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Die Schwester der Nonne

Titel: Die Schwester der Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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euch begleiten?«, bot sich Thomas in einem Anfall von Heldenmut an.
    »Dein Vater wird recht ungehalten sein«, wehrte Maria dankend ab. »Schließlich musst du die Kühe melken.«
    Thomas verzog das Gesicht. Es missfiel ihm, daran erinnert zu werden, dass er niedere Arbeiten erledigen musste. Für die beiden Kaufmannstöchter sank er wohl dadurch im Ansehen. Dabei schlug sein Herz so schnell wie das Trommeln des Spechtes im Auwald, wenn er sie nur ansah, beide so voller Liebreiz und Anmut.
    Maria hatte es aber nicht herablassend gemeint. Für sie war wichtig, dass übernommene Pflichten auch ordnungsgemäß erledigt wurden.
    Johannes Dümpel kam vom Turm herabgestiegen, von dem aus er die Herden beaufsichtigt hatte, und gesellte sich zu ihnen. Er mochte die Zwillinge mit den frischen, offenen Gesichtern. Doch auch ihm entging nicht, dass sie langsam erwachsen wurden.
    »Ich soll Euch die besten Grüße vom Vater ausrichten«, sagte Maria artig. »Er ist erst vor zwei Wochen von einer weiten Reise zurückgekehrt. Seitdem herrscht in unserem Haus wieder richtiger Trubel. Vater hält alle auf Trab.«
    Der Kuhtürmer lachte.
    »Das kann ich mir lebhaft vorstellen. Und Philomena lässt euch endlich in Ruhe.«
    Katharina winkte ab.
    »Da passt schon die Amme auf, dass Philomena uns nicht zu sehr verdirbt. Ich komme mit ihr eigentlich ganz gut aus. Sie mag wie ich die schönen Kleider und feinen Stoffe, die Vater von seinen Reisen mitbringt. Und sie weiß, wie man sich nach der neuesten Mode kleidet.«
    »Hat euer Vater sie noch immer nicht geehelicht? Ich vermute, dem Propst passt dieses Verhältnis überhaupt nicht.«
    »Da kann er wettern, so viel er will. Vater hat darüber seine eigne Meinung. Der Propst braucht dringend Bauholz für seine Kirche. Er will den Dachstuhl von St. Thomas erneuern lassen. Die städtischen Handwerker haben sich schon auf einen fetten Auftrag gefreut, aber der Propst besteht auf den klostereigenen Handwerkern. Vater hat daraufhin kurzerhand das ganze Bauholz aufgekauft, das im Frühjahr geflößt worden war, und Benedictus sitzt auf dem Trockenen. Wohl oder übel muss er nun Vater um das Bauholz bitten und einen guten Preis aushandeln. Wie kann er das, wenn er ihm wegen Philomena übel will?«
    »Sind das nicht zwei verschiedene Dinge?«, wunderte sich Johannes. »Das Bauholz ist ein weltliches Ding, aber die sündhafte Lebensweise?«
    »Ist auch ein weltliches Ding«, kicherte Katharina. »Jedenfalls hat Vater sich nicht mit einem Ablassbrief freigekauft und erfreut sich immer noch bester Gesundheit. Da können die Mönche noch so sehr mit dem Höllenfeuer drohen. Dafür muss Benedictus ihm einen ordentlichen Preis für das Bauholz zahlen, wenn er nicht auf die eigenen Stämme aus dem Pfarrholz zurückgreifen will.«
    Johannes schüttelte stumm den Kopf. Maria bot ihm das letzte Stück des Kuchens an, das Thomas übrig gelassen hatte. Johannes nahm es dankend an.
    »Ich freue mich immer, wenn ich Neuigkeiten aus der Stadt erfahre. Hier draußen ist es doch zuweilen recht einsam. Aber vielleicht werde ich schon bald Gesellschaft bekommen.«
    »So?«, wunderte sich Katharina. »Etwa den schwarzen Bruno?«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Thomas hat behauptet, ihn gesehen zu haben.«
    Johannes kratzte sich am Kopf.
    »Man sieht so manches, wenn die Nebel über die Aue ziehen«, murmelte er, doch gleich darauf hob er wieder den Blick. »Nein, bald soll hier eine Försterei eingerichtet werden. Dann wird ein Förster sein Domizil aufschlagen und die Holzarbeiten im Stadtwald beaufsichtigen. Die Bürgeraue wird ständig größer dank der hochherzigen Geschenke des Klosters. Den Stadtrat wird’s freuen. Aber noch ist es nicht so weit, und diesen Sommer werden wir wohl noch beschaulich verbringen können.«
    Er verscheuchte eine Fliege, die sich auf seine Nase setzte.
    »Gestern war Vater zur Stadtratssitzung«, platzte Katharina heraus. »Der Rat ist abgemahnt worden beim Bau des Gewandhauses. Es geht nicht so recht vorwärts, weil sich die Baumeister streiten und einer den anderen loswerden will.«
    »Der Teufel lacht bei Zwistigkeiten«, meinte Johannes.
    »Und die Landesherren schimpfen«, ergänzte Katharina. »Vater ist anschließend in den Ratskeller gegangen und kam spät abends völlig betrunken über den Marktplatz getorkelt. Dabei ist er in eine Pfütze voller Unrat gefallen. Mitten in der Nacht gab es Lärm im Haus, Philomena kreischte herum und trieb die armen Mägde aus ihren

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