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Die Schwester der Nonne

Titel: Die Schwester der Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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errötete.
    »Natürlich. Und sie hatte immer die Möglichkeit zur Beichte. Aber wahrscheinlich hat sie diese Sünde nicht gebeichtet.«
    Benedictus kratzte sich auf seiner Tonsur. Es war ein Kreuz mit der fleischlichen Lust. Natürlich war ihm nur zu gut bekannt, was sich hinter Klostermauern abspielte.
    Statt die Sünden zu vergeben, beteiligten sich die Beichtväter nach Herzenslust am Zustandekommen derselben. Je höher die Amtsträger, umso wüster trieben sie es. Einzige Bedingung war, es durfte nicht nach außen dringen. Geschah das doch einmal, dann mussten sie eben dem Papst eine kräftige Geldbuße zahlen.
    Benedictus stöhnte gequält auf. Wenn eine Nonne geflohen war, dann gab es nur einen Grund: Sie hatte einen Geliebten in der Außenwelt, der ihr geholfen hatte. Alle Welt würde es erfahren. Der Papst würde von ihm als oberstem Verantwortlichen für das Nonnenkloster ein saftiges Bußgeld fordern, das er natürlich aus dem Klosterschatz bezahlen musste. Das tat weh, denn er betrachtete den Klosterschatz als seinen eigenen.
    »Sie muss wieder eingefangen werden«, schnaubte er. »Wir verbreiten das Gerücht, sie sei eine Hexe. Dann bietet ihr niemand ein Versteck. Vor Hexen fürchten sich alle.«

Das Verhängnis
    Die Amsel saß auf dem höchsten Ast des Apfelbaumes und flötete ihr Lied in den blauen Himmel hinein. Die Sonne meinte es gut in diesem Sommer und trocknete das Heu rasch. Bauer Adam stand am Rand des Zwiebelfeldes und überwachte seine Knechte, wie sie die Erde mit Hacken lockerten.
    Im Stillen betete er, dass seine Früchte nicht wieder vor der Ernte von Zwiebelfliegen befallen werden würden. Diese waren eine Plage wie die Heuschrecken in der biblischen Geschichte und hatte ihm im vergangenen Jahr bereits schlimme Einbußen beschert.
    Die Frauen arbeiteten nebenan auf dem Karottenfeld. Die Kinder der Mägde liefen mit lauten Rasseln durch das Kohlfeld und verjagten die gefräßigen Kaninchen. Mit verschwitztem Gesicht kam Hans den Hang herab, wo er Heu gewendet hatte. Er gesellte sich zu Adam.
    »Nun Oheim, Ihr schaut so skeptisch. Ist es nicht ein wunderbares Wetter? Bald können wir mit der Kornernte beginnen.«
    Adam warf einen Blick zum wolkenlos blauen Himmel. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Du verstehst mehr von den Fischen als vom Landbau, Hans. Die Ernte ist erst sicher, wenn sie in der Scheune liegt. Und selbst da walten böse Mächte: Der Feuerteufel, der das Heu in Brand setzt, oder Würmer und Käfer, die das Gemüse anfressen. Der Grundherr will seinen Teil haben, und je mehr Mäuler wir zu stopfen haben, um so weniger bleibt für jeden übrig. Der Winter kann hart werden.«
    Hans schwieg und senkte den Kopf. Er wusste, wem diese Anspielung galt, nämlich ihm und Maria. Er war seinem Oheim dankbar, dass sie beide hier Schutz und Unterschlupf gefunden hatten. Nach der abenteuerlichen Flucht aus dem Kloster benötigte Maria dringend Ruhe. Ihre Gesundheit war schwer mitgenommen, die Kerkerhaft und die erlittenen Torturen hatten sie an Körper und Seele geschwächt. Nach besten Kräften versuchte sie, sich auf dem Hof des Oheims nützlich zu machen. Doch mit ihren Kräften war es nicht weit her.
    Johanna, Hans’ Tante, kam in Begleitung ihrer beiden Schwiegertöchter Gudrun und Hertha heran. Sie trugen zwei Körbe voll Kohlköpfe, die sie für das Abendessen geschnitten hatten. Wohl jeden dritten Tag gab es Kohlsuppe zu essen.
    Ihre leibliche Tochter Amelinde saß bei Maria hinter dem Haus. Im Juni waren die Schafe geschoren worden, und nun war es an der Zeit, die Wolle zu reißen und vom Schmutz zu befreien, damit sie dann im Winter versponnen werden konnte.
    Die beiden jungen Frauen hockten auf einer Bank, vor sich Berge von Wolle, die in der Sommerhitze einen intensiven Geruch verströmte. Dicke schwarze Fliegen umschwirrten sie. Amelinde war nicht verheiratet, während Maria eine Haube trug, die ihr Gudrun gegeben hatte. So verbarg sie ihr kurz geschorenes Haar, und niemand stellte unbequeme Fragen.
    Die beiden Liebenden waren im Haus des Oheims aufgenommen worden, obwohl das Maria äußerst unangenehm war.
    Adam war ein freier Bauer, aber er hatte trotz allem ein schweres Leben. Zusammen mit seiner Frau, den beiden Söhnen, Schwiegertöchtern und der eigenen Tochter sowie fünf Knechten und sieben Mägden bewirtschaftete er den Hof und das umliegende Land. Es lag einige Meilen südwestlich von Leipzig, in einer lieblichen Hügellandschaft mit fruchtbarem Boden.
    Adams Frau

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