Die Schwester der Braut
Anthony. Er galt als einer der unbeliebtesten Kollegen der ganzen Redaktion, denn er versuchte regelmäßig, eine bessere Stelle oder eine Kolumne wie die von Alex zu ergattern. Er war ein Schleimer und ein notorischer Besserwisser, deshalb arbeitete er in verschiedenen Abteilungen. Tatsächlich wusste er von allem ein bisschen und über nichts genug. Besonders nicht über Sport.
Alex überflog seinen Kommentar in Windeseile und verzog erneut das Gesicht. »Du willst das doch nicht etwa drucken?«
Henderson schüttelte den Kopf. »Von wollen kann keine Rede sein. Allerdings weiß ich nicht, was ich sonst drucken soll, wenn meine Starreporterin ihren Job nicht macht.«
Alex seufzte, schüttelte ihren Kopf und fühlte zu ihrer Überraschung, erneut Tränen aufsteigen.
Nicht jetzt! bat sie stumm.
»Was ist los?« Ihr Boss schien ebenso beunruhigt durch das, was er in ihren Augen sah, wie sie.
»Ich . . .« Sie stoppte. Wie konnte sie ihm begreiflich machen, was in ihr vorging? Sie verstand es selbst kaum. »Ich liebe Sport. Es war immer die eine Sache, wo mich nichts überraschen konnte, wo ich alles wusste. Jede Antwort auf jede Frage, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Ich hätte ein Vermögen machen können, wenn ich auf Ergebnisse gewettet hätte, doch mir war es immer nur wichtig, Recht zu behalten. Sport war alles für mich. Und jetzt . . .« Sie zuckte ihre Schultern.
»Jetzt?«, fragte er nach, denn er wurde langsam wirklich nervös. Wenn Alex’ Zustand, um welchen es sich auch immer handelte, anhielt, musste er sich vielleicht einen neuen Sportreporter suchen. Und er bezweifelte ehrlich, dass er jemanden wie Alex ein zweites Mal finden würde. Sie war die Beste.
»Ich glaube, ich habe etwas gefunden, das . . . mich glücklicher macht . . . machen könnte. Nur ist es . . . unmöglich.« Alex schloss die Augen wie im Schmerz.
Ihr Boss sah sie an. Er seufzte. »Es ist doch hoffentlich nicht die Rothaarige aus der Recherche, Alex? Wie ist noch mal ihr Name – Michelle?«
»Lindsay«, verbesserte Alex ihren Boss und sah ihn überrascht an. Die Redaktion war wirklich wie ein kleines Dorf. Überall gab es Klatsch. »Und nein, sie ist es nicht.«
Er nickte. »Wer ist es?«, fragte er ganz offen.
Alex war sich nicht sicher, ob sie ihm antworten wollte. Andererseits schien er sich wirklich Sorgen zu machen.
»Jemand, den ich schon sehr lange kenne. Es ist kompliziert«, entgegnete sie schließlich.
»Nun, ich hoffe, du kannst das für dich lösen, Alex.« Das meinte er so. Er wollte ihr wirklich helfen, aber er war auch ihr Boss. Daher fühlte er sich getrieben hinzuzufügen: »Oder du kommst schleunigst darüber hinweg. Denn wenn du weiterhin Artikel verfasst wie in der ganzen letzten Woche, werde ich jemand anderes finden müssen, der das besser macht.«
Alex nickte. Sie atmete tief durch. Ihr Blick fiel auf den Artikel in ihrer Hand. Sie würde ganz sicher nicht zulassen, dass ein untalentierter Daherkömmling ihren Job besser machte als sie! Schon gar nicht, wo Dana jede Kolumne las, die sie schrieb.
Alex’ Augenbrauen zogen sich entschlossen zusammen. Sie hatte neuen Antrieb gefunden – auch wenn der nichts mehr mit ihrer Liebe zum Sport zu tun hatte. Trotzdem war diese Motivation im Moment besser als überhaupt keine.
»Kann ich diesen Artikel behalten?«, fragte sie ihren Boss und stand auf.
Er nickte. »Sicher. Schmeiß ihn bitte weg, wenn du deinen Kommentar geschrieben hast«, wies er sie an, während sie sein Büro verließ.
Die nächsten zwei Stunden saß Alex über ihrem Kommentar. Es wurde nicht ihre beste Arbeit. Zumindest war es auch nicht ihre schlechteste.
Es war schon nach eins. Dana schreckte aus dem Schlaf hoch. Da war ein Klingeln in ihrem Kopf. Einen Moment dachte sie, es würde zu ihrem Traum gehören, den sie gerade gehabt hatte. Erst langsam verstand sie, dass es das Telefon war, das auf ihrem Nachttisch lag und klingelte.
Dana rieb sich ihre Hand übers Gesicht, bevor sie mit selbiger nach dem Störenfried langte. Sie drückte auf die Taste mit dem grünen Hörer und hielt sich das Telefon ans Ohr, während sie sich aufsetzte.
»Ja?«, brummte sie in den Hörer. Am Ende der Leitung blieb es still. »Hallo?«
»Ich . . .«
Dana blinzelte in die Dunkelheit ihres Schlafzimmers und versuchte herauszufinden, ob sie wirklich nicht mehr schlief, denn die Stimme schien genauso zu ihrem Traum zu gehören wie das Klingeln zuvor.
»Alex?«, fragte sie
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