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Die Schwester der Nonne

Titel: Die Schwester der Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Katharina.
    »Schmerz ist etwas sehr Unangenehmes«, begann er in salbungsvollem Ton. »Wenn du klug bist, sagst du sofort die Wahrheit. Gib zu, dass du die entflohene Nonne Maria bist.«
    Katharina, halb ohnmächtig vor Schmerzen, bewegte die Lippen. Benedictus beugte sich vor.
    »Wie? Ich verstehe dich nicht.«
    Einer der Mönche trat dichter an Katharina heran.
    »Wiederhole deine Worte«, forderte er sie auf.
    »Ich – bin – Katharina«, brachte sie mühsam hervor.
    »Sie sagt, sie sei Katharina«, wiederholte der Mönch, zu Benedictus gewandt.
    Der Propst seufzte.
    »Du bist wirklich sehr verstockt. Aber zur Wahrheitsfindung gehört, dass du auch die Wahrheit sagst. Solange du lügst, muss ich leider die Folter anwenden, bis du gestehst. Ich tue es wirklich nicht gern. Ich bin ein Liebhaber von schönen Dingen, und ein entstellter Körper widert mich an. Maria, du trägst den Namen der Schmerzensreichen. Lass die edle Jungfrau in dein Herz und gestehe.«
    »Ich – bin – Katharina. Der – Mönch hat – mein Haar – verbrannt.«
    Benedictus warf einen unwilligen Blick auf Bruder Tobias, der wie ein Hund in der Ecke hockte. Dann faltete er die Hände über seinem Bauch, während die Perlen des Rosenkranzes durch seine Finger wanderten.
    »Ich bin sicher, dass du Maria bist. Du bist verstockt, aufsässig und verlogen. So hat dich die Äbtissin geschildert. Warum gestehst du nicht endlich? Du ersparst dir die Tortur.«
    »Ich – bin – Katharina«, wiederholte sie mühsam. Sie stand kurz davor, die Besinnung zu verlieren.
    Der Scharfrichter hantierte am Kamin und entzündete das Feuer.
    »Soll ich anfangen?«, fragte er, zu Benedictus gewandt, und ergriff eine der eisernen Zangen. Der Propst hob die Hand.
    »Noch nicht. Maria, weil ich deinem Vater und deiner Mutter, Gott hab sie selig, zu Dank verpflichtet bin, gebe ich dir eine letzte Chance. Ich lasse den Kaufmann Eckhardt holen. Wenn du tatsächlich Katharina bist, dann wird er dich wohl erkennen.«
    Wenig später wurde Eckhardt hereingeführt. Mit zusammengekniffenen Augen blickte er auf das geschundene Bündel, das in den Ketten hing.
    »Erkennt Ihr Eure Braut, werter Eckhardt? Sie behauptet es immer wieder, sie sei Katharina.«
    Mühsam öffnete Katharina die verschwollenen Augen. Ihr Blick suchte Eckhardt, der seinen ersten Schrecken überwunden hatte. Zögernd trat er näher und betrachtete sie. Dann schüttelte er langsam den Kopf.
    »Nein. Das ist nicht meine Braut Katharina.«
    Katharina bot alle Kräfte auf, die sie noch sammeln konnte.
    »Eckhardt, schaut doch genau hin. Ich bin es, Katharina.«
    Eckhardt trat ganz dicht an sie heran.
    »So? Bist du das? Du wolltest mich nicht, und nun soll ich dir helfen, wo es dir an den Kragen geht? Du hast mich blamiert, mich lächerlich gemacht, mich bloßgestellt. Jetzt also bin ich gut genug für dich.«
    Er sprach leise, zischelte zwischen seinen Zahnlücken hindurch.
    »Eckhardt, rette mich«, flehte Katharina. Doch Eckhardt drehte sich zu Benedictus um.
    »Es ist, wie ich sagte, es ist nicht Katharina. Dieses Weib da muss die entflohene Nonne Maria sein. Katharina sah ganz anders aus. Sie hatte honigblondes Haar und eine liebreizende Figur. Nein, diese da ist nicht Katharina.«
    »Nimm das zu Protokoll«, wies der Propst seinen Schreiber an. »Herr Eckhardt ist ein wichtiger Zeuge.«
    »Darf ich gehen?«
    Der Propst nickte.
    »Ihr seid entlassen, Herr Eckhardt. Und wir sind der Wahrheit wieder ein Stückchen näher gekommen. Nun benötigen wir nur noch das Geständnis der Angeklagten.«
    »Ich – bin – Katharina.«
    Benedictus seufzte.
    »Nun denn, Scharfrichter, in Gottes Namen!« Er winkte ihm mit seinen fetten beringten Fingern.
    Zwei Folterknechte assistierten, während der Scharfrichter in seiner grausigen Lederkluft eine Zange im Feuer erhitzte, bis sie rot glühte. Dann trat er an Katharina heran. Einer der Helfer riss ihren Rock entzwei, der andere packte ihren Leib und hielt ihn fest. Der Scharfrichter setzte die glühende Zange an ihr Bein. Es roch nach verbranntem Fleisch. Katharinas Schreie zerrissen Benedictus beinahe das Trommelfell. Dann verlor sie das Be­wusst­sein.
    »Nicht doch«, beschwerte sich der Propst und nahm wieder die Hände von den Ohren. »Sie kann doch nicht reden, wenn sie ohnmächtig ist. Wasser! Wasser! Bringt sie wieder zu Bewusstsein.« Jemand schüttete Katharina einen Eimer Wasser über den Körper. Sie zuckte und wand sich vor Schmerzen.
    »Gestehst du, die

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