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Die Schwester der Nonne

Titel: Die Schwester der Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Schutz.«
    »Sie steht unter meinem Schutz«, erwiderte Thomas herablassend.
    Klaus blickte ihn verblüfft an.
    »Wo ist sie?«
    »Ich sagte doch, sie steht unter meinem Schutz. Niemand wird sie finden.«
    »Wirklich nicht? Die Spione des Propstes sind überall. Ich habe es am eigenen Leib sehr schmerzlich erfahren müssen. Dieser Pfaffe kennt keine Gnade.«
    Thomas biss sich auf die Unterlippe. War Katharina bei Griseldis wirklich sicher? Bisher war er davon überzeugt.
    »Ich kann Euch zu Katharina führen. Es ist ein weiter Weg.«
    »Dann lasst uns sofort gehen«, sagte Klaus entschlossen.
    »Jetzt? Ich komme gerade von ihr. Es wird bald dunkel. Und es schneit.«
    »Na und? Ich fühle, dass Katharina in großer Gefahr ist.«
    »Aber ich sagte doch, sie steht …«
    »Sie ist nirgendwo sicher, solange der Propst sie greifen kann. Also gehen wir.«
    Thomas drehte sich schweigend um und ging voran. Er war müde und hungrig, er fror und fühlte sich mutlos und leer. Doch Klaus drängte ihn.
    Es war schon dunkel, und der Weg war beschwerlich. Klaus unterdrückte seine Furcht, als Thomas ihn durch den unheimlich stillen und dunklen Wald führte. Die Äste der Bäume knackten und ächzten, das dunkle Wasser des Flusses gurgelte. Es hatte wieder aufgehört zu schneien. Die Flocken hatten den Weg bis zum Waldboden nicht gefunden.
    Klaus unterdrückte die Frage, wohin Thomas ihn führte. Wo hatte er Katharina versteckt? In einer Baumwurzel?
    Die Hütte war kaum zu erkennen. Klaus stolperte über den glitschigen Brückensteg. Thomas öffnete die Tür, ohne anzuklopfen.
    Griseldis und Katharina schliefen schon. Das Feuer im Kamin war zu dunkelroter Glut heruntergebrannt. Ein kalter Luftzug fuhr herein, und die beiden Frauen schreckten auf.
    »Keine Sorge, wir sind es, Thomas und Klaus.«
    Griseldis rappelte sich fluchend auf.
    »Ist das eine Art, zu so unchristlicher Zeit einfach hereinzuschneien? Außerdem gehört sich das nicht, wenn die Damen schon im Bett liegen.«
    Sie entfachte ein kleines Talglicht, das eine unruhige und spärliche Helligkeit verbreitete.
    »Klaus, du bist es wirklich!«
    Katharina sprang auf und fiel dem Studenten um den Hals. Dann herzten und küssten sie sich, und Thomas befürchtete fast, sie würden sich jeden Augenblick gemeinsam aufs Bett fallen lassen. Es versetzte ihm einen heftigen Stich ins Herz, als er sah, wie sehr Katharina den anderen Mann liebte.
    Thomas wandte sich verlegen ab und hockte sich neben Griseldis an den Kamin. Sie legte einige dürre Äste auf und pustete in die erlöschende Glut.
    »Katharina, meine geliebte Katharina, ich habe nicht zu träumen gewagt, dich jemals wiederzusehen. Ich glaubte dich für immer verloren. Mein eigenes Leben war keinen Kieselstein mehr wert. Aber ich habe dich nicht einen Augenblick vergessen. Du lebtest in meinem Herzen, und in alle meine Gebete habe ich dich eingeschlossen. Gott hat sie erhört. Unsere Liebe kann keine Sünde sein, wenn Gott uns wieder zusammengebracht hat.«
    »Ich habe euch wieder zusammengebracht«, ließ sich Thomas vernehmen.
    Das Paar setzte sich zu Griseldis und Thomas ans Feuer.
    »Thomas, ich werde dir mein ganzes Leben lang dankbar dafür sein, was du für uns getan hast. Du bist ein wahrhaftiger Freund.« Katharina wischte sich die Tränen aus den Augen und umarmte Thomas. Er hielt sich seltsam steif, als wäre es ihm unangenehm.
    »Ist schon gut«, murmelte er kaum hörbar.
    »Wir müssen sofort weggehen«, sagte Klaus eindringlich. »Du bist in großer Gefahr.«
    »In welcher Gefahr?«, wunderte sich Katharina. »Sucht mich Eckhardt immer noch?«
    »Nicht nur Eckhardt«, erwiderte Klaus leise. »Ich befürchte, Benedictus wird dich für die Vergehen deines Vaters büßen lassen.«
    Er verzog schmerzhaft das Gesicht in Erinnerung seiner erlittenen Qualen. Katharina schmiegte sich an ihn.
    »Das werden wir nicht zulassen, nicht wahr?«
    »Nein, wir lassen es nicht zu«, sagte Klaus fest. »Deshalb werden wir im Morgengrauen aufbrechen.«
    »Wohin?«
    »Weg von Leipzig. Wir werden bei Verwandten von mir unterkommen, die mir wohl gesonnen sind.«
    »Und was wird aus meinem Vater? Ich muss ihm doch helfen.«
    »Du kannst ihm nicht helfen. Ich denke, er weiß sich sehr gut selbst zu helfen. Du bereitest ihm nur zusätzlichen Kummer, wenn du in die Stadt zurückkehrst und gefangen genommen wirst.«
    »Wo geht ihr hin?«, wollte Thomas wissen.
    Klaus schüttelte den Kopf.
    »Je weniger Menschen davon wissen, umso besser.

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