Die Schwester der Braut
übrigens für den Rat bedanken . . .«
Dana sah sie fragend an. »Rat?«
»Ja, es war alles viel besser zu ertragen, nachdem ich einen im Kahn hatte.«
»War es den Kater wert?«, fragte Dana lächelnd.
»Absolut. Vielleicht sollte ich einen gewissen Alkoholpegel beibehalten. Die Verwandtschaft lässt sich wesentlich besser ertragen, wenn man sie etwas unscharf sieht.«
Dana schüttelte den Kopf über ihr Gegenüber. »So schlimm wird es schon nicht.«
»Nein, vermutlich nicht. Ich . . . wahrscheinlich liegt es an mir. Ich bin kein Fan der Institution Ehe.«
»Ich in letzter Zeit auch nicht«, gab Dana zurück und verzehrte bedrückt den Rest ihres Muffins.
»Es tut mir leid. Ich hätte das nicht sagen sollen. Das war sehr unsensibel.«
Dana schüttelte den Kopf. »Ist schon gut. Ich sollte weniger empfindlich sein. Man kann dem Thema Ehe, Heirat und Verliebtsein schließlich kaum entkommen. Man muss sich nur umsehen.« Tatsächlich saß direkt neben ihnen ein junges Pärchen und sah sich über seine Kaffeekreationen verträumt in die Augen.
»Ja, das ist wohl so.« Beide Frauen betrachteten die jungen Leute am Nebentisch einen Moment, ehe sie sich wieder einander zuwandten. Eine verlegene Pause stellte sich ein. Sie sahen einander an.
»Ich sollte mich langsam auf den Weg machen, sonst komme ich noch zu spät zur Arbeit.« Dana erhob sich und strich ein paar Krümel von ihrem dunklen Kostüm, das ihre Uniform als Hostess in einem der besseren Restaurants der Stadt war.
»Ja, ich werde auch mal sehen, ob ich noch ein paar Stunden Schlaf kriege vor dem Essen heute Abend. Ally und Rick haben mich eingeladen. Das gibt mir die Möglichkeit, meinen zukünftigen Schwager besser kennenzulernen.«
Die beiden Frauen verließen zusammen Finnigan’s und standen nun nebeneinander auf dem Gehsteig.
»Das klingt nett. Du kennst Rick noch nicht?«
»Doch, oberflächlich. Von Moms Geburtstag vor zwei Jahren.«
Dana nickte. Es war das Jahr gewesen, in dem Joshua gestorben war.
»Dann wünsche ich euch viel Spaß. Ich nehme mal an, wir sehen uns spätestens bei der Hochzeit.«
»Ja, bis dann.«
»Bis dann, Alex.«
Alex betrachtete sich im Spiegel des Kleiderschranks und war ganz zufrieden mit dem, was sie sah. Sie hatte sich nicht wirklich in Schale geworfen. Tatsächlich trug sie eines ihrer eher üblichen Outfits, die nicht aus Jeans und einem T-Shirt bestanden, sondern aus einem zweiteiligen, dunklen Anzug mit ebenfalls dunklem Top darunter. Das Top war an diesem Abend dunkelblau und passte zu den Nadelstreifen in ihrem Anzug. Das dunkle Haar hatte sie wie immer in einem engen Pferdeschwanz nach hinten gebunden. Dazu trug sie flache Schuhe.
»Du könntest dich ruhig ein bisschen weiblicher kleiden«, kam es von ihrer Schwester, die selbst in einem geblümten Kleid und weißen Pumps steckte.
»Das ist der Vorteil, wenn man klein ist, Ally: man kann hohe Schuhe und Kleider tragen. Wenn man groß ist, muss man sich mit flachen Schuhen und Hosen zufriedengeben.« Das war natürlich ganz und gar nicht Alex’ Philosophie. Sie wollte nur keine lange Diskussion darüber, warum sie lieber männlich anmutende Kleidung trug.
»Du könntest wenigstens dein Haar offen tragen«, erwiderte Alicia, weil sie insgeheim sehr wohl wusste, dass ihrer Schwester Kleider überhaupt nicht standen. Sie trat ins Zimmer und an ihre Schwester heran.
Beide betrachteten das Spiegelbild, das nun sowohl Alex als auch Alicia zeigte. Die jungen Frauen sahen sich überhaupt nicht ähnlich. Wenn man von den dunklen Augen, dem dunklen Teint und dem dunklen Haar absah, das sie sicherlich von den meisten Einwohnern Marylands unterschied, hatten sie eigentlich gar nichts gemeinsam.
Alex war groß, schlank und muskulös, denn sie besuchte mehrmals die Woche ein Fitnessstudio. Alicia war klein. Sie reichte ihrer Schwester gerade bis an die Schulter, dafür hatte sie die Rundungen einer Lopez und sah wesentlich mehr nach ihrer puerto-ricanischen Herkunft aus als Alex. Die ältere der Schwestern hatte dazu den ausgeprägten Kieferbau ihrer Mutter, was auch einer der Gründe war, warum sie ihr Haar streng nach hinten gebunden trug. Es betonte die starken Züge ihres Gesichts, und Alex mochte das. Sie wusste allerdings auch, dass es sie noch ein bisschen markant männlicher aussehen ließ und dass Alicia genau dies störte.
»Du weißt, wie ich es hasse, wenn mir mein Haar im Gesicht hängt«, bemerkte Alex zu Allys Kommentar.
»Ich kann es
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