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Die Schwester der Nonne

Titel: Die Schwester der Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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und er wies Maria eine kleine Kammer im hinteren Bereich der Vorratshäuser zu. Hans blickte sich flüchtig um.
    »Bleib hier, Maria, bis wir dich holen. Und bete, dass es uns gelingt. Bete!«
    Zum Abschied nahm er sie in die Arme und küsste sie. Verlegen wandte Thomas den Blick ab. Maria hatte ihr Glück und ihre Liebe gefunden. Er ärgerte sich darüber, dass es ihm wehtat, aber er konnte seine Gefühle nicht ändern.
    Maria kniete neben Mehlsäcken, Krautfässern und Rübenkörben nieder und versank in ein inbrünstiges Gebet, während Hans Thomas auf die Schulter klopfte.
    »Komm, lass uns gehen. Es gibt noch einiges vorzubereiten.«
    Thomas antwortete Hans mit einem schiefen Grinsen. Die Rolle des kühnen Ritters, der seine Angebetete vor dem sicheren Tod rettete, war ihm neu, aber nicht unangenehm. Auf diese Weise würde er bestimmt Katharinas Herz erobern. Sie brauchten den Studenten Klaus eigentlich gar nicht.
    Währenddessen suchte Magister Siebenpfeiffer ruhelos die Stadt nach seinem Studiosus ab. Er ahnte, dass sich eine Tragödie anbahnte. Er hoffte nur, dass er Klaus davon abhalten konnte, irgendeine lebensgefährliche Torheit zu begehen. Doch dazu musste er ihn erst einmal finden.
    Klaus war nicht zu den Vorlesungen erschienen und in der Nacht auch nicht ins Quartier gekommen. Vielleicht war er verhaftet worden und wurde in irgendeinem Keller gefangen gehalten. Mittlerweile traute Siebenpfeiffer dem Propst alles zu.
    Seit Benedictus Klaus nur wegen seiner Liebschaft mit der Kaufmannstochter Katharina der Folter unterzogen hatte, gleichzeitig aber darüber hinwegsah, dass seine Mönche und Chorherren Stammgäste in den Bordellen und Badehäusern der Stadt waren, glaubte er an ein handfestes Motiv des Klosteraufsehers. Der Reichtum der Prellers war ihm seit jeher ein Dorn im Auge, und wahrscheinlich setzte er nun alles daran, diesen Reichtum seinem Kloster einzuverleiben. Hieronymus Preller war seit einiger Zeit verschwunden, und keiner wusste, wo er sich befand. Dass auch seine Kebse Philomena spurlos verschwunden war, ließ die Spekulationen blühen.
    Siebenpfeiffer war sich sicher, dass Benedictus seine Finger im Spiel hatte. Er wollte wenigstens Klaus, den er liebte wie seinen eigenen Sohn, aus diesen Machenschaften heraushalten.
    Er suchte in allen Schänken, Gaststuben und Badehäusern, in den Bursen und zuletzt sogar in den Kirchen. In der Kirche des Paulinerklosters wurde er fündig.
    Klaus kniete vor dem Altar, gramgebeugt und am Ende seiner Kräfte. Einen Moment lang betrachtete der Magister ihn voller Zärtlichkeit und Mitgefühl. Solche Gefühlsregungen hätte er sich sonst niemals gestattet. Nun aber überkam es ihn mit Gewalt. Er wollte alles dafür tun, um Klaus zu retten.
    »Glaubst du, Gott billigt, dass du deine Vorlesungen schwänzt?«, fragte er mit strenger Stimme.
    Klaus reagierte nicht. Verärgert trat Siebenpfeiffer näher und rüttelte an seiner Schulter. Klaus fiel einfach um. Seine Augen waren gerötet und standen voller Tränen, seine Hände zitterten vor Schwäche. Der Magister packte ihn und zog ihn in die Höhe.
    »Willst du dich umbringen? Was willst du damit erreichen?«
    Klaus versuchte sich schwach zu wehren. »Es hat alles keinen Sinn mehr«, flüsterte er. »Katharina ist verschwunden. Einfach so.«
    »Also wegen eines Weibs benimmst du dich so. Sind dir nicht andere Werte wichtiger?«
    »Doch, die Liebe. Sie ist das höchste Gut, das man einem anderen Menschen schenken kann. Sie hat mir ihre Liebe geschenkt und ich ihr meine.«
    »Über der Liebe vernachlässigst du deinen Verstand.«
    »Der Schmerz hat ihn mir geraubt. Ohne Katharina will ich auch nicht mehr leben.«
    »Und deine Studien? Du hast dir hohe Ziele gesteckt.«
    »Alles, was ich tat, tat ich für Katharina. Ihr wollte ich eine Heimstatt bieten, mit ihr eine Familie gründen.«
    Siebenpfeiffer schaute verwundert auf ihn herab.
    »Wolltest du nicht berühmt werden, ein geachteter Mann? Wolltest du nicht der hehren Justitia dienen?«
    »Nur für Katharina. Sie sollte stolz auf mich sein.«
    »Eitler Stolz ist das, nichts als eitler Stolz, von einem Weib bewundert zu werden. Ist dir die Liebe zu einem Weib so viel wichtiger als dein eigenes Leben?«
    »Sie ist mein Leben. Ihr könnt das vielleicht nicht nachvollziehen, weil Ihr nicht verliebt seid. Liebe ist eine höhere Macht.«
    »Unsinn! Die höchste Macht ist Gott«, knurrte Siebenpfeiffer.
    »Gott hat auch die Liebe geschaffen. Deshalb darf man sie

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