immer deutlicher zu präsentieren. Es waren fürchterliche Gesichter. Bleiche, graue Haut, an vielen Stellen des Kopfes schon abgefallen oder nach unten hängend wie eine alte Tapete. Obwohl die Gesichter sich bereits in einem schlimmen Stadium der Verwesung befanden, konnte Yakup erkennen, daß es sich bei ihnen um Asiaten handelte. Vielleicht ehemalige Freunde des hier herrschenden Dämons, die für alle Zeiten in der Festung gefangen waren.
Die Gesichter bewegten sich.
Münder zuckten, bildeten Höhlen. Augen, wenn noch vorhanden, drehten sich dermaßen stark, daß sie aussahen, als würden sie in verschiedene Richtungen schielen. Hände erschienen von irgendwoher, griffen hinein in dünne Haare und sahen so aus, als wollten sie die Fäden einzeln ausreißen.
Wenn es jemals
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