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Die Schwester der Braut

Die Schwester der Braut

Titel: Die Schwester der Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Westphal
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dunkelhäutigen, jungen Mann, der ihr zulächelte.
    »Morgen, Dana. Setz dich.« Er schob einen Stuhl vom Tisch weg.
    »Danke.« Dana setzte sich und stellte ihren Becher ab. Sie hatte an diesem Tag auf etwas Süßes verzichtet, denn sie hatte gerade erst gefrühstückt.
    »Lange Nacht gehabt?«, fragte Louis und schlürfte seinen Kaffee.
    »Sieht man es?«
    Sein Gegenüber legte sich eine Hand an die Wange, verzichtete allerdings darauf, sich die Augen zu reiben. Dana war bereits geschminkt für die Arbeit. »Gibt es eine richtige Antwort auf diese Frage?« Louis grinste. »Mir will nämlich keine einfallen.«
    Dana lächelte. »Nein, vermutlich gibt es keine richtige Antwort auf diese Frage. Vielleicht eine diplomatische?«
    »Du siehst blendend aus. Allerdings nicht so blendend, wie wenn du ausgeschlafen hast?«
    Sie lachten beide.
    »Die nehme ich.«
    Louis nickte. Danas Anruf und ihre Einladung zu einem Kaffee an diesem Morgen hatten ihn überrascht. Louis machte sich keine Illusionen. Er war offensichtlich nicht ihr Typ – besonders nach dem, was sie am Samstagabend angedeutet hatte. Doch er mochte Dana, und seine Mutter hatte ihm beigebracht, dass man nie zu viele Freunde haben konnte.
    »Schlaflose Nächte, das klingt ziemlich ernst«, bemerkte der junge Mann nach einer Weile, in der sie beide geschwiegen hatten.
    Dana sah ihn an. »Alex hat mich kurz nach eins angerufen. Danach war an Schlaf nicht mehr zu denken.«
    Louis grinste. »Klingt vielversprechend.« Seine Gedanken liefen offenbar in dieselbe Richtung, in die ihre eigenen sich vor, während und auch nach der Unterhaltung mit Alex bewegt hatten.
    Dana errötete. »War aber leider nicht so befriedigend, wie du vielleicht denkst.«
    Louis hatte gerade einen Schluck von seinem Kaffee genommen und verschluckte sich nun an der heißen Flüssigkeit. Dana klopfte ihm auf den Rücken, bis er seine Hand hob. »Geht schon«, bemerkte er und trank einen Schluck nach.
    »Es tut mir leid. Das . . . hätte ich wohl besser nicht gesagt. Ich . . . Gott, das ist alles so frustrierend. So unendlich frustrierend.« Den letzten Satz fauchte sie fast.
    »Weil ihr nicht zusammen seid?«
    »Weil . . . weil ich mich gerade scheiden lasse. Weil sie so viel jünger ist. Weil . . .«
    »Sie eine Frau ist?«, fragte Louis, was ihn an der Sache wohl am meisten verblüffte.
    Dana schüttelte den Kopf. »Das klingt vielleicht eigenartig, aber das ist mein geringstes Problem. Tatsächlich empfinde ich es nicht als Problem.«
    Er nickte anerkennend. »Ich glaube, viele andere Frauen würden das nicht so gelassen sehen.«
    »Ich fand Sexualität nie sehr kompliziert. Zwei Menschen treffen sich. Sie fühlen sich zueinander hingezogen. Sie leben es aus – wie auch immer das aussehen mag. Ich meine, manchmal verliebt man sich, manchmal ist es nur Sex, manchmal ist es ein bisschen von beidem – oder auch ganz viel von beidem . . .«
    »Und zwischen dir und Alex ist es . . .«
    Dana schüttelte den Kopf. »Zu kompliziert, fürchte ich.«
    Louis lächelte. »Was kann so kompliziert sein?«, fragte er. »Ich meine, wenn die Tatsache, dass sie eine Frau ist, dich nicht aus der Fassung bringt, was stresst dich so, Dana?« Er sah sie verblüfft an.
    »Du kennst Lauren, ihre Mom?«
    Louis nickte.
    »Sie ist nicht nur meine Nachbarin, sie ist meine beste Freundin. Kannst du dir vorstellen, was passiert, wenn sie herausfindet, dass ich . . . Gefühle habe für ihre Tochter?«
    »Oh, die Unterhaltung könnte schwierig werden.«
    »Versuch ›unmöglich‹«, verbesserte Dana den jungen Mann.
    »Weiß Ally eigentlich irgendwas davon?«, fiel Louis nach einer kurzen Weile ein.
    »Nein. Ally weiß noch nicht einmal, dass Alex lesbisch ist«, entgegnete Dana und fragte sich im nächsten Moment, ob es Alex recht wäre, dass sie ihre Sexualität mit einem Fremden diskutierte. Zumal dieser Fremde ja kein wirklicher Fremder war, wenn er Lauren und Ally kannte.
    »Ist wahrscheinlich auch besser so«, sagte der junge Mann. »Ally war schon als Teenager nicht besonders aufgeschlossen.«
    Dana nickte. »Lauren ist meine beste Freundin. Ich will sie nicht verlieren. Sie bedeutet mir zu viel.«
    »Und Alex? Was bedeutet sie dir?«
    Das war keine schwierige Frage. Aber die Antwort war schwer. Bedeutete Alex ihr mehr als Alex’ Mutter? Bedeutete sie ihr genauso viel? Weniger? Es war eine Pattsituation. Dana konnte die Frage nicht beantworten, ohne Konsequenzen aus der Antwort zu

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