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Die Schwester der Nonne

Titel: Die Schwester der Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Lied dem Herrn!«
    Alle stimmten grölend ein. Keiner beachtete den Mönch im hintersten und dunkelsten Winkel der Kaschemme.
    »He, Wirt, bring neues Bier, das regt das Denken an«, brüllte Johann.
    Die Tür öffnete sich, und Melchior kam herein.
    »Hier steckt ihr! Ich habe euch schon überall gesucht. Habt ihr schon gehört, dass heute ein Mönch splitternackt durch die Stadt gelaufen ist? Das war ein Spaß. Alle haben gelacht und geschrien und mit den Fingern auf ihn gezeigt. Es sah aber auch zu komisch aus.«
    »Deswegen hatten wir Ärger«, erwiderte Klaus. »Der Propst denkt, es war unsere Fakultät.«
    »Wart ihr es nicht?«, wunderte sich Melchior. »Die Mediziner behaupten es jedenfalls. Obwohl ich denke, dass sie es vielleicht selbst waren. Sie wollen nur von sich ablenken.«
    Klaus kratzte sich am Kopf.
    »Johann?«, fragte er leutselig. »War es nicht zufällig deine Liebs­te, die der Mönch da besprungen hat?«
    »Willst du behaupten, dass ich es war?«, fuhr Johann auf und packte über den Tisch hinweg Klaus’ Hemd. Der Tisch wackelte bedenklich und mit ihm die Bierkrüge. Jeder nahm seinen schnell zur Hand, um den kostbaren Tropfen zu retten.
    »He, hört auf! Ist doch egal, wer es war. Der Spaß war es wert.«
    »Das stimmt«, pflichtete ein anderer bei. »Lassen wir uns den Spaß nicht verderben. Auf die kleinen, fetten, feigen Hurenböcke in der Kutte!«
    »Auf die Hurenböcke in der Kutte«, grölten alle und stießen mit ihren Krügen an. Das Bier schwappte über, es wurde gelacht, gesoffen, gesungen. Einer sprang auf den Tisch, hüpfte herum, während die anderen Studenten im Takt ihre Bierkrüge aufstampften.
    »Wir wollten doch ins Badehaus gehen«, erinnerte Melchior. »Hier in der Kaschemme gibt es keine Huren. Der Stadtrat hat es verboten.«
    »Ja, schade. Aber im Badehaus ist es auch besser. Da sind sie richtig nackt«, meinte Johann. Er war in bester Stimmung und hoffte nur, dass Melchior den Badehausbesuch auch finanzierte.
    »Also los, brechen wir auf. Melchior zahlt«, rief Klaus.
    »Immer ich«, schmollte Melchior.
    Klaus blieb stehen.
    »Dann musst du allein gehen. Wir haben nämlich kein Geld. Aber wenn du uns einlädst, werden wir dir ewig dankbar sein.«
    Sie erhoben sich. Melchior stutzte.
    »Habt ihr den Kerl da in der Ecke gesehen? Der sitzt schon die ganze Zeit da, als ob er euch beobachtet.«
    Johann und Klaus drehten sich um. Johann zuckte mit den Schultern.
    »Ein Mönch! Im Wirtshaus! Sag ich doch, dass es alles Hurenböcke sind.«
    Lachend verließen sie die Schänke.
    Kurz darauf erhob sich der Mönch und folgte ihnen in größerem Abstand. Die drei bemerkten es nicht. Sie hatten sich die Arme gegenseitig über die Schultern gelegt und schwankten über die ganze Breite der Gasse. Dabei grölten sie wieder derbe Trinklieder.
    Melchior fühlte sich als wahrer Wohltäter, weil er seinen beiden Freunden den Besuch des Badehauses spendierte. Es war nicht das erste Mal, dass sie hier einkehrten, und fesche junge Männer waren bei den Huren gern gesehen.
    Das Haus wurde von einer Frau geleitet, die nicht unvermögend schien. Jedenfalls war sie gut gekleidet und wohl genährt.
    »Ich begrüße die jungen Herren«, dienerte sie mit einem breiten Lächeln. »Immer nur herein in unser gastliches Haus. Ich wünsche den Herren einen angenehmen Aufenthalt.«
    Sie geleitete die drei Freunde zu einer schweren Holztür, hinter der gedämpftes Gelächter und Stimmen zu hören waren. Sie öffnete die Tür und schlug einen Vorhang beiseite, der den Eingang abschottete. Feuchter, warmer Brodem schlug ihnen entgegen und es roch nach Kräutern, Essen und etwas Süßlichem. Sie standen in der Badestube, in der es bereits hoch herging.
    Auf der einen Seite des großen Raumes, dessen Boden mit Steinfliesen bedeckt war, standen mehrere große Holzzuber. Jeweils ein Paar saß sich in so einem Zuber gegenüber. In der Mitte lag ein Brett auf, vornehm mit Leinen gedeckt. Essen und Trinken, meist dunkelroter Wein und gesottenes Fleisch auf Tellern und Holzplatten labte die Badenden. Es wurde gelacht, gekichert, gequiekt, und ein Paar vergnügte sich so ausgelassen, dass das Wasser aus der Wanne schwappte. Die anderen störte das keineswegs. Sie feuerten die beiden mit aufmunternden Rufen an.
    Auf der anderen Seite des Raumes standen mehrere große Betten. Bei denjenigen, die belegt waren, wurden meist die Vorhänge heruntergelassen. Manche störten sich jedoch nicht daran, Zuschauer zu haben.
    Ein

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