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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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George. »Ihm ist nichts auf der Welt wichtiger. Ich glaube, er würde sogar Bessie Blounts Jungen anerkennen und zum Erben machen, wenn die Königin keine weiteren Nachkommen zur Welt bringt.«
    »Ein Bankert auf dem Thron?«
    »Man hat den Jungen nicht ohne Grund auf den Namen Henry Fitzroy getauft«, antwortete George. »Der König hat ihn als Sohn anerkannt. Wenn Henry lange genug lebt, um dem Land Sicherheit zu verschaffen, wenn ihn die Seymours unterstützen und wir Howards uns hinter ihn stellen, wenn |22| Wolsey es schafft, die Kirche und vielleicht noch ausländische Mächte auf seine Seite zu ziehen … Was sollte ihn dann noch daran hindern?«
    »Nur ein einziger kleiner Junge, und der ist ein Bankert«, sagte Anne. »Dazu ein kleines Mädchen von sechs Jahren, eine alternde Königin und ein König in der Blüte seiner Jahre.« Sie blickte zu uns beiden auf, riß die Augen nur mit Mühe von ihrem bleichen Ebenbild im Wasser los. »Was wird wohl geschehen?« fragte sie. »Es muß etwas geschehen. Aber was?«
     
    Kardinal Wolsey schickte der Königin eine Botschaft und lud uns alle zu einem Maskenspiel ein, das er am Fastnachtsdienstag in seinem Haus veranstalten wollte. Die Königin bat mich, den Brief vorzulesen. Meine Stimme bebte vor Erregung bei den Worten über ein großes Maskenspiel, eine Festung namens Château Vert und fünf Hofdamen, die mit den fünf Rittern tanzen sollten, die diese Festung belagern würden. »Oh! Eure Majestät …« begann ich und verstummte dann.
    »Oh! Eure Majestät was?«
    »Ich habe mich eben nur gefragt, ob ich wohl die Erlaubnis bekomme, dort hinzugehen«, antwortete ich sehr bescheiden. »Um die Festlichkeiten zu sehen.«
    »Ich glaube, Ihr habt Euch ein bißchen mehr als nur das gefragt?« erwiderte sie mit einem Funkeln in den Augen.
    »Ich habe mich gefragt, ob ich eine der Tänzerinnen sein dürfte«, gestand ich. »Es klingt wirklich wunderbar.«
    »Ja, das dürft Ihr«, sagte sie. »Wie viele Tänzerinnen fordert der Kardinal von mir an?«
    »Fünf«, antwortete ich leise. Aus dem Augenwinkel sah ich Anne, die sich auf ihrem Stuhl zurücksetzte und kurz die Augen schloß. Ich wußte genau, was sie machte. Ich konnte ihre innere Stimme so laut hören, als hätte sie geschrieen: »Nimm mich! Nimm mich! Nimm mich!«
    Ihr Wunsch ging in Erfüllung. »Mistress Anne Boleyn«, sagte die Königin nachdenklich. »Königin Mary von Frankreich, die Herzogin von Devon, Jane Parker und Ihr, Mary.«
    Anne und ich warfen einander einen flüchtigen Blick zu. |23| Wir würden ein bunt zusammengewürfeltes Quintett sein: die Tante des Königs, seine Schwester Königin Mary und die Erbin Jane Parker, die unsere Schwägerin werden würde, falls die Väter sich je auf die Mitgift einigten, und dazu wir beide.
    »Werden wir Grün tragen?« fragte Anne.
    Die Königin lächelte ihr zu. »Oh, das würde ich wohl meinen«, antwortete sie. »Mary, warum schreibt Ihr nicht dem Kardinal einen Brief und teilt ihm mit, daß wir seine Einladung mit Freuden annehmen. Bittet ihn, uns seinen Festmeister zu schicken, damit wir unsere Kostüme auswählen und unsere Tänze einstudieren können.«
    »Das mache besser ich.« Anne erhob sich und ging zu dem Tisch, auf dem Feder, Papier und Tinte bereitlagen. »Mary hat eine solche Krakelschrift, daß der Kardinal wahrscheinlich glaubt, wir hätten ihm eine Absage geschickt.«
    Die Königin lachte. »Ah, ganz die französische Gelehrte«, sagte sie sanft. »Dann schreibt eben Ihr an den Kardinal, Mistress Boleyn, in Eurem wunderschönen Französisch. Oder möchtet Ihr ihm lieber auf Latein schreiben?«
    Annes Blick wankte nicht. »Was immer Eure Majestät vorziehen«, sagte sie standhaft. »Ich spreche beide Sprachen leidlich fließend.«
    »Teilt ihm mit, daß wir alle darauf brennen, unsere Rolle im Château Vert zu spielen«, antwortete die Königin geschickt. »Wie schade, daß Ihr nicht auch Spanisch könnt.«
     
    Mit der Ankunft des Festmeisters, der uns die Tanzschritte beibringen sollte, entbrannte eine erbitterte Schlacht um die Rollen im Maskenspiel, die mit Lächeln und den süßesten Worten ausgetragen wurde. Schließlich griff die Königin ein und wies uns unsere Rollen zu, ohne Widerspruch zu dulden. Sie gab mir den Part der Güte, die Schwester des Königs erhielt die wunderbare Rolle der Schönheit, Jane Parker sollte die Treue verkörpern. »Na ja, sie hängt ja wirklich wie eine Klette an einem«, flüsterte mir Anne zu. Anne selbst

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