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Die Schwester der Nonne

Titel: Die Schwester der Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Zuberrand festhalten, während sie zielsicher ins Wasser griff und sofort fand, was sie suchte. Klaus wurde es schrecklich heiß, aber er konnte sich nicht bewegen, klammerte sich nur fest und sah den hüpfenden Busen des Mädchens vor sich. Das Wasser schwappte ihm rhythmisch ins Gesicht. Er bäumte sich auf und gurgelte wie ein Strudel, während er im Wasser versank. Dann wurde ihm die Luft knapp. Jemand zog an seinem Haar, und die Welt hatte ihn wieder.
    Johann hatte seine Herzensdame bäuchlings über das Brett gelegt. Weinkelche, Obst und Hühnerflügel fielen ins Wasser und bewegten sich in dem Takt, den Johann vorgab. Der alte Mann in der Nachbarwanne schenkte ihm ein zahnloses Grinsen.
    »Weiter – weiter – weiter«, krähte er und hüpfte vor Freude auf und ab.
    Melchior hatte nun offensichtlich genug von den Rutenschlägen. Mit einem Seufzer ließ sich Melchior in das warme Wasser gleiten und von seiner Badedame abwechselnd mit Wein und Fleisch stärken.
    Wohlig entspannt und reichlich müde verließen die drei nach einer weiteren Stunde das Badehaus. Lautstark unterhielten sie sich über das eben Erlebte, während sie durch die dunkle Gasse gingen. Sie kürzten den Weg über den Hinterhof ab, der das Badehaus von einem Gemüsehändler trennte. Im Hof standen leere Krautfässer herum. Klaus gewahrte einen dunklen Schatten, dann eine Bewegung.
    »Halt! Wer da?«
    Wie eine riesengroße Fledermaus flog etwas aus der Höhe herab und wollte fliehen. Geistesgegenwärtig schnappte Johann zu. Er war der Größte und Kräftigste von ihnen. Er rang mit dem schattenhaften Wesen. Wenn er nur nicht so schlapp gewesen wäre!
    »Helft mir«, ächzte er.
    Klaus und Melchior warfen sich nun auch auf den Schatten und umklammerten ihn. Klaus schauderte, weil er glaubte, ein blankes Gerippe zwischen den Fingern zu halten. Zu dritt überwältigten sie das schwarze Etwas und zerrten es in die Nähe einer Pechfackel, die in einer eisernen Halterung an der Hauswand steckte und die schmale Gasse beleuchtete. Melchior riss die Fackel herunter und hielt sie dem Wesen vors Gesicht. Das wandte sich schmerzverzerrt ab.
    »He, schaut doch mal, wen wir hier haben. Ist das nicht der düstere Mönch, der uns vorhin in der Schänke beobachtet hat? Was schleichst du uns hinterher, du Knochengerüst? Bist du der Sensenmann persönlich? Wir sind noch nicht dran, merk dir das!«
    Der hagere Mönch versuchte vergeblich, die Kapuze seiner Kutte wieder vors Gesicht zu zerren. Johann ging noch einmal in den Hof zurück.
    »Der hat uns beobachtet», kreischte er plötzlich auf. »Dieses Schwein hat uns beobachtet. Er stand auf einem Fass und hat durch die Ritzen der Fensterläden hereingeschaut.«
    Das Fass war bei Tobias’ überstürzter Flucht umgefallen.
    »Bringt es her, der soll seinen Denkzettel bekommen.«
    Johann rollte das Fass herbei, während Melchior und Klaus den widerstrebenden Mönch packten. Zu dritt stürzten sie ihn kopfüber in das leere Fass. Tobias schrie und strampelte und wehrte sich vergeblich. Es war nicht einfach, seine langen dünnen Beine, die verzweifelt nach den Angreifern traten, in das Fass zu drücken, aber mit vereinten Kräften gelang es ihnen. Dann klopfte Johann den Deckel darauf.
    Tobias’ Geschrei klang dumpf aus der Tonne.
    »Was machen wir nun mit ihm?«, wollte Klaus wissen.
    Johann zuckte mit den Schultern.
    »Wir lassen ihn einfach hier stehen. Morgen früh wird ihn schon jemand finden.«
    »Und wenn er nun da drin erstickt?«
    »Ach was, Mönche sind zäh. Und wenn, wäre es auch nicht so schlimm. Einer dieser geldgierigen Hurensöhne weniger.«
    »Sag nichts gegen Huren«, erwiderte Klaus. »Die drei waren doch ganz passabel.«
    »Stimmt«, grinste Melchior. Er trat zum Abschied mit dem Fuß an das Fass. »Halt’s Maul da drinnen und sei froh, dass wir dich nicht in den Fluss rollen.«
    Sie zogen lachend weiter und überließen den Mönch Tobias in seiner misslichen Lage dem Schicksal.
    Klaus fieberte am nächsten Tag der Mittagspause entgegen. Diskret erinnerte er den Magister daran, dass er ihm zugesagt hätte, die Zwillinge unterrichten zu dürfen. »Nichts habe ich zugesagt«, erwiderte Siebenpfeiffer barsch. »Außerdem muss ich erst mit dem Kaufmann reden, ob er überhaupt einverstanden ist.«
    Klaus wich nicht einen Schritt von Siebenpfeiffers Seite, auch wenn dieser noch so schnell lief. Jetzt, wo er so nahe an Katharina dran war, wollte er sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Er

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