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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Musik hören?« fragte er sie.
    »Ja, Mistress Carey kann für uns singen«, erwiderte sie freundlich und winkte mich nach vorn.
    »Ihre Schwester Anne hat die lieblichere Stimme«, widersprach der König. Anne warf mir einen raschen, triumphierenden Blick zu.
    »Singt Ihr uns eines Eurer französischen Lieder, Miss Anne?« bat der König sie.
    Anne versank in einem anmutigen Knicks. »Wie Eure Majestät befehlen«, sagte sie mit starkem französischem Akzent.
    |40| Die Königin beobachtete diesen Wortwechsel. Ich konnte sehen, daß sie sich fragte, ob die Gunst des Königs nun auf das andere Boleyn-Mädchen überging. Aber er hatte sie überlistet. Anne hatte auf einem Schemel mitten im Raum Platz genommen, die Laute auf dem Schoß, und ihre Stimme klang süß – wie er gesagt hatte, süßer als meine. Die Königin saß auf ihrem üblichen Sessel mit den bestickten Armlehnen und der gepolsterten Rückenlehne, die sie nie berührte. Der König ließ sich nicht auf dem Sessel neben dem ihren nieder, sondern spazierte zu mir herüber, setzte sich an den Platz, den Anne frei gemacht hatte, und blickte auf meine Näherei.
    »Sehr schöne Arbeit«, bemerkte er.
    »Hemden für die Armen«, erklärte ich. »Die Königin ist sehr mildtätig zu den Armen.«
    »Wahrhaftig«, erwiderte er. »Wie schnell Eure Nadel in den Stoff hinein- und wieder herausgeht. Ich würde da ein übles Fadengewirr anrichten. Wie klein und geschickt Eure Finger sind.«
    Er hatte den Kopf zu meinen Händen herabgebeugt, und ich schaute auf seinen Nacken und überlegte, wie gern ich das dicke, lockige Haar berühren würde.
    »Eure Hände sind höchstens halb so groß wie meine«, sagte er leichthin. »Streckt sie einmal aus und zeigt sie mir.«
    Ich stach die Nadel in das Hemd für die Armen und streckte ihm meine Hand mit der Handfläche nach oben entgegen. Sein Blick wich nicht von meinem Gesicht, als er mir seine Hand entgegenhielt, Handfläche gegen Handfläche, aber ohne mich zu berühren. Ich spürte die Wärme seiner Hand an der meinen, konnte aber meine Augen nicht von seinem Gesicht losreißen. Sein Schnurrbart kräuselte sich ein wenig um seine Lippen, und ich überlegte, ob er wohl weich sein würde wie die dunklen Locken meines Mannes oder drahtig wie gesponnenes Gold. Er sah so aus, als könnte er rauh und kratzig sein, als könnte sein Kuß mein Gesicht rot und wund schaben, so daß jedermann wissen würde, daß wir uns geküßt hatten. Unter dem Schnurrbart lockten sinnliche Lippen. Ich konnte den Blick nicht von ihnen wenden, mußte unaufhörlich daran denken, wie sie sich wohl anfühlen würden.
    |41| Langsam näherte der König seine Hand der meinen, sein Handballen streifte den meinen. Ich zuckte ein wenig zusammen und sah, wie sich seine Lippen verzogen, als er merkte, wie sehr mich das aufwühlte. Mit Mühe riß ich meine Augen von seinen Lippen los und betrachtete sein ganzes Gesicht, seinen hellwachen Blick, der sich auf mein Gesicht richtete, spürte die Begierde, die wie Hitze von ihm ausging.
    »Eure Haut ist so weich.« Seine Stimme war sehr leise. »Und Eure Hände sind so winzig, wie ich es vermutet hatte.«
    Längst war der Vorwand erschöpft, daß wir die Länge unserer Finger vergleichen wollten, aber wir verharrten weiter, Handfläche an Handfläche, die Augen aufeinander gerichtet. Dann legte der König ganz langsam und unwiderstehlich seine Hand um die meine und hielt sie sanft, aber fest umfangen.
    Anne beendete ein Lied und begann in der gleichen Tonart und ohne Übergang gleich das nächste, wahrte den Zauber dieses Augenblicks.
    Die Königin unterbrach sie. »Majestät, Ihr stört Mistress Carey«, sagte sie mit einem kleinen Lachen, als sei der Anblick ihres Gatten, der die Hand einer anderen, dreiundzwanzig Jahre jüngeren Frau hielt, amüsant. »Euer Freund William wird es Euch nicht danken, wenn Ihr seine Gattin zur Untätigkeit ermuntert. Sie hat versprochen, diese Hemden für die Nonnen des Klosters Whitchurch zu säumen, und noch ist nicht einmal die Hälfte fertig.«
    Der König ließ mich los. »William wird mir verzeihen«, antwortete er sorglos.
    »Ich spiele jetzt Karten«, sagte die Königin. »Spielt Ihr mit, lieber Ehemann?«
    Einen Augenblick lang dachte ich, sie hätte es geschafft, hätte ihn an seine alte Zuneigung erinnert und so von mir entfernt. Doch als er sich erhob, um ihrem Geheiß zu folgen, blickte er zurück und sah, wie ich zu ihm aufschaute. Es lag beinahe keine Berechnung in

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