Die Schwester der Braut
mit den aufgeblasenen Trotteln den Hallenboden zu wischen. Allerdings konnten sie dadurch das Team auch nicht retten.
»Ja, wie dem auch sei. Tom, erzähl Alex doch mal, was du beruflich machst.«
Das war der Anfang vom Ende. Die nächsten zwei Stunden agierten Rick und Alicia nur noch als Stichwortgeber für Tom und Alex. Es ging nur noch »Tom, erzähl mal . . .« oder »Alex, Tom hat . . .«, »Tom ist . . .« und »Ist das nicht faszinierend! Ihr habt so viel gemeinsam!«
Alex wäre irgendwann der Kragen geplatzt, hätte sie es nicht so amüsant gefunden, wie ihre Schwester krampfhaft versuchte, ihr ihren großen blonden Tischnachbarn schmackhaft zu machen – und umgekehrt. Allerdings schien Tom wenig Ermunterung zu brauchen. Alex blieb freundlich, wenn auch nicht zu freundlich, denn sie hatte keinerlei Interesse an Ricks Freund.
Der dunkelgraue Porsche Boxster war kaum zum Stehen gekommen, da öffnete sich bereits die Beifahrertür. Alex entfaltete sich aus dem kleinen Straßenflitzer und fragte sich, warum ein Mensch wie Tom Kent, der an die einsneunzig groß war, sich tagtäglich in ein so kleines Vehikel stopfte. Natürlich wusste sie, warum er es tat: Statussymbol und der ganze Kram. Sinn machte es sie für sie dennoch nicht.
Alex lehnte sich noch einmal in die Fahrerkabine. »Danke fürs Mitnehmen, Tom. Das war wirklich sehr nett. Wir sehen uns bei der Hochzeit.« Sie gab ihm kaum die Möglichkeit auf ihre Worte einzugehen, sondern schloss die Tür und ging die Auffahrt ihres Elternhauses hinauf zur Haustür.
Sie seufzte. Ihre Schwester hatte es tatsächlich geschafft, es so einzufädeln, dass der Trauzeuge sie nach Hause brachte. Er hatte es natürlich gern getan. Es lag ja fast auf seinem Weg – was wohl eher einen Umweg bedeutete. Doch Alicia fand es leichter für alle Beteiligten. Ihre Schwester hatte wirklich Nerven! Zumindest war ihr Rückzug reibungslos verlaufen, und so musste Alex jetzt nicht noch ewig Smalltalk betreiben, oder was immer Tom sonst vorgeschwebt hatte. Der Abend war offiziell vorüber. Alex war erleichtert, als sie endlich die Tür zum Haus ihrer Mutter aufschloss und sie dann leise wieder hinter sich schließen konnte, um die ganze Blind Date-Geschichte im Dunkeln hinter sich zu lassen.
Alex seufzte erneut. Sie war nicht wirklich müde. So spät war es noch nicht. Allerdings fühlte sie sich erschöpft und wollte eigentlich die Füße hochlegen und . . . vielleicht ein bisschen Sport gucken? Sie nickte sich selbst bestätigend zu und kickte ihre Schuhe von den Füßen. Dann ging sie hinüber zur Couch, sich im Dunkeln bereits nach der Fernbedienung umsehend. Sie hatte kein Licht gemacht, denn sie wollte ihre Mutter nicht wecken, die üblicherweise früh schlafen ging.
Als sie sich auf die Couch setzte, musste sie feststellen, dass die bereits belegt war.
Alex erschrak und landete unzeremoniell auf ihrem Hosenboden vor der Couch. »Mom? Was . . .« Da wurde Licht gemacht. Es war nicht ihre Mutter, die aus der liegenden Position zu ihr hinüber sah. Es war Dana.
»Alex.«
»Dana?« Alex sammelte sich vom Boden auf und sah auf den unerwarteten Gast herab. Dana setze sich auf und machte ein wenig Platz auf der Couch, damit Alex sich setzen konnte, was sie nach kurzem Zögern auch tat.
»Es tut mir leid, ich wollte Sie nicht erschrecken. Ich . . . Ich wusste nicht . . .«
»Mir tut es leid. Ich hätte mich melden sollen, als du zur Tür hereinkamst. Aber ich dachte, du würdest in dein Zimmer gehen. Hattest du einen schönen Abend?« Dana lächelte ruhig.
Warum liegt Dana hier in Moms Wohnzimmer auf der Couch? fragte sich Alex verwundert. »Ich . . . Was tun Sie hier?«, platzte es aus ihr heraus.
»Lauren und ich haben zusammen zu Abend gegessen und . . . nun, es ist spät geworden. Daher lud sie mich ein hier zu übernachten«, erwiderte Dana, was aber wohl nicht die ganze Geschichte war. Eigentlich war es egal, wie spät es war. Man konnte sich auf dem Weg von der einen Straßenseite auf die andere ja nicht verlaufen.
Alex betrachtete Dana etwas eingehender. Ihr fiel auf, dass ihre grauen Augen gerötet waren. Sie hatte geweint. »Ein harter Tag?«, fragte sie mitfühlend.
Die ältere Frau sah sie einen Moment an, dann seufzte sie. »Ja«, antwortete sie auf Alex’ Frage. Es fiel ihr nicht leicht, das merkte Alex.
»Wie wär’s mit einem Tee? Oder Kaffee? Ich könnte auch nachsehen, ob wir noch eine Flasche vom Scotch meines Vaters
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