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Die Schwester der Nonne

Titel: Die Schwester der Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Kampfhähne zu trennen. Doch die Mädchen hatten sich derart fest ineinander verkrallt, dass es ihr nicht gelang. Das Geschrei war ohrenbetäubend. Sofort kamen die Mägde hinzu und Philomena und zuletzt auch Hieronymus.
    »Ruhe«, donnerte er. »Was ist denn das für ein Benehmen? Was geht hier vor?«
    Die Zwillinge ließen voneinander ab und schauten beschämt zu Boden. Maria versuchte ihre Blöße zu bedecken. Auch Katharinas Hemd hatte einige Löcher abbekommen. Auf dem Bett lagen ausgerissene Haare.
    Hieronymus schnaufte in das gespannte Schweigen hinein.
    »Ich warte!«
    Maria holte Luft, um etwas zu sagen, Im nächsten Augenblick flog Katharina auf sie zu und schlug ihr die Faust ans Kinn. Mit einem leisen Klagelaut fiel Maria in Ohnmacht.
    Die Amme sprang wie eine luftgefüllte Schweinsblase auf Katharina zu, und auch Hieronymus hatte sich in Bewegung gesetzt. Mit einem donnernden Brüllen warf er sich auf Katharina. Aber da war schon die Amme. Während Katharina sich erschrocken duckte, flogen Hieronymus und die Amme auf das Bett. So viel geballter Leidenschaft hielt das Bett nicht stand. Mit einem lauten Knirschen brach es unter den beiden Schwergewichten zusammen und begrub sie unter dem hölzernen Baldachin. Beide schrien und tobten, und man sah nur zwei kurze dicke und zwei lange kräftige Beine zappeln. Anstatt zu helfen, starrten alle auf die kuriose Szene.
    Plötzlich fing Philomena an zu lachen. Sie lachte und lachte und bog sich dabei. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen, während die Mägde in das Lachen einstimmten. Maria erwachte aus ihrer Ohnmacht und blickte sich verwundert um, während Katharina auf dem Boden saß und auf das ungleiche Paar in ihrem zusammengebrochenen Bett starrte. Es würde am Sonntag eine lange Beichte werden.
    Es wurde eine so lange Beichte, dass Katharina die Knie schmerzten. Das Holz im Beichtstuhl war hart und knarrte, und es roch eigenartig. Vielleicht kam der Geruch auch von dem Beichtvater hinter dem Gitter, den Katharina nur schemenhaft sah.
    »Vater, ich habe gesündigt«, begann Katharina. Und dann erzählte sie rückhaltlos von dem geheimnisvollen Buch, das sie sich mit ihrer Schwester zusammen angesehen hatte und das so viele Fragen bei ihr aufwarf, von dem hübschen Studenten, in den sie sich schon vor Wochen verliebt hatte, von dem Vorsatz, ihn auf den Boden zu locken und ihm das Buch zu zeigen, von ihrer Sünde auf dem Speicherboden, von der Lust, die sie dabei empfunden hatte, vom Streit mit der Schwester und dem gezielten Faustschlag bis hin zu ihrem erzürnten Vater, der sich mit der Amme im Bett wälzte, bis es zusammenbrach.
    Es war Benedictus, der auf der anderen Seite im Beichtstuhl saß. Er ließ es sich nicht nehmen, den Reichen und Mächtigen der Stadt die Beichte abzunehmen, erfuhr er doch auf diese Weise alles, was sich hinter den Türen und in den Köpfen der Menschen zutrug. Dieses Wissen war Gold wert und diente dazu, die Macht des Propstes zu festigen und auszudehnen. Vor allem wollte er Macht über die Menschen haben, die selbst von sich glaubten, Macht zu besitzen und Macht auszuüben.
    Einer war ihnen aber immer einen Schritt voraus: Benedictus. Was seine Spitzel nicht schafften, das schaffte er, indem er ein aufmerksamer Beichtvater war. Ihm entging nicht die geringste Kleinigkeit, und obwohl er stets einen blasiert-dümmlichen Gesichtsausdruck zur Schau trug, arbeitete es hinter seiner Stirn präzise und schnell. Seine kleinen Schweinsäuglein beobachteten alle Vorgänge in der Stadt genau.
    Er spitzte die Ohren, während Katharina atemlos alle Schandtaten herunterplapperte, sich verhaspelte, Gott anrief und Reue zeigte, um dann weiter herauszusprudeln, als könne es nicht schnell genug damit gehen, ihr Gewissen zu erleichtern.
    »Wie heißt dieser schändliche Mädchenverführer, damit Gott selbst die Strafe für ihn aussuchen kann?«, fragte Benedictus mit leutseligem Ton.
    »Es ist der Herr Studiosus Claudius Agricola, Pater. Aber er ist nicht allein schuld, denn ich habe mich von ihm verführen lassen. Wir lieben uns, und Liebe ist doch keine Sünde, oder?«
    »Natürlich ist Liebe Sünde, wenn es die zwischen Mann und Frau ist. Nur die Liebe zu Gott ist rein. Aber sag, meine Tochter, was habt ihr genau auf dem Speicherboden getrieben?«
    »Ich weiß nicht, was Ihr meint, Pater.«
    »Wie hast du da gelegen? Auf dem Rücken oder auf dem Bauch?«
    »Äh … auf dem Rücken.«
    »Und was war dann?«
    »Ich weiß nicht, Pater. Es

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