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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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stöhnte auf, und er zog mich in seine Arme. »Ich habe sie gesehen«, fuhr er fort. »Deswegen hat es so lange gedauert. Ich dachte, du würdest sicher wollen, daß ich sie besuche und mich versichere, daß es ihr gut geht.«
    »Ist sie traurig?«
    »Sie ist sehr ruhig«, erwiderte er mit einem Lächeln. »Du kannst morgen selbst hingehen und sie besuchen, und jeden anderen Tag, bis die Königin wieder in Freiheit ist.«
    »Aber sie darf nicht mitkommen?«
    »Die Königin möchte sie bei sich behalten. Der Kommandant hat Befehl, ihr alle angemessenen Wünsche zu erfüllen.«
    |664| »Aber …«
    »Ich habe alles versucht«, sagte William. »Die Königin hat das Recht, ihre Hofdamen auszuwählen, und Catherine ist die einzige, um die sie gebeten hat. Die anderen hat man ihr mehr oder weniger aufgedrängt. Eine ist die Frau des Kommandanten, die alles ausspionieren soll, was Anne sagt.«
    »Und wie geht es Catherine?«
    »Du wärest stolz auf sie. Sie läßt dich ganz herzlich grüßen. Sie möchte gern bleiben und die Königin bedienen. Anne sei krank und schwach und weinte viel, sagte sie, und sie möchte bei ihr bleiben, solange sie ihr helfen kann.«
    Ich war erfüllt von Liebe und Stolz, aber auch von Ungeduld. »Sie ist noch ein junges Mädchen und hat dort nichts verloren!«
    »Sie ist eine junge Frau«, meinte William. »Sie tut ihre Pflicht, wie es sich für eine junge Frau gehört. Und sie ist nicht in Gefahr. Niemand wird sie irgend etwas fragen. Allen ist klar, daß sie nur zu Annes Gesellschaft im Tower ist. Es wird ihr deswegen kein Leid zugefügt.«
    »Und Anne wird angeklagt?«
    William schaute zu Henry herüber und kam zu dem Schluß, daß er alt genug war, um die Wahrheit zu erfahren. »Es sieht so aus, als wollte man Anne der Unzucht und des Ehebruchs bezichtigen. Weißt du, was Unzucht ist, Henry?«
    Der Junge errötete ein wenig. »Ja, Sir. Es steht in der Bibel.«
    »Ich glaube, daß diese Anschuldigung gegen deine Tante nicht begründet ist«, sagte William nüchtern. »Aber es ist eine Anklage, die der Staatsrat beschlossen hat gegen sie vorzubringen.«
    Endlich begriff ich. »Und die anderen, die auch verhaftet wurden? Werden die zusammen mit ihr angeklagt?«
    William nickte mit verkniffenem Mund. »Ja. Henry Norris und Mark Smeaton werden angeklagt, ihre Liebhaber gewesen zu sein.«
    »Aber das ist doch Unsinn«, erwiderte ich geradeheraus.
    William nickte.
    |665| »Und meinen Bruder verhören sie ebenfalls?«
    »Ja«, antwortete er.
    Irgend etwas an seinem Ton beunruhigte mich. »Sie werden ihn doch nicht foltern?« fragte ich. »Sie tun ihm doch nicht weh?«
    »O nein«, versicherte William mir. »Sie werden nicht vergessen, daß er ein Adeliger ist. Sie werden ihn im Tower behalten, während sie ihn und die anderen befragen.«
    »Aber was werfen sie ihm denn vor?«
    »Das gleiche wie den anderen Männern.«
    Einen Augenblick lang verstand ich nicht, was er meinte. Dann sprach ich es aus: »Unzucht und Ehebruch?« Er nickte.
    Ich schwieg. Erst wollte ich alles laut bestreiten, doch dann erinnerte ich mich an Annes übermäßigen Wunsch, einen Sohn zu gebären, an ihre Gewißheit, der König könne ihr kein gesundes Kind mehr schenken. Ich erinnerte mich daran, wie sie eng an George geschmiegt dastand und ihm erklärte, man könnte nicht der Kirche die Entscheidung überlassen, was Sünde sei und was nicht. Und er hatte ihr erwidert, er wäre wahrscheinlich schon vor dem Frühstück zehnmal mit dem Bann belegt worden – und sie hatte darüber gelacht. Ich wußte nicht, was Anne in ihrer Verzweiflung alles versucht hatte. Ich wußte nicht, was George in seiner Furchtlosigkeit alles gewagt hatte. Wie auch früher schon verbannte ich die Vorstellung aus meinen Gedanken. »Was sollen wir machen?« fragte ich.
    William legte den Arm um unseren Sohn und lächelte zu ihm herab. Henry reichte seinem Stiefvater inzwischen bis zur Schulter. Er blickte vertrauensvoll zu ihm auf.
    »Wir warten«, erklärte William. »Sobald das Durcheinander sich gelichtet hat, holen wir Catherine und reiten nach Hause, nach Rochford. Und dann halten wir uns eine Weile bedeckt. Ob Anne nun verstoßen wird, ob man ihr erlaubt, in einem Kloster oder im Exil zu leben, in jedem Fall ist die Zeit der Boleyns erst einmal vorüber. Für dich, meine Liebe, geht es jetzt wieder ans Käsemachen.«
     
    |666| Am nächsten Tag gab ich der Amme frei und ermunterte William und Henry, in der Stadt spazierenzugehen und in einer

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