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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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seiner Umarmung entfernt ist. »Es wird Euch nichts Schlimmes daraus erwachsen, daß Ihr mich liebt, |49| Mary. Ihr habt mein Wort darauf, wenn Ihr wollt. Ihr werdet meine Herrin sein, Ihr werdet meine kleine Königin sein.«
    Ich rang nach Luft.
    »Gebt mir Euer Halstuch. Ich möchte es beim Turnier als Zeichen Eurer Gunst tragen«, sagte er plötzlich.
    Ich schaute mich um. »Hier kann ich es Euch nicht geben.«
    »Schickt es mir«, antwortete er. »Ich sage George, er soll es von Euch holen. Ich werde es nicht sichtbar tragen. Ich stecke es in meinen Brustharnisch. Ich werde es am Herzen tragen.«
    Ich nickte.
    »Ihr gebt mir also Euren Gunstbeweis?«
    »Wenn Ihr es wünscht?« flüsterte ich.
    »Ich wünsche es so sehr«, sagte er. Er verneigte sich und trat ins Zelt der Königin. Wie ein hilfreicher Geist war auch meine Schwester Anne verschwunden.
    Ich gab ihnen einige Minuten Vorsprung, dann folgte ich ihnen ins Zelt. Die Königin warf mir einen scharfen, fragenden Blick zu. Ich versank in einen Hofknicks. »Ich habe gesehen, wie der König Euch die Fragen selbst beantwortet hat, Majestät«, sagte ich zuckersüß. »Also bin ich zurückgekommen.«
    »Ihr hättet überhaupt einen Diener auf diesen Botengang schicken sollen«, fuhr der König barsch dazwischen. »Mistress Carey sollte bei diesem Sonnenschein nicht über das Turniergelände laufen müssen. Es ist viel zu heiß.«
    Die Königin zögerte einen Augenblick. »Es tut mir so leid«, erwiderte sie dann. »Es war gedankenlos von mir.«
    »Bei mir solltet Ihr Euch nicht entschuldigen«, antwortete der König spitz.
    Ich dachte, diese Hürde würde sie nicht nehmen, und an der Anspannung von Annes Körper bemerkte ich, daß auch sie darauf lauerte, was die spanische Prinzessin und Königin von England als nächstes tun würde.
    »Es tut mir leid, wenn ich Euch Unbehagen bereitet habe, Mistress Carey«, sagte die Königin gleichmütig.
    Ich verspürte keinen Triumph. Ich blickte quer durch das üppig mit Teppichen ausgelegte Zelt auf eine Frau, die alt genug war, um meine Mutter zu sein, und spürte nichts als |50| Mitleid, weil ich ihr Schmerz zufügen würde. Einen Augenblick lang sah ich nicht einmal den König, ich sah nur uns beide.
    »Es ist mir ein Vergnügen, Euch zu dienen, Königin Katherine«, sagte ich aufrichtig.
    Sie blickte mich kurz an, als verstünde sie, was mir durch den Kopf ging. Dann wandte sie sich wieder ihrem Ehemann zu. »Und sind Eure Pferde heute bei guter Gesundheit?« fragte sie. »Seid Ihr siegesgewiß, Majestät?«
    »Heute geht es um Suffolk oder mich«, antwortete er.
    »Ich werdet doch vorsichtig sein, Sire?« sagte sie leise. »Es ist keine Schande, gegen einen Reiter wie den Herzog zu verlieren. Und es würde das Ende des Königreiches bedeuten, wenn Euch etwas zustieße.«
    Es war ein liebevoller Gedanke, aber der König nahm ihn nicht sehr gnädig auf. »Das wäre es wirklich, da wir ja keinen Sohn haben.«
    Sie zuckte zusammen, und ich sah, wie ihr das Blut aus den Wangen wich. »Es ist noch Zeit«, sagte sie, und ihre Stimme war so leise, daß ich sie kaum hören konnte. »Es ist immer noch Zeit …«
    »Nicht mehr viel«, antwortete er ausdruckslos. Er wandte sich von ihr ab. »Ich muß mich jetzt fertigmachen.«
    Ohne einen Blick ging er an mir vorüber, obwohl Anne und ich und alle anderen Hofdamen im Hofknicks versanken. Sobald ich mich wieder erhoben hatte, schaute die Königin zu mir herüber, als wäre ich nicht ihre Rivalin, sondern immer noch ihre liebste kleine Hofdame, die ihr ein wenig Trost schenken könnte. Sie blickte mich an, als suchte sie für kurze Zeit einen Menschen, der die schreckliche Lage einer Frau in dieser von Männern regierten Welt verstand.
    George spazierte ins Zelt und fiel mit der ihm eigenen mühelosen Anmut vor der Königin auf die Knie. »Eure Majestät«, sagte er. »Ich bin gekommen, um der schönsten Frau Kents, Englands, ja der ganzen Welt meinen Besuch abzustatten.«
    »Oh, George Boleyn, erhebt Euch«, erwiderte sie lächelnd.
    |51| »Lieber würde ich zu Euren Füßen sterben«, antwortete er.
    Sie klopfte ihm leicht mit dem Fächer auf die Hand. »Nein, aber Ihr könnt mit mir wetten, wie der Zweikampf des Königs ausgeht, wenn Ihr wollt.«
    »Wer würde denn gegen ihn setzen? Er ist der beste Reiter. Ich wette mit Euch fünf zu zwei auf den zweiten Zweikampf. Die Seymours gegen die Howards. Ich hege keinerlei Zweifel, wer da der Gewinner sein wird.«
    »Ihr würdet mir

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