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Die Schwester der Nonne

Titel: Die Schwester der Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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nötig. Außerdem verabscheute Philomena Milch aufs heftigste und achtete sehr zu Walburgas Verzweiflung strengstens darauf, dass Milch nicht mit anderen Speisen in Berührung kam. Ja, nicht einmal den gleichen Kochlöffel durfte die Köchin dafür verwenden.
    »Du sollst das Böcklein nicht in der Milch seiner Mutter kochen«, pflegte sie zu sagen. Nicht einmal Wildbret in saurer Sahne durften sie zubereiten.
    »Milch ist was für arme Leute«, erklärte der Vater, wenn Walburga wieder einmal mit Philomena deswegen in Streit geriet.
    Deswegen gab es im Hause Preller auch selten ein Milchgericht, nicht einmal für die Dienerschaft. Auch an die Abneigung gegen manche Fleisch- oder Fischgerichte hatten sie sich gewöhnt. Philomena verabscheute Schweinefleisch ebenso wie Krebse, Muscheln und Aal. Wenn diese Speisen auf Anweisung von Hieronymus auf den Tisch kamen, zog es Philomena vor, sich in ihre Kammer zurückzuziehen und der Mahlzeit ganz zu entsagen.
    Katharina schmeckten Milchgerichte besonders gut, auch wenn die Ziegenmilch gegenüber der Kuhmilch einen strengeren Geschmack besaß.
    »Heute Abend gibt es diese Pilze, die ich im zeitigen Morgengrauen gesammelt habe«, erklärte Griseldis und nahm vorsichtig einige besonders schöne Exemplare aus dem Korb. »Gottes Garten schenkt uns so viel, dass wir nicht hungern müssen. Nachher suche ich die Schlingen ab. Im Gebüsch der Schlehen und Hundsrosen kann man allerlei Vögel fangen.«
    Katharina entdeckte einige Prachtexemplare von Tintlingen, Täublingen, Fälblingen und Risspilzen, einige junge Baumpilze, Samthäubchen und Morcheln.
    »Gebt mir ein Messer, ich werde sie für die Mahlzeit zubereiten«, bot sich Katharina an.
    »Ich weiß etwas Besseres für dich«, entgegnete Griseldis und erhob sich.
    Sie kramte in der Korbtruhe herum und zog eine Leinenbluse sowie ein größeres Stück dunkelgrünen Stoffs hervor.
    »Meine Augen sind nicht mehr so gut und meine Hände für das Nähen zu grob. Dieses Hemd hat mir eine mildtätige Dame im Dorf gespendet, wo ich manchmal Kräuter und Pilze gegen Mehl und Gemüse eintausche. Du kannst sie dir ändern und aus diesem Stück Stoff einen Rock nähen. Den Mantel wäschst du gründlich aus und auch dein Kleid. Das packst du weg. Es könnte dich verraten. Mit den anderen Sachen siehst du aus wie eine Magd.
    Du könntest meine Enkelin sein, der ich die Kräuterkunde lehre. Die Schuhe wirfst du am besten gleich ins Feuer. Näh dir neue aus dem Ziegenleder. Solange kein Schnee liegt, kannst du auch barfuß gehen.«
    Griseldis kramte Nadel, derbes Garn und eine hölzerne Handspindel hervor.
    »Die Wolle kannst du verspinnen. Ich habe sie von einem Bauern bekommen. Der Winter kommt bald, und du brauchst ein warmes Mieder und einen Schal.«
    Katharina erschrak. Der Gedanke, dass sie den ganzen Winter im Wald zubringen sollte, war ihr überhaupt noch nicht gekommen. Nein, bis dahin musste eine andere Lösung gefunden werden. Aber noch war es nicht so weit, und ein paar Wochen würde sie aushalten können.
    Griseldis wollte nach den Vogelfallen sehen, und Katharina setzte sich auf die Bank vor der Hütte mit dem Nähzeug auf dem Schoß und genoss die letzten warmen Sonnenstrahlen des Herbs­tes.
    Während sie die Leinenbluse auf ihre Größe änderte, dachte sie an die feinen Stickarbeiten, die sie zusammen mit Maria und Philomena Zuhause ausgeführt hatte. Dafür besaßen sie feinste Nadeln und glänzendes Seidengarn. Es war kein Vergleich zu diesem derben Stoff und der stumpfen, dicken Nadel. Das gestickte Bild war ein kleines Meisterwerk, und sie waren so stolz darauf, als es fertig war und von Hieronymus gebührend bewundert wurde.
    Die Bluse war schnell geändert, und danach nahm sie sich den derben Wollstoff vor, aus dem sie einen Rock nähte. In diesen Kleidern wirkte sie tatsächlich wie ein Bauernmädchen. Sie kam sich plump und derb vor. Der harte Stoff kratzte auf der Haut.
    Sie hatte die Näharbeiten fast beendet, als Griseldis mit zwei Drosseln, einer Hohltaube und einer Feldlerche aus ihren Vogelfallen zurückkam. Sie warf die an den Beinen zusammengebundenen Vögel auf den Tisch.
    »Das gibt einen Festschmaus«, meinte sie sichtlich zufrieden. »Es ist nicht immer so, dass Gottes Gaben auf meinen Tisch ­wandern.«
    »Wie lebt Ihr überhaupt hier draußen, gute Frau?«, wunderte sich Katharina. »So ohne Garten und ohne Markt?«
    »Der Tisch ist gedeckt«, erwiderte die alte Frau heftig. »Mit Kräutern und den Eiern

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