Die Schwester der Nonne
bleib stehen! Für wen schleppst du die vielen Fische? Und woher kommen die vielen Wagen?«
Walburga drehte sich um. Als sie Klaus gewahrte, verklärte sich ihr Blick.
»Da fragt Ihr noch, Herr Studiosus? Eine große Freude, eine ganz große Freude! Nicht nur, dass unsere allerliebste Maria heimgekehrt ist und einen netten jungen Mann mitgebracht hat, auch unser Herr ist wieder da. Und denkt nur, er ist verheiratet, hat die Frau Philomena zum Weib genommen, weil sie doch nun getauft ist, und der Herr Sikora hatte beide aufgenommen und nun hierher begleitet und …«
Klaus verstand nicht die Hälfte des Geplappers der alten Magd, aber das war auch nicht wichtig. Hieronymus Preller war wieder da. Mit großen Schritten eilte er zur Haustür, und schon war er drinnen. Walburga stürzte hinterher. Einige Fische schlitterten aus ihren Körben.
»Halt! Der Herr muss sich ausruhen von der anstrengenden Reise.«
Thomas folgte den beiden neugierig, während er die Fische einsammelte. Im großen Hausflur herrschte reges Gedränge. Überall standen Körbe, Truhen und Ballen.
Hieronymus saß in der Klaus wohlbekannten Stube in einem Lehnstuhl. Klaus polterte hinein, ohne anzuklopfen.
»Herr Preller, dem Himmel sei Dank, dass Ihr lebt und wohlbehalten zurückgekehrt seid. Ich bringe Euch Kunde von Katharina.«
Hieronymus fuhr hoch.
»Katharina! Wo ist sie?«
»In Sicherheit bei einer alten Frau, die der Kräuterheilkunde mächtig ist. Sie kümmert sich um Katharina. Wir sollen sauberes Baumwolltuch zum Verbinden besorgen. Könnt Ihr nicht helfen?«
»Ganz sicher haben wir solches Tuch. Die Mägde sollen gleich welches suchen. Aber warum kann sie denn nicht nach Hause kommen? Hier kann sie doch viel besser gepflegt werden.«
»Wegen Benedictus. Er würde sie doch sofort wieder …«
»Wird er nicht«, ließ sich plötzlich Maria von der Tür her vernehmen. »Er hat seinen Irrtum eingesehen und auch den Kirchenbann von mir genommen. Katharina wird nichts geschehen.«
Klaus fiel ein Stein vom Herzen.
»Sie kann aber nicht laufen. Es geht ihr nicht sonderlich gut. Sie hat schlimme Wunden davongetragen.«
»Wir senden einen Pferdewagen«, entschied Hieronymus. »Ich hole sie höchstpersönlich ab.«
»Ich kann Euch führen«, bot sich Thomas an, der bislang schweigend daneben gestanden hatte. Er hielt immer noch die Fische in den Armen. »Ich weiß, wo sie ist. Ich habe Katharina gerettet.«
»Ich habe Katharina auch gerettet«, rief Klaus.
»Wir alle haben Katharina gerettet«, sagte Hans.
Philomena hielt Hieronymus zurück. »Es ist zu anstrengend für dich, Liebster. Lass es die jungen Herren tun. Ihnen haben wir zu verdanken, dass deine geliebten Mädchen leben. Lasst auch die alte Frau herbringen, wenn sie der Kräuterkunde mächtig ist. Ich werde mich auch an Katharinas Pflege beteiligen.«
»Eine Kräuterhexe in diesem Haus?«, ereiferte sich die Amme. »Ich bin für die Kinder zuständig.«
»Ich möchte nie wieder das Wort Hexe hören«, tönte Hieronymus. Er hob den Kopf, als er jemanden in der Tür gewahrte. »Tante Brigitte! Wenn man von Hexen spricht …«
»Ich hörte das Gerücht, dass der Hausherr wieder zurückgekehrt ist. Ich wollte ihn nur daran erinnern, dass er mir gegenüber einige Unterhaltspflichten nachzuholen hat.«
»Hört, hört, die alte Brigitte ist noch ganz gut auf den Ohren. Hast wohl geschnuppert, dass es heute Abend ein Festessen gibt. Ja, ich bin wieder da, und es gibt genug zu feiern. Setz dich hin, Brigitte, ich habe heute meinen freigiebigen Tag. Wie schön, wenn die Familie zusammenkommt.«
Er warf Hans einen belustigten Blick zu.
»Und immer größer wird. Morgen in aller Frühe holen wir Katharina heim, damit sie bei ihrer Familie gesund gepflegt wird.«
Hans nahm Marias Hand und trat vor Hieronymus.
»Darf ich bei dieser Gelegenheit um die Hand Eurer reizenden Tochter Maria bitten?«
Hieronymus blickte mit gespielter Strenge zwischen beiden hin und her. Dann fiel sein Blick auf Marias Bauch. Er schien etwas gewölbt.
»Oh ja, lieber Eidam, die Bitte sei gewährt. Und zwar möglichst schnell!« Alle lachten.
Thomas nahm seinen ganzen Mut zusammen, drängte sich durch die Umstehenden und trat vor Hieronymus. Doch auch Klaus hatte die gleiche Eingebung.
»Ich bitte hiermit um die Hand von Katharina«, riefen beide wie aus einem Mund.
Hieronymus starrte sie sprachlos an.
»Beide geht wohl nicht«, meinte er dann. »Erst soll Katharina gesund werden, dann kann
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