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Die Schwester der Nonne

Titel: Die Schwester der Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Kammern. Sie sollten Vater ein Bad bereiten und die stinkenden Sachen waschen. Dann schimpfte sie mit Vater, und es brauchte drei unserer kräftigsten Knechte, ihn ins Bett zu befördern.«
    »Ihr habt doch nicht etwa gelauscht?«, fragte Johannes streng.
    Während Maria errötend den Kopf senkte, kicherte Katharina.
    »Aber nein, es war ja so laut, dass wir es hören mussten, auch wenn wir uns die Ohren zuhielten.«
    »Was hältst du hier Maulaffen feil?«, fuhr Johannes seinen Sohn an. »Bring einen Krug Sahne für die beiden, damit sie ihn mit nach Hause nehmen können. Lasst eine Süßspeise daraus machen.«
    Thomas sprang auf und verschwand im Haus, um gleich darauf mit einem großen Krug wiederzukommen. Ein schmaler weißer Streifen auf seiner Oberlippe verriet, dass er genascht hatte. Johannes erhob sich, um die Mädchen zu verabschieden.
    »Wir besuchen Euch bald wieder«, versprachen die Schwestern.
    »Ich begleite euch ein Stück des Wegs«, sagte Thomas schnell.
    »Aber bleib nicht so lange«, mahnte ihn sein Vater. »Die Kühe müssen zum Melken zusammengetrieben werden.«
    »Ja, ja«, knurrte Thomas unwillig.
    Immer musste der Vater ihn vor den beiden Mädchen demü­tigen. Ungeduldig lief er vor den beiden her, bis sie den Weg erreicht hatten. Maria trug den Krug, Katharina das leere Bündel, und Thomas ging zwischen ihnen.
    Die Sonne senkte sich im Westen über dem Wald und stand ihnen im Rücken. Ihr Licht vergoldete die Silhouette der Stadt. Eine gute Stunde vor ihnen lag das Rannische Tor mit seinem eckigen Turm, der durch eine Welsche Haube gekrönt wurde.
    Die beiden Mädchen fühlten sich keineswegs schutzlos, wollten aber ihrem Freund Thomas die Freude lassen, sich als ihr Beschützer zu fühlen.
    »Hier, halt mal«, sagte Maria und drückte Katharina den Krug in die Hand. Sie raffte ihre Röcke und sprang seitwärts vom Weg hinter die Büsche.
    »Sie hat zu viel Wein getrunken«, spottete Katharina. Sie blieb mit Thomas auf dem Weg stehen. »Und du hast von der Sahne genascht.«
    Sie stand ganz dicht vor ihm und strich sacht mit der Spitze ihres Zeigefingers über seine Oberlippe. Thomas hielt ganz still, und seine Wangen röteten sich. Diese sachte Berührung brachte sein Blut in Wallung.
    »Da, siehst du?« Sie hielt ihm ihren Zeigefinger hin. Thomas starrte darauf, und sein Atem ging schneller. Plötzlich steckte Katharina den Finger in den Mund und lutschte die Sahne ab. Mit offenem Mund starrte Thomas sie an.
    »Schmeckt gut«, stellte sie fest, und in ihren Augen funkelte es übermütig.
    Im nächsten Augenblick stellte sie sich auf die Zehenspitzen und berührte mit den Lippen seinen Mund. Ihre kleine, rosige Zungenspitze fuhr über seine Oberlippe, kehrte auf der Unterlippe zurück, um sich dann keck zwischen beide zu drängen. Einen Herzschlag lang war Thomas so verblüfft, dass er wie eine Salzsäule stehen blieb. Im nächsten Augenblick jedoch nahm er Katharinas Kopf in die Hände und hielt ihn fest. Dann erwiderte er diesen Kuss, und seiner war nicht ganz so unschuldig wie der Katharinas.
    »Was macht ihr denn da?«
    Maria stand plötzlich neben ihnen und strich ihre Röcke glatt.
    Die beiden fuhren auseinander und erröteten heftig.
    »Thomas hat genascht«, kicherte Katharina.
    Thomas trat zwei Schritte zurück und warf Katharina einen erbosten Blick zu. Verlegen versuchte er, mit den Händen die Beule an der Vorderseite seiner Hose zu verdecken.
    »Was suchst du da?«, wollte Katharina wissen.
    »Ich … ich habe noch etwas für euch. Ein kleines Geschenk.«
    Mit einer Hand nestelte er unter seinem Hemd herum und zog etwas hervor, das die beiden nicht gleich erkennen konnten. Neugierig traten sie näher. Es waren zwei kleine Holzschnitzereien. Er streckte die Hand aus.
    »Für euch«, flüsterte er mit belegter Stimme.
    Sie nahmen vorsichtig die beiden Schnitzereien auf.
    »Oh, das sind ja Kühe«, rief Maria erfreut. Thomas hatte sie grob aus weichem Lindenholz geschnitzt, aber sie waren unzweideutig zu erkennen.
    »Damit … damit ihr euch an mich erinnert«, stammelte er. »Ich … ich muss jetzt umkehren. Vater wartet auf mich.«
    Und schon sahen sie nur noch seinen Rücken, gegen die tief stehende Sonne hob sich seine Gestalt dunkel ab.
    Katharina hob schützend die Hand über die Augen und blickte ihm nach.
    »Der war aber jetzt komisch«, stellte sie kopfschüttelnd fest.
    »Wenn du ihn auch so in Verlegenheit bringst«, tadelte Maria. »Schäm dich, ihn zu

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