Die Schwester der Nonne
und zur Ehre des Herrn getan. Er hatte das Böse besiegt, das es allerorten auf der Welt gab. Hier, in den tiefen Kellermauern des Klosters würde er dafür sorgen, dass es nie wieder das Licht der Welt erblickte. Er zückte ein Messer, das er in den Falten seiner Kutte verborgen hielt, und begann die Stricke des Bündels durchzuschneiden.
Katharina bewegte sich ächzend, als der Sack von ihrem Kopf gezogen wurde. Sie blickte sich um, konnte aber nicht viel erkennen. Ihr Kopf dröhnte und schmerzte von dem Schlag, den sie erhalten hatte. Es war dunkel. Eine einzelne Fackel warf flackerndes gelbes Licht. Sie leuchtete den Raum aber nicht aus. Es roch muffig und feucht. Katharina hob den Kopf etwas an. Unmittelbar vor ihr kniete Bruder Tobias. Erschrocken schrie sie auf, als sie sein hageres Gesicht erkannte. Im Schein der Fackel wirkte es noch abstoßender. Seine Augen tief in den Höhlen glühten wie im Fieber. »Jetzt bist du mein«, keuchte er.
»Scher dich fort, du Scheusal!«
Sie versuchte den Mönch von sich zu stoßen. Doch Tobias packte ihre Handgelenke und fesselte sie mit den Strickresten. Es ging so schnell, dass Katharina keine Chance hatte. Er erhob sich und schleifte sie hinter sich her bis zur Wand. Dort hingen Ketten herab, stark genug, einen Menschen daran aufzuhängen.
»Lass mich los! Was habe ich dir getan, du Monstrum?«
Katharina wand und wehrte sich. Der hagere Tobias verfügte über erstaunliche körperliche Kräfte.
»Was du mir getan hast, du Hexe? Vergiftet hast du mich mit deiner Schönheit, mit deinem Liebreiz, mit deinem Körper. Du steckst wie ein Stachel in meinem Fleisch, du brennst wie ein heißes Eisen in meiner Wunde. Du hast Besitz ergriffen von meinem Geist. Du bist der Teufel, das Böse, das in mir steckt. Ich muss dich austreiben.«
Verzweifelt riss und zerrte Katharina an den Ketten.
»Ich habe dir nichts getan. Ich will nichts von dir. Du bist es, der mich verfolgt. Du bist krank. Du bist verrückt.«
»Es wird sich zeigen, wer verrückt ist. Ich werde es austreiben, das Böse in der Welt. Gott wird mich dafür belohnen.«
Tobias reckte seine Hände wie Krallen in die Höhe, als beschwöre er Gottes Hilfe.
»Gott ist gerecht. Er wird nicht zulassen, dass du mir ein Unrecht zufügst. Ich habe nichts getan, wofür ich bestraft werden müsste. Lass mich sofort frei!«
Tobias grinste dämonisch.
»Ich bin froh, dass ich dich gefangen habe. Ich denke gar nicht daran, dich laufen zu lassen. Du gehörst mir, und ich kann mit dir machen, was ich will.«
Er umkreiste Katharina wie ein Raubtier seine Beute. Sie erstarrte in lähmendem Entsetzen. Was hatte Tobias vor?
»Als Erstes werde ich deinen Körper verunstalten, damit er nicht mehr meine Augen blendet. Wie du im Gras gelegen hast, splitternackt, hell wie Silber. Ich habe alles gesehen. Es war furchtbar anzuschauen. Du hast dich ihm angeboten, deinem Galan, wie eine Hure. Du hast kein Schamgefühl, du besitzt keine Ehre. Du hast mit ihm dein Werk getrieben und wolltest mich damit strafen. Du hast mich verhext, indem du mich zuschauen ließest. Diese Qualen, diese Torturen, die du mir damit bereitet hast, die sollst du nun selbst erleiden. Ich werde deinen Körper zerstören.«
Mit einem Ruck riss er das Kleid von ihrer Brust herab. Dann wandte er angeekelt den Kopf ab.
»Pfui, diese weiblichen Rundungen, dieses weiche Fleisch! Brennen muss es.«
Er nahm die Fackel von der Wand und hielt sie Katharina entgegen. In höchster Not schrie sie auf.
»Schrei nur, du Hexe! Es wird dir nichts nützen. Ich werde dich absengen wie ein geschlachtetes Schwein. Nur, dass du es noch spüren wirst.«
Verzweifelt drehte sich Katharina hin und her. Die Ketten hielten sie erbarmungslos fest. Sie spürte die Hitze des Feuers. Vom Geruch des brennenden Pechs wurde ihr übel.
»Was geht hier vor sich?«, donnerte eine Stimme aus dem Dunkel. Vor Schreck ließ Tobias die Fackel fallen. Es wurde heller, weil mehrere Mönche, die ebenfalls Fackeln trugen, den Keller betraten. Mitten unter ihnen befand sich der Propst.
»Bruder Tobias, erkläre mir, was du hier treibst.«
Wie vom Blitz gefällt warf sich Tobias dem Propst zu Füßen.
»Ehrwürdiger Vater, ich habe sie gefangen. Ich habe die entlaufene Nonne gefunden. Hier hängt sie. Ihr könnt sie strafen.«
Benedictus warf einen Blick zu Katharina.
»Bedeckt ihre Brüste«, befahl er seinen Mönchen. »Dieser Anblick macht mich schaudern.«
Einer warf Katharina ein Stück des
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