Die Schwester der Braut
Missouri.«
Das hatte Alex nicht gewusst. Sie speicherte die Information als erste des Abends ab, zusammen mit der Notiz, dass sie ihre Mutter bei ihrem nächsten Besuch vielleicht ins Giordelli’s einladen könnte.
Alicia hatte schließlich einen Parkplatz gefunden. Sie gingen den kurzen Weg zum Shanghai Palace zurück. Rick stand vor der Tür. Alex erkannte ihn von ihrer einzigen Begegnung, doch er war nicht allein. Er unterhielt sich mit einem etwa gleichaltrigen, blonden Hünen. Die beiden schienen einander gut zu kennen.
»Hallo, Liebling.«
»Ahhh, da sind sie ja. Hey, Schatz.« Rick legte die Arme um die Taille seiner Zukünftigen, und sie küssten sich. Es war die Art von Zurschaustellung von Intimität, ohne die Alex üblicherweise sehr gut auskam. Besonders bei ihren Verwandten.
Der große, blonde, unnatürlich gebräunte Typ wandte sich an Alex. »Das muss Liebe sein.« Er lächelte dabei, als würden sie einen Insider-Witz teilen.
»Ja«, war alles, was Alex einfiel.
Rick und Alicia trennten sich wieder. Beide strahlten.
Rick hielt Alex seine Hand hin. »Es ist schön, dich wiederzusehen, Alex. Das ist mein Freund – und Trauzeuge – Tom Kent. Wir dachten, es wäre nett, wenn er uns Gesellschaft leistet. So könnt ihr euch ein wenig kennenlernen.«
Alex schüttelte Ricks Hand, dann die seines Freundes. Er war größer als sie, das fiel ihr auf. Und ihr fiel auch auf, wie ihre Schwester zwischen ihnen hin- und hersah. Sie wusste genau, was das bedeutete: Sie sollte verkuppelt werden. Alex stöhnte innerlich auf. Eigentlich hätte sie es wissen müssen; den Aufstand um ihre Haare hatte Alicia schließlich nicht für sich selbst gemacht.
»Es freut mich, Alex. Alicia hat schon viel von dir erzählt. Allerdings muss ich sagen, ich habe dich mir größer vorgestellt.« Tom grinste, und Rick und Alicia lachten. Es sollte wohl ein Scherz sein.
Auch Alex versuchte ein Lachen. Irgendwie klang es nicht aufrichtig, vermutlich, weil sie Toms Bemerkung nicht lustig fand.
Nach Betreten des Restaurants wurden sie von einer jungen Asiatin in einem traditionell klischeehaften Kleid an ihren Tisch geführt.
»Ist nett hier. Hast du schon mal hier gegessen?«, fragte Tom Alex, während er ihr den Stuhl zurecht schob.
»Ja, ich bin schon ein paar Mal hier gewesen. Ich kann das Huhn Kung Pau empfehlen.«
Er nickte und vertiefte sich in seine Speisekarte. Alex nahm ebenfalls ihre Karte auf, sah allerdings darüber hinweg auf ihre Schwester. Es war ein strafender Blick, denn Alicia hatte mit keinem Wort erwähnt, dass sie zu viert sein würden.
Alicia ignorierte sie.
»Rick, Ally hat erwähnt, dass du aus Missouri stammst. Wo in Missouri genau?«
»St. Louis.«
»Dann bist du ein Rams -Fan.« Alex verband die Orte, wo Menschen herkamen, immer mit den Teams, die dort erfolgreich waren. Meistens lag sie dabei richtig. So auch bei ihrem zukünftigen Schwager.
»Das ist richtig. Das beste Team der NFL.« Er grinste. Es war ein Scherz. Tatsächlich waren die St. Louis Rams das schlechteste Team der letzten Saison gewesen.
Alex lachte.
»Tom hier ist aus Boston«, bemerkte Rick mit einem Fingerzeig.
»Die Celtics ?« Alex erinnerte sich an einen anderen Sportfan aus Boston.
»Nicht wirklich. Ich treibe lieber selbst Sport, als Stunden vor der Glotze zu verbringen. Ich sehe mir üblicherweise die Olympiade an. Schwimmen interessiert mich sehr.«
»Du spielst kein Basketball?«, fragte Alex erstaunt.
Tom schüttelte den Kopf. »Man möchte es bei meiner Größe meinen, aber ich bin ein bisschen ungeschickt mit Bällen«, gab der große Mann zu, was Alex ihm auch anrechnete. Üblicherweise gaben Männer in ihrer Gegenwart immer gern mit ihren sportlichen Auszeichnungen an. Natürlich gaben sie auch gern mit ihrem Wissen über Sport an, bis sie resigniert feststellen mussten, dass Alex mehr über amerikanischen Sport wusste, als sie jemals wissen würden.
»Das bin ich auch«, bemerkte Alicia. »Alex ist immer ein Sport-As gewesen. Sie hat in der Basketball-Mannschaft unserer High School gespielt.«
»Ja, bis das Programm geschasst wurde, weil die Jungs meinten, dass wir Mädchen ständig die Halle belegen würden. Natürlich waren sie nur eifersüchtig, weil wir tatsächlich auch mal ein Spiel gewannen – im Gegensatz zu ihnen.« Es war ein wunder Punkt für Alex. Sie hatte damals getobt und gemeinsam mit ihren Teamkolleginnen die Jungs zu einem Spiel herausgefordert. Es war eine Genugtuung gewesen,
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