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Die Schwester der Nonne

Titel: Die Schwester der Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Lumpen sind schmutzig, und sie führen zu Entzündungen. Aber wenn Ihr es besser wisst, dann macht es doch selbst.«
    Sie verzog sich schmollend in die Ecke.
    Thomas und Klaus blickten sich betroffen an, dann redeten sie gleichzeitig auf Griseldis ein.
    »Schon gut, schon gut«, wehrte sie ab. »Ihr habt also gemerkt, dass ihr mich braucht, ihr Holzköpfe. Jetzt holt Wasser, damit ich die Wunden säubern kann. Dann werde ich eine Kräuterpaste bereiten, die ich auf die Wunden streiche. Und dann verschwindet ihr beiden und besorgt in der Stadt sauberen Baumwollstoff für die Verbände. Leider habe ich nichts davon auf Lager, weil doch die alte Griseldis immer im Sumpf herumschleicht.«
    Sie scheuchte die beiden jungen Männer mit einer heftigen Handbewegung davon. Diese trollten sich und schöpften an einer sauberen Stelle eines Rinnsals Wasser.
    »Geh du in die Stadt, ich werde mich inzwischen um Katharina kümmern«, schlug Thomas vor.
    Klaus warf ihm einen schrägen Blick zu.
    »Warum? Musst du nicht wieder deine Kühe hüten? Da kannst du den Stoff auf dem Markt besorgen. Ich kümmere mich um Katharina.«
    »Du glaubst, ein Anrecht auf sie zu besitzen«, widersprach Thomas gekränkt. »Dabei habe ich ihr das Leben gerettet.«
    »Spielst du dich jetzt als edler Ritter auf?« Klaus setzte wütend den Eimer ab. »Ich dachte, du tust es aus alter Freundschaft zu Katharina. Ich hingegen liebe sie.«
    »Aber aus dem Wasser ziehen musste sie Hans. Und ich bin auch ins Wasser gesprungen, nur du nicht! Warum eigentlich nicht?«
    »Das geht dich gar nichts an«, fauchte Klaus.
    »Du kannst nicht schwimmen, stimmt’s?«
    »Na und? Ich wäre nur abgesoffen, wenn ich ins Wasser gesprungen wäre.«
    »Aha! Deshalb hast du dich vornehm zurückgehalten. Ich bin hineingesprungen, obwohl ich nicht schwimmen kann.«
    »Du nennst es Heldenmut, ich nenne es Dummheit«, konterte Klaus.
    »Sag das noch einmal, und ich klopfe dir die Nase zu Brei«, schnaufte Thomas und packte Klaus am Wams.
    »Im Prügeln habe ich dir einiges voraus«, gab Klaus wütend zurück.
    »Wo bleibt das Wasser?«, keifte Griseldis von der Hütte her. Sie stemmte die Hände in die Hüften und schüttelte den Kopf. »Dumme Jungs, dumme Jungs.«
    Beschämt senkten Klaus und Thomas die Köpfe und beeilten sich, der Alten das Wasser zu bringen. Sie hatte Katharina entkleidet und begonnen, die schrecklichen Wunden zu versorgen. Sie musste ihr Haar ganz kurz scheren und betupfte die offenen Stellen mit Öl.
    »Sieht böse aus«, murmelte sie. »Aber nichts, wogegen nicht ein Kraut gewachsen wäre.« Dann richtete sie sich auf und blitzte die beiden jungen Männer an. »Nun trollt euch und besorgt das saubere Tuch.«
    Klaus wollte widersprechen, aber das drohende Gesicht der Alten ließ ihn schließlich weichen. Mit finsteren Mienen stapften sie beide durch den Wald.
    »Ich hätte mein Leben für Katharina gegeben«, sagte Thomas.
    »Ich auch«, erwiderte Klaus.
    »Ich verteidige ihre Ehre auch gegen den Propst.«
    »Ich auch.«
    »Ich habe ihr sogar ein Gedicht gewidmet.«
    »Ich auch.«
    »Ich liebe sie.«
    »Ich auch!«
    Thomas blieb stehen und starrte Klaus an.
    »Aber nicht so sehr wie ich.«
    »Doch!«
    Einen Augenblick maßen sie sich mit Blicken, dann gingen sie schweigend weiter. Jeder hing seinen Gedanken nach.
    »Könnte sein, dass Katharina ein paar Narben zurückbehält«, begann Thomas von neuem.
    »Könnte sein.«
    »Dann sieht sie nicht mehr so hübsch aus wie vorher.«
    »Ja, das ist möglich.«
    »Ich würde sie trotzdem lieben.«
    »Ich auch.«
    Sie durchquerten das Rannstädter Tor. Die alte Betriebsamkeit war wieder in die Stadt zurückgekehrt. Trotzdem waren sie vorsichtig. Der Propst würde wahrscheinlich Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um der Retter der vermeintlichen Hexe habhaft zu werden. Doch die Stadt schien so friedlich, fast in Feierstimmung. Selbst die sonst allgegenwärtigen Ablasshändler aus den Klostern waren heute nirgendwo zu sehen. Dafür standen große Planwagen vor Prellers Haus. Knechte eilten geschäftig hin und her, entluden die Wagen und hievten Säcke und Ballen auf den Speicherboden. Andere versorgten die Pferde.
    »Was ist denn hier los?«, wunderte sich Thomas.
    »Da ist ein Warenzug angekommen«, mutmaßte Klaus. »Der Prokurist führt doch die Geschäfte, seit der alte Preller ver …«
    Er stockte, als er Walburga entdeckte, die eilfertig mit zwei großen Körben voll Fisch zum Haus eilte.
    »He, Walburga,

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