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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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meinem Blick – beinahe keine. Ich war nur eine junge Frau, die zu einem Mann aufblickt und der das Verlangen in die Augen geschrieben steht.
    »Ich hätte gern Mistress Carey als Partnerin. Laßt Ihr |42| George holen, dann habt Ihr auch einen Boleyn zum Partner. Und wir geben zwei passende Paare ab.«
    »Jane Parker kann mit mir spielen«, sagte die Königin kühl.
     
    »Das hast du sehr gut gemacht«, lobte mich Anne an diesem Abend. Sie saß in unserem Schlafzimmer am Kamin und bürstete sich das lange dunkle Haar. Sie hatte den Kopf so geneigt, daß ihr die Locken wie ein duftiger Wasserfall über die Schultern wallten. »Das mit den Händen war sehr gut. Wie hast du das hingekriegt?«
    »Er hat meine Handlänge mit seiner verglichen«, antwortete ich. Ich flocht meinen blonden Zopf, setzte mir die Nachthaube auf und band die weißen Bänder. »Als unsere Hände einander berührten, hatte ich das Gefühl …«
    »Was?«
    »Es war, als stünden meine Hände in Flammen«, flüsterte ich. »Wirklich, als könnte mich seine Berührung versengen.«
    Anne blickte mich skeptisch an. »Wie meinst du das?«
    Die Worte sprudelten mir nur so aus dem Mund. »Ich möchte, daß er mich berührt. Ich verzehre mich danach, daß er mich berührt. Ich ersehne seinen Kuß.«
    Anne war ungläubig vor Staunen. »Du begehrst ihn?«
    Ich schlang die Arme um den Körper und sank auf dem steinernen Fenstersitz nieder. »O Gott, ja. Mir war nicht klar, daß es darauf hinauslief. O ja. O ja.«
    Anne verzog die Mundwinkel nach unten. »Das läßt du Vater und Mutter besser nicht hören«, warnte sie mich. »Sie haben dich angewiesen, ein kluges Spiel zu spielen, nicht zu schwärmen wie ein liebeskrankes Mädchen.«
    »Aber meinst du nicht, daß er mich begehrt?«
    »Oh, im Augenblick schon. Aber nächste Woche? Nächstes Jahr?«
    Es klopfte an der Tür, und George steckte den Kopf herein. »Kann ich hereinkommen?«
    »Von mir aus«, sagte Anne unfreundlich. »Aber du darfst nicht lange bleiben. Wir gehen gleich ins Bett.«
    »Ich auch«, erwiderte er. »Ich habe mit Vater einiges getrunken. |43| Ich gehe ins Bett, und morgen, wenn ich wieder nüchtern bin, stehe ich früh auf und erhänge mich am nächsten Baum.«
    Ich hörte ihn kaum, starrte nur aus dem Fenster und dachte an die Berührung von Henrys Hand auf meiner.
    »Warum?« wollte Anne wissen.
    »Nächstes Jahr soll ich Hochzeit feiern. Beneide mich ruhig, du!«
    »Alle heiraten, nur ich nicht«, maulte Anne gereizt. »Mit den Ormondes haben sie sich nicht geeinigt, und jemand anderen finden sie nicht für mich. Wollen sie etwa, daß ich Nonne werde?«
    »Warum nicht?« meinte George. »Meinst du, sie würden mich auch nehmen?«
    »In einem Frauenkloster?« Ich hatte mitbekommen, wovon sie redeten, und wandte mich um. »Du würdest eine feine Äbtissin abgeben.«
    »Besser als die meisten«, antwortete George fröhlich. Er wollte sich auf einen Schemel setzen, verfehlte ihn aber und donnerte auf den Steinboden.
    »Du bist ja betrunken.«
    »Ja, und ganz schlecht gelaunt obendrein.«
    »Irgend etwas an meiner Zukünftigen kommt mir überaus merkwürdig vor«, sagte George. »Sie riecht ein bißchen …«, er suchte nach dem passenden Wort, »… ranzig.«
    »Unsinn«, erwiderte ihm Anne. »Sie hat eine ausgezeichnete Mitgift und gute Verbindungen, sie steht in der Gunst der Königin, und ihr Vater ist eine geachtete Persönlichkeit und reich. Warum sich sorgen?«
    »Sie hat einen Mund wie eine Karnickelschlinge und Augen, die zugleich heiß und kalt sind.«
    Anne lachte. »Du Dichterling!«
    »Ich weiß, was George meint«, sagte ich. »Sie ist leidenschaftlich und doch irgendwie heimtückisch.«
    »Sie ist einfach nur diskret«, meinte Anne.
    George schüttelte den Kopf. »Heiß und kalt zugleich. Alle Körpersäfte durcheinander. Es wird ein Hundeleben werden mit ihr.«
    |44| »Oh, heirate sie und schlafe mit ihr und schicke sie dann aufs Land«, fuhr Anne ungeduldig dazwischen. »Du bist ein Mann, du kannst tun und lassen, was du willst.«
    Er blickte schon fröhlicher drein. »Ich könnte sie nach Hever verfrachten.«
    »Oder nach Rochford Hall. Und der König wird dir gewiß zur Hochzeit noch ein neues Anwesen schenken.«
    George setzte seinen Steingutkrug an die Lippen. »Möchte sonst noch jemand etwas?«
    »Ich«, antwortete ich, nahm den Krug und kostete den würzigen roten Wein.
    »Ich gehe ins Bett«, sagte Anne steif. »Du solltest dich schämen, Mary, daß du in der

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