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Die Schwester der Braut

Die Schwester der Braut

Titel: Die Schwester der Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Westphal
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schließlich in den Hörer.
    »Ja. Habe ich dich geweckt?«
    Dana sah auf ihren Radiowecker, dessen Digitaluhr 1:12 in roten Ziffern in die Dunkelheit blinkte. »Es ist nach eins, Alex. Ja, du hast mich geweckt.« Dana lehnte sich erschöpft auf ihre rechte Hand und presste mit der linken weiterhin den Hörer an ihr Ohr. Sie war sich nicht sicher, ob sie diese Unterhaltung führen wollte, worum es auch ging.
    »Es tut mir leid, Dana. Ich . . . entwickle mich wohl langsam zu einem Stalker«, bemerkte die jüngere Frau. Es klang nicht einmal wie ein Scherz. Sie schien ebenso verzweifelt wie Dana sich fühlte.
    »Nein, das nun nicht, Alex. Was gibt es?«, fragte sie dann. Stille schlug ihr entgegen. Dana wartete geduldig, bis Alex antwortete.
    »Ich konnte nicht schlafen.«
    Dana verzog das Gesicht zu einem grimmigen Lächeln. Das konnte auf keinen Fall so weitergehen! Sie selbst hatte über diese Sache auch keinen ruhigen Schlaf mehr. In diesem Moment erinnerte sie sich, was sie geträumt hatte. Es war kein Wunder, dass sie sich gestört fühlte. Vor wenigen Minuten hatte sie noch unter Alex gelegen und sich küssen und liebkosen lassen.
    »Himmel!« entfuhr es ihr, denn sie spürte die Erinnerung durch ihren ganzen Körper fahren, besonders intensiv an einer Stelle.
    »Es tut mir leid, ich hätte nicht anrufen sollen«, entschuldigte sich Alex und wollte schon auflegen.
    Dana hielt sie auf. »Ist schon okay. Ich . . . hatte einen . . . Traum.«
    »Einen Traum?«, fragte Alex.
    »Einen von der erotischen Sorte.« Dana klopfte hinter sich ihr Kissen zurecht und stützte es gegen das Kopfstück des Bettes, ehe sie sich zurücklehnte.
    »Oh«, bemerkte Alex. »Willst du mir davon erzählen?«
    Dana konnte das Lächeln in Alex’ Stimme hören. »Ganz sicher nicht«, erklärte die ältere Frau entschlossen. Sie schwiegen einen Moment, dann fragte Dana: »Ist irgendetwas passiert, dass du nicht schlafen kannst?«
    »Mein Boss . . . er hat mir heute wohl mit einer Kündigung gedroht, wenn ich so darüber nachdenke. Und er hatte jedes Recht dazu«, antwortete Alex leise.
    Dana meinte, sich verhört zu haben. »Wie bitte? Aber du . . . du bist eine großartige Reporterin, eine noch bessere Kolumnistin. Warum . . .?«
    »Hast du meine Berichte der letzten Woche gelesen?«, fragte Alex in Danas erbosten Redeschwall.
    »Ich . . .« Dana las schon seit langer Zeit alles, was Alex schrieb. Das wollte sie ihr aber nicht gerade jetzt sagen. »Ja, ich habe sie gelesen.«
    »Und du fandst sie nicht . . . schlecht?«, forschte die junge Frau weiter. Sie klang resigniert. Offensichtlich zweifelte sie selbst ebenso an ihren Fähigkeiten wie ihr Boss es tun musste, wenn er ihr drohte, ihr zu kündigen.
    »Nein . . . ich meine . . . Sie waren vielleicht nicht ganz das, was man von dir erwartet, aber schlecht waren sie nicht«, entgegnete Dana. Sie hatte bemerkt, dass Alex’ Artikel etwas von ihrem gewohnten Enthusiasmus eingebüßt hatten. Doch sie war sich nicht einmal sicher, ob das an Alex lag oder an ihr selbst, weil sie das Thema nicht einmal halb so sehr interessierte wie die Frau, die die Artikel schrieb.
    »Sie waren schlecht«, widersprach Alex. Wieder herrschte für einen Moment Stille.
    Dana wollte nichts entgegnen. Sie hatte ihre Meinung gesagt. Wenn Alex und ihr Boss es anders sahen, war das halt so. »Ist es meine Schuld?«, fragte Dana schließlich.
    Alex lachte auf. »Deine Schuld? Nein, ich . . . es ist meine Schuld.« Sie schwiegen eine Weile. »Ich kann mich nicht konzentrieren. Ich muss immer an dich denken . . . Bitte, leg jetzt nicht auf«, fügte Alex schnell hinzu. Sie wollte nicht, dass Dana tat, was sie bei ihrem letzten Telefonat getan hatte. Am anderen Ende blieb es still. »Bist du noch da?«, fragte Alex schließlich.
    »Was soll ich dazu sagen, Alex? Ich . . . ich kann diese ganze Sache nicht ändern.« Dana klang frustriert und schien ebenso mit ihren Gefühlen zu kämpfen wie Alex.
    »Ich weiß.« Alex schüttelte über sich den Kopf. Sie machte es schwerer für sie beide. Es war keine gute Idee gewesen, Dana anzurufen. Sie musste damit aufhören. Aber sie konnte sich nicht beherrschen. Sie konnte sich ihr Leben ohne die andauernde Kommunikation mit Dana Lincoln nicht mehr vorstellen. Sie hatte ein unbändiges Bedürfnis, zumindest ihre Stimme zu hören, wenn sie sie schon nicht sehen konnte, wenn sie sie nicht berühren durfte. Es war wie eine Sucht.
    »Gibt es etwas

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