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Die Schwester der Nonne

Titel: Die Schwester der Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Unterstützung erbitten. Vielleicht konnte er sie mit Geld aus dem Kloster auslösen.
    Hans fand dieses Ansinnen gefährlich. Deshalb war er besonders wachsam, seit sie sich innerhalb der Stadtmauern befanden. Doch niemand kümmerte sich um sie. Alle strebten zum Marktplatz.
    Der Anblick ihres Vaterhauses berührte Maria tief. Aber um nicht aufzufallen, vermieden sie es, dorthin zu gehen. Sie mischten sich unter die Leute auf dem Markt.
    »… und so wird am morgigen Tag, bevor die Sonne aufgegangen ist, die Hexe an der Brücke über die Elster einer Probe unterzogen, wobei sie geschwemmt wird, bis entweder ihre Schuld oder ihre Unschuld erwiesen ist. Alles Volk von Leipzig und den Dörfern im Umkreis ist aufgefordert, an diesem Spektakel teilzuhaben und zu beten, dass das Böse von uns genommen und unsere Felder, das Vieh und das ganze Land befreit werden mögen.«
    »Eine Hexe?«, wunderte sich Maria. In dem Gedränge rempelte sie einen Mann an.
    »Pass doch auf, Weib, und beuge dich vor den Höheren.«
    »Verzeiht, Herr, es war nicht meine …« Maria stutzte. Auch der Mann starrte sie irritiert an, dann bekreuzigte er sich schnell.
    »Magister Siebenpfeiffer?«
    »Maria?« Er starrte sie an wie ein Gespenst, dann glitt sein Blick sichtlich irritiert über ihre derbe bäuerliche Kleidung. »Nein, das ist unmöglich.«
    »Doch, ich bin es, bitte helft mir! Ich bin heimlich in die Stadt gekommen, weil ich …«
    »Still, du bist des Todes!« Sein stets blasses Gesicht wurde kalkweiß. »Wieso bist du hier? Wer ist dann die Hexe?«
    Er schlug sich an den Kopf. »Oh, mein Gott!«
    »Aber was ist denn? Warum seid Ihr so durcheinander?«
    »Schnell, fort von hier. Oh, mein Gott, mein Gott, es ist furchtbar!«
    »Herr Magister, was habt Ihr denn?«
    Siebenpfeiffer packte Marias Hand und zog sie mit sich, heraus aus dem Getümmel. Kaum konnte sie nach Hans rufen, der im Gedränge von ihr getrennt worden war. Mit Ellenbogen und derben Flüchen bahnte er sich einen Weg, um Maria und dem Mann folgen zu können. Er würde ihm seine Braut entreißen und ihm den Schädel spalten, dazu war er entschlossen, doch er kam nur schwerlich hinterher.
    Siebenpfeiffer zog Maria in eine stille Gasse hinter dem Markt. Dort holte Hans sie ein. Er packte den Magister am Mantel.
    »Lass meine Braut los, sonst ergeht es dir schlecht, du Schlangenfurz! Bist du auch ein Büttel dieses raffgierigen Props­tes?«
    »Was redest du da, Bauer? Weißt du nicht, wen du vor dir hast?«
    »Hans, bitte lass ihn«, rief Maria in höchster Not und warf sich zwischen die Kämpfenden. »Er ist mein Lehrer und ein guter Freund meines Vaters. Er wird uns nicht verraten. Vielleicht kann er uns sogar helfen.«
    Nur zögernd ließ Hans den keuchenden Magister aus seinem eisernen Griff. Siebenpfeiffer atmete mehrmals tief durch und richtete seine Kleidung.
    »Es ist alles schlimm genug«, murmelte er und bedachte Hans mit einem wütenden Blick.
    »Konnte ich ja nicht wissen«, verteidigte sich Hans und kratzte sich ein wenig verlegen am Kopf. Die Filzkappe juckte entsetzlich. Wahrscheinlich hatte sich darin eine ganze Horde Läuse eingenistet.
    »Maria, du bist in höchster Gefahr«, wandte sich Siebenpfeiffer an die junge Frau. »Der Herold da drüben hat eben dein Todesurteil verkündet.«
    »Mein Todesurteil? Aber sie haben mich doch noch gar nicht gefangen? Woher wissen sie …«
    Aufgeregt gestikulierte der Gelehrte mit den Armen.
    »Begreifst du nicht? Sie haben jemanden gefangen, von dem sie annehmen, dass du es bist. Es hieß, es handele sich um eine entlaufene Nonne aus dem Georgenkloster, die sich der Buhlschaft mit dem Teufel und der Hexerei schuldig gemacht habe.«
    Maria wich zurück.
    »Hexerei? Buhlschaft mit dem Teufel? Ja, wer ist denn da noch aus dem Kloster entlaufen?«
    »Nein, sie haben jemanden, von dem sie annehmen, das du es bist.«
    »Katharina!« Maria packte vor Entsetzen Hans’ Arm und press­te ihre Fingernägel hinein. »Wisst Ihr etwas über Katharina?«
    Siebenpfeiffer schüttelte den Kopf.
    »Ich vermute, dass Klaus etwas weiß, aber er hat mir nichts anvertraut. Ich weiß nur, dass er an den Sonntagen nie zur Messe erschien, sondern die Stadt verließ.«
    »Dann gehen wir sofort, um ihn zu befragen«, rief Maria erregt.
    Siebenpfeiffer bewegte sich nicht von der Stelle.
    »Er ist heute nicht zu den Vorlesungen erschienen. Ich weiß nicht, wo er steckt.«
    »Maria, du kannst nicht hier in der Stadt bleiben«, fiel Hans ins Wort.

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