Die Schwerter von Zinjaban
danken und aufhören zu murren.‹
›Liebe Alvandi! Neulich abends bei einem Festmahl saß ich zwischen meinem derzeitigen Ehegespons und meinem ehemaligen Ehegespons. Da ich letzteren seit Jahren nicht mehr gesehen hatte, war ich ungeheuer begierig zu erkunden, wie es ihm in der Zwischenzeit ergangen war. Daher bestritt ich fast meine gesamte Konversation mit meinem Ex-Ehegespons, während mein gegenwärtiger Ehegespons mit grimmigem Blick dasaß. Später war mein jetziger Ehegespons sehr erzürnt: Ich solle doch tun, was ich wolle, sprach er. Ich solle ihn doch ruhig verlassen und zu dem andren zurückgehen. Doch damit nicht genug: Noch weitere Unfreundlichkeiten warf er mir an den Kopf. Jetzt schlafen wir getrennt. Was soll ich nur tun? Ich hatte es doch nicht böse gemeint! Unterzeichnet: Die Wohlmeinende.‹
›Liebe Wohlmeinende! Sobald er aus seinem Schmollwinkel wieder herauskommt, trag fortan Sorge dafür, dass du ihm bei Zusammenkünften mindestens ebensoviel Zeit widmest wie allen anderen Männern, gleich, ob Freunde, Liebhaber oder ehemalige Ehegatten.‹ «
Reith murmelte Alicia auf mikardandou zu: »Damals in Rosid, als du und die Prinzessin mich in die Enge getrieben hattet, da hätte ich Alvandis Rat gut gebrauchen können.«
»›Liebe Alvandi!‹«, fuhr Fallon fort, »›Letztes Jahr verließ mein Ehegemahl mich wegen einer anderen, worauf ich mich von ihm scheiden ließ. Und nun steht er plötzlich wieder vor der Tür und sagt, zwischen ihm und der andren Frau sei es aus. Er führt mich aus, macht mir Komplimente und begattet mich sogar; aber er sagt nicht, ob er wünscht, dass ich ihn wieder aufnehme, oder nicht. Insgeheim liebe ich ihn ja immer noch; außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass gute Ehegatten nicht leicht zu finden sind. Wie kann ich herausfinden, ob er ehrliche Absichten hat? Unterzeichnet: Die Verlassne.‹
›Liebe Verlassne! Warum fragst du ihn nicht einfach?‹«
Fallon hob den Blick, mit einer erneuten Lachsalve rechnend. Statt dessen sah er, dass Reith und Alicia nicht ihn, sondern sich mit betretenem Blick anstarrten. Auch wenn dieser letzte Brief seine und Alicias stürmische Ehegeschichte nicht ganz getreu widerspiegelte, kam er doch zu nahe an ihren Fall heran, als dass Reith ungerührt darüber hätte hinweggehen können; und er vermutete, dass es Alicia genauso erging wie ihm.
»Oh!« sagte Fallon, der sofort spürte, dass er da ein heikles Thema berührt hatte. »Tut mir leid, aber ich … eh …«
»Schon gut, Tony. War wirklich ein schöner Abend«, sagte Reith und erhob sich in entschlossener Manier von seinem Platz. »Aber wir müssen zurück in unsere Unterkunft. War ein langer und anstrengender Tag heute, und der morgige wird bestimmt nicht weniger anstrengend.«
Als Reith Alicia einen Gute-Nacht-Kuss gegeben hatte und zu seinem Zimmer in der Zitadelle ging, fand er eine Nachricht unter der Tür. Sie lautete:
Die Lady Gashigi wünscht Sir Fergus morgen um die dritte Stunde zu sehen, allein und unter vier Augen. Komm zur Zimmerflucht Zwölf im Domo-Gebäude. Vernichte diese Botschaft, sobald Du sie gelesen hast.
Nach dem Frühstück verließ Reith das Gästehaus und begab sich zu Gashigis Privatquartier. Er fand sie sinnlich hingegossen auf eine Chaiselongue, angetan mit einem hauchdünnen Balzfähnchen aus lavendelfarbener Gaze.
»Fairgoß!« schrie sie. Sie sprang auf und flog ihm mit ausgebreiteten Armen entgegen. »Komm in meine Arme, du lumpiger Fremdling, du!«
Reith fügte sich in ihre im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubende Umarmung. Es war deutlich zu sehen und zu fühlen, dass Gashigi zugenommen hatte.
»Ach, Fairgoß!« schwallte sie überschwänglich. »Ich hatte in den vergangenen Jahren Dutzende von Liebhabern, doch vermochte keiner von ihnen die Erinnerung an unsere wundervolle gemeinsame Nacht zu tilgen. Nach einem lustvollen Terraner wie dir gebrach es allen männlichen Vertretern meiner eignen Gattung an …«
»Deine Worte sind sehr freundlich«, unterbrach sie Reith, während er fieberhaft überlegte, wie er den Vorschlag abbiegen konnte, der, wie er fürchtete, als nächstes kommen würde. Doch er kam, mit der Unausweichlichkeit einer Lawine. »Könnten wir unsere rauschende Liebesnacht von einst nicht wiederholen – noch in dieser heutigen Nacht?«
»Du wärst enttäuscht, fürchte ich. Immerhin bin ich inzwischen zwanzig Jahre älter …«
»Papperlapapp, mein guter Fairgoß! Zwanzig Jahre älter, das bin ich
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