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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Nachthaube noch Wein trinkst.« Sie deckte das Bett auf und kletterte hinein. Sie schaute George und mich durchdringend an, während sie sich das Leintuch um die Hüften schlang. »Ihr beide seid einfach viel zu frivol«, verkündete sie.
    George verzog das Gesicht. »Da hat sie’s uns aber gegeben«, warf er mir fröhlich zu.
    »Sie ist wirklich schrecklich streng«, flüsterte ich in geheucheltem Respekt. »Man sollte nicht meinen, daß sie ihr halbes Leben am französischen Hof vertändelt hat.«
    »Sie gleicht eher einer Spanierin als einer Französin, würde ich meinen«, erwiderte George provozierend.
    »Und sie ist nicht einmal verheiratet«, flüsterte ich zurück. »Eine spanische Duenna.«
    Anne legte sich auf das Kissen, hob die Schultern und zog die Bettdecke zurecht. »Ich höre euch nicht zu. Ihr könnt euren Atem sparen.«
    »Wer würde sie denn nehmen?« fuhr George fort. »Wer würde sie wollen?«
    »Sie finden schon jemanden für sie«, sagte ich. »Irgendeinen jüngeren Sohn oder einen völlig verarmten, heruntergekommenen Landedelmann.« Ich gab George den Krug zurück.
    »Wartet nur ab«, kam es vom Bett. »Ich werde eine bessere Partie machen als ihr alle beide. Und wenn sie mir nicht bald einen Mann suchen, dann tue ich es selbst.«
    |45| George reichte mir den Steingutkrug zurück. »Hier, trink aus«, forderte er mich auf. »Ich hab schon mehr als genug.«
    Ich trank den letzten Schluck Wein und ging dann zur anderen Seite des Bettes. »Gute Nacht«, sagte ich zu George.
    »Ich bleibe noch eine Weile hier am Kamin sitzen«, antwortete er. »Wir schlagen uns prächtig, nicht wahr, wir Boleyns? Ich bin verlobt, und du bist auf dem besten Weg ins Bett des Königs, und die kleine Mademoiselle Parfait hier ist frei auf dem Markt, und alle Türen stehen ihr offen.«
    »Ja«, sagte ich. »Wir schlagen uns prächtig.«
    Ich dachte an den intensiven Blick des Königs auf meinem Gesicht, an die Art, wie seine blauen Augen von meinem Haarschmuck zum Dekolleté meines Kleides wanderten. Ich drückte mein Gesicht ins Kissen, so daß mich keiner der beiden hören konnte. »Henry«, flüsterte ich. »Majestät. Liebster.«
     
    Am nächsten Tag sollte im Park von Freason House, einem Herrenhaus, das sich unweit von Eltham Palace befand, ein Turnier ausgetragen werden. Es war ein großes, prächtiges Haus, die Gärten umgaben es wie ein Schachbrett aus Grün und Weiß: weiße Steine und Wege und Begrenzungen um niedrige Labyrinthgärten aus grünem Lorbeer. Der Park mit dem Jagdwild schloß sich an, und zwischen den Gärten und dem Wildpark gab es eine wunderschöne Rasenfläche, die das ganze Jahr über als Turnierplatz für den König bereitgehalten wurde.
    Das Zelt für die Königin und ihre Hofdamen war mit kirschroter und weißer Seide drapiert, und die Königin trug ein dazu passendes kirschrotes Gewand und wirkte in dieser strahlenden Farbe jung und rosig. Ich trug Grün, das Kleid, das ich am Fastnachtsdienstag zum Maskenspiel angehabt hatte, als der König mich unter allen anderen erwählt hatte. Die Farbe ließ mein Haar noch mehr erstrahlen, und meine Augen leuchteten. Ich stand neben dem Stuhl der Königin und wußte, daß jeder Mann, der seinen Blick von ihr zu mir schweifen ließ, denken mußte, daß sie zwar eine wunderbare Frau war, aber doch alt genug, um meine Mutter zu sein.
    |46| Die ersten drei Zweikämpfe wurden zwischen Männern der unteren Ränge bei Hof ausgetragen, die dadurch Aufsehen zu erregen suchten, daß sie Kopf und Kragen riskierten. Sie waren recht geschickt, und es gab einige interessante Lanzenstöße und einen aufregenden Augenblick, als ein kleinerer Mann seinen größeren Gegner vom Pferd stieß, was die gemeinen Leute, die zuschauten, zu lautem Jubel bewegte. Der kleinere Mann stieg vom Pferd und setzte seinen Helm ab, um den Applaus entgegenzunehmen. Er war attraktiv, schmal und blond. Anne stieß mich in die Seite. »Wer ist das?«
    »Einer von den Seymour-Jungen.«
    Die Königin wandte den Kopf zu uns um. »Mistress Carey, würdet Ihr gehen und den Stallmeister fragen, wann mein Mann heute reitet und welches Pferd er gewählt hat?«
    Ich drehte mich um, um ihrem Befehl Folge zu leisten, und sah, warum sie mich wegschickte. Langsamen Schrittes kam der König über den Rasen zu unserem Pavillon geschlendert, und sie wollte mich aus dem Weg haben. Ich knickste und trödelte zum Eingang, paßte es so ab, daß der König mich unter der Markise bemerken mußte. Sofort

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