Die Schwerter von Zinjaban
Ayas aufkreuzten.
Reith und Alicia schwangen sich gekonnt in den Sattel. Die anderen hatten mehr Schwierigkeiten. Ein Stallknecht musste dem untersetzten Ordway mit einem kräftigen Schub unterm Hinterteil nachhelfen. White indessen lehnte derartige Hilfestellung ab; Reith sah, wie er sich auf die Lippen biss und seinen ganzen Mut zusammennahm, während er noch einmal kurz die Bewegungsabläufe übte, die Heggstad, der Trainer, ihm eingebläut hatte.
Whites Aya verdrehte den langen Hals, um auf seinen zögernden Reiter in spe hinunterzustarren. Dann rollte er mit den Augen, stieß einen blökenden Schrei aus und ging auf White los, um ihn auf eines seiner Hörner zu nehmen.
»Verdammt, halt still, blödes Vieh!« schrie White mit einer Stimme, die vor Angst bebte.
»Das versteht er nicht!« rief Reith. »Sie müssen Uram rufen!«
»Uram!« blökte White, worauf der Aya in seinem Veitstanz gerade so lange innehielt, dass der Location Manager den Fuß in den Steigbügel stecken und sich in den Sattel schwingen konnte.
»Auf geht’s!« rief der Dasht und trieb seinen Aya zu einem flotten Schritt an. Die anderen folgten. Als sie außer Hörweite von Dienern und Zuschauern waren, sagte der Dasht: »Sehen Sie, meine Freunde, ich erledige die Dinge schnell, wirksam und tüchtig. Ich denke am besten, wenn ich reite; also kombiniere ich meine Staatsgeschäfte mit meinem morgendlichen Ausritt.«
»Lassen Sie uns nun auf Ihr Anliegen zu sprechen kommen, eine meiner Burgen zu mieten und meine Ayareiter für dieses Lichtspiel zu verdingen. Um gleich über Zahlen zu sprechen: Wie viele Soldaten werden Sie benötigen, und für wie lange? Wie viel werden Sie ihnen zahlen? Manche Leute finden, es sei eines Edelmannes nicht würdig, sich mit schnöden kommerziellen Dingen zu befassen; aber ich bin ein moderner Edelmann, der begriffen hat, dass Geld der Blutstrom des Staates ist …«
So begann ein einstündiges Feilschen, bei dem Ordway sich als zäher und mit allen Wassern gewaschener Verhandlungspartner erwies, trotz seines körperlichen Missbehagens. Von Zeit zu Zeit zwang der Dasht, der ein nicht minder gewiefter Feilscher war, die Tiere zu einem schnellen Trab. Während dieser Phasen waren White und Ordway so sehr damit beschäftigt, sich im Sattel zu halten, dass sie außerstande waren, auch nur ein Wort herauszubringen. Im Trab war der Aya besonders unangenehm zu reiten, weil der Sattel genau über dem mittleren Beinpaar war und der Reiter so besonders heftig durchgerüttelt wurde.
Gilan und Ordway gelangten schließlich zu einer vorläufigen Übereinkunft. Da der Dasht es ablehnte, tausend seiner Reiter vom Dienst abzustellen, einigte man sich darauf, dass fünfhundert abgezogen werden konnten, wann immer sie benötigt wurden. Ebenfalls lehnte er es ab, seinen Palast in Rosid für die Dreharbeiten zur Verfügung zu stellen; dafür bot er jedoch Burg Shaght, eine verlassene kleine Festung in den Bergen, als Ersatzdrehort an.
»Es ist Zeit zum Galopp!« rief der Dasht, nachdem die wichtigsten Fragen nun erst einmal geklärt waren. »Ziddav!« Sein Aya fiel in einen kurzen Galopp. Ordway und White, beide vor Angst aschfahl im Gesicht, krallten sich an ihren Sätteln fest, als die Gruppe das Feld entlang und in weitem Bogen zurück zum Ausgangspunkt sprengte.
Kurz bevor sie die Zuschauerplätze erreichten, zügelte Gilan seinen Aya und brachte ihn mit einem scharfen Ruck zum Stillstand. Alle anderen Tiere folgten gehorsam seinem Beispiel und blieben ebenfalls stehen – bis auf Whites Aya. Der fiel mit einem triumphierenden Blöken in vollen Galopp und jagte mit trommelnden Hufen zum entgegengesetzten Ende des Platzes.
»He!« rief Reith. »Wir müssen ihn einfangen!« Er spornte sein Reittier zum Galopp an; Alicia folgte ihm. Auch der Dasht schloss sich ihnen an, während er im Reiten den Stallknechten Anweisungen zubrüllte.
Als sie sich dem Ende des Exerzierplatzes näherten, rannte Timásh, der bei der Kutsche geblieben war, dem Ausreißer schreiend und seinen großen Strohhut schwenkend entgegen, und versuchte ihn abzufangen.
Doch statt stehenzubleiben, stieg Whites Aya jäh hoch und schwenkte auf den Hinterhufen herum, um zum anderen Ende des Platzes zurückzujagen. Reith erwartete, dass White durch die Zentrifugalkraft der scharfen Wende aus dem Sattel katapultiert werden würde wie ein Stein aus einer Schleuder, aber White krallte sich mit der Kraft der Verzweiflung am Sattelhorn fest und hielt sich wie
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