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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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anbieten, auf die Seymours zu setzen?« fragte die Königin.
    »Damit sie Euren Segen haben? Niemals«, erwiderte George rasch. »Ich wünsche mir, daß Ihr auf meinen Vetter Howard setzt, Majestät. Dann könnt Ihr Eures Gewinns sicher sein. Ihr könnt sicher sein, auf eine der besten und treusten Familien des Landes zu setzen, und Ihr habt noch dazu ausgezeichnete Gewinnchancen.«
    Darüber lachte sie. »Ihr seid wirklich ein ganz hervorragender Höfling. Wieviel wollt Ihr gegen mich verlieren?«
    »Sagen wir fünf Kronen?« schlug George vor.
    »Abgemacht.«
    George verbeugte sich und trat in den hinteren Teil des Zeltes zurück. Ich schlenderte hinter ihm her. »Gib es mir schnell«, sagte er knapp. »Er reitet als nächster.«
    Mein Kleid war am Ausschnitt mit einer Länge weißer Seide verziert, die ich durch die grünen Schlaufen zog, bis sie frei war. Ich reichte George das Tuch, und er ließ es rasch in der Tasche verschwinden.
    »Jane Parker sieht uns«, warnte ich ihn.
    Er schüttelte den Kopf. »Das macht nichts. Ihre Interessen sind mit den unseren verquickt, ganz gleich, wie sie darüber denkt. Ich muß jetzt gehen.«
    Ich nickte und ging ins Zelt zurück. Die Augen der Königin blieben kurz an den leeren Schlaufen am Ausschnitt meines Kleides hängen, doch sie sagte nichts dazu.
    »Gleich fangen sie an«, verkündete Jane. »Der Zweikampf des Königs ist der nächste.«
    Ich sah, wie man ihm in den Sattel half, wie zwei Männer |52| ihn stützten, da das Gewicht seiner Rüstung ihn beinahe zu Fall brachte. Charles Brandon, Herzog von Suffolk, der Schwager des Königs, rüstete sich ebenfalls. Die beiden Männer ritten zusammen hinaus und kamen am Eingang des Turnierplatzes vorbei zum Zelt der Königin. Der König senkte seine Lanze tief, um sie zu grüßen, und hielt sie gesenkt, während er am Zelt entlangritt. So wurde auch ein Gruß für mich daraus. Das Visier seines Helms stand noch offen, und ich konnte sehen, wie er mich anlächelte. Ein winziges Zipfelchen Weiß lugte an der Schulter aus seinem Brustharnisch hervor. Ich wußte, daß es mein Halstuch war. Hinter ihm ritt der Herzog von Suffolk, senkte die Lanze vor der Königin und nickte mir dann knapp zu. Anne, die hinter mir stand, schnappte nach Luft.
    »Suffolk hat dich gegrüßt«, flüsterte sie.
    »Das habe ich mir auch eben gedacht.«
    »Ja, das hat er. Er hat den Kopf geneigt. Das bedeutet, daß der König mit ihm über dich gesprochen hat. Oder daß er mit seiner Schwester, Königin Mary, gesprochen hat, und sie hat es Suffolk erzählt. Er meint es ernst. Er muß es ernst meinen.«
    Ich blickte zur Seite. Die Königin schaute zur Turnierschranke hinunter, wo der König sein Pferd zum Stehen gebracht hatte. Er saß leicht und elegant im Sattel, einen kleinen goldenen Reif um den Helm, das Visier zugeklappt, die Lanze vor sich ausgestreckt. Die Königin lehnte sich vor, um besser sehen zu können. Die Trompete erschallte, und die beiden Pferde preschten vorwärts. Die beiden Männer in ihren Rüstungen donnerten aufeinander zu. Grassoden stoben unter den Hufen der Pferde in alle Richtungen. Die Lanzen waren gesenkt, die Wimpel am Ende der Schäfte flatterten, während der Abstand zwischen den beiden Kämpfenden sich stetig verringerte. Da bekam der König einen Streifschlag ab, den er mit dem Schild parierte, aber sein Stoß traf Suffolk unter dem Schild und prallte ihm krachend auf dessen Brustharnisch. Die Gewalt des Aufpralls warf Suffolk auf dem Pferd zurück, die schwere Rüstung tat ein übriges und zog ihn über die Kruppe des Tiers, bis er mit schrecklichem Krachen zu Boden ging.
    |53| Seine Frau sprang auf. »Charles!« Sie stob aus dem Zelt der Königin, raffte ihre Röcke zusammen und rannte wie jede gewöhnliche Ehefrau zu ihrem Mann, der reglos im Gras lag.
    »Ich gehe besser mit«, meinte Anne und eilte ihrer Herrin nach.
    Ich schaute hinunter zur Turnierschranke auf den König. Sein Schildknappe half ihm aus der schweren Rüstung. Als er ihm den Brustharnisch abnahm, flatterte mein weißes Halstuch zu Boden, aber der König sah es nicht fallen. Dann schnallten sie ihm die Beinschienen und den Armschutz ab, und er zog einen Umhang über, während er schnell auf den immer noch reglosen Körper seines Freundes zueilte. Königin Mary kniete neben Suffolk, hielt seinen Kopf in den Armen geborgen. Der Schildknappe nahm seinem Meister die schwere Rüstung ab. Königin Mary blickte auf, als ihr Bruder sich näherte, und sie

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