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Die Schwester der Nonne

Titel: Die Schwester der Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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… es ging so schnell und … und ich konnte gar nicht denken … ich … ich wusste ja auch nicht, was da noch kommt.«
    »Hat sich der Verführer bewegt?«, half Benedictus nach.
    »Ich verstehe nicht, Pater …«
    Benedictus lehnte sich zurück und faltete die Hände über dem Bauch.
    »Schuld ist immer das Weib. Es verblendet den Mann und treibt ihn zu Taten, die er allein nie begehen würde.«
    »Pater, ich verstehe immer noch nicht …«
    »Deine Jugend und Unerfahrenheit sei dir verziehen, nicht aber das, was du getan hast. Du hast eine schwere Sünde begangen und schlimme Schuld auf dich geladen, indem du bei einem Mann gelegen bist. Deshalb musst du bestraft werden. Es geht nicht anders.«
    »Kann ich denn meine Sünden nicht durch einen Ablassbrief erlassen bekommen?«, fragte Katharina hoffnungsvoll.
    »Was du getan hast, ist eine sehr schwere Sünde und dementsprechend teuer. Wenn du Vergebung vor Gott finden willst, dann musst du sehr viel bezahlen.«
    »Ich habe genug Geld. Ich kann es bezahlen«, stammelte sie.
    »Neun Gulden«, flüsterte Benedictus.
    »Neun Gulden? Dafür bekommt man ein ganzes Pferd«, rief Katharina erschrocken.
    »Heute kostet es neun Gulden. Am nächsten Sonntag kostet es elf.« Er schwieg einen Augenblick. »Offensichtlich bist du dir über die Schwere deines Vergehens nicht im Klaren, mein liebes Kind. Du hättest den Mann durch kluges, eifriges Bemühen von seinem Vorhaben abbringen müssen. Da es dir nicht gelungen ist, wird es an deiner fleischlichen Schwäche liegen. Jede Frau ist schwach im Fleische und minderwertig im Geist. Nur durch Verzicht, Askese und Selbstkasteiung kannst du dein Fleisch bezwingen.«
    Katharina kämpfte gegen die Tränen. »Aber ich liebe ihn doch . «
    »Weiberliebe ist keine Liebe, sondern eine Schule der Narretei. Kein Mann sollte dem Weib trauen, seitdem es Adam betrogen hat.«
    »Aber Klaus liebt mich auch«, rief sie verzweifelt.
    »Willst du, dass dir die Hunde nachlaufen? Hunde lieben starken Geruch und laufen hinter Kadavern her, und der Körper einer Frau, die einem Manne willfährig war, nähert sich dem Zustand eines Kadavers wegen des verdorbenen Samens.«
    »Ich … ich will in Zukunft enthaltsam leben«, versprach Katharina am Ende ihrer Kräfte. »Und ich werde Buße tun und neun Gulden an den Ablasshändler zahlen und an drei Sonntagen nur von Wasser und Brot leben und nie wieder einem Manne auch nur ein Stück meines Körpers darbieten, nicht einmal meine Hand.«
    »Bete dreimal drei Vaterunser und lebe drei Sonntage von Wasser und Brot. Zahle dreimal drei Gulden für den Ablass deiner Sünden und tauche dreimal deinen ganzen Körper in eiskaltes Wasser, dass die Sünde deinen Leib flieht.«
    »So werde ich es machen, Pater«, flüsterte sie und bekreuzigte sich.
    Mit gesenktem Kopf schlich sie aus der Kirche und sah nicht, dass Klaus wartend an einer Säule stand und Katharinas Blick suchte.
    Benedictus nahm Tobias beiseite, der in der Kirche auf ihn gewartet hatte.
    »Kennst du einen Studiosus namens Klaus, der im Hause des Kaufmanns Preller ein und aus geht?«
    Tobias antwortete nicht, sondern beugte nur seinen Kopf. Benedictus senkte die Stimme zum Flüstern.
    »Suche ihn, finde ihn und bring ihn zu mir.« Tobias verkrümmte sich noch ein Stück. »Du darfst ihn auch befragen.«
    Benedictus bemerkte mit Zufriedenheit, wie Tobias’ Schultern zuckten.

Bruder Tobias
    Es war der erste ernsthafte Streit zwischen den beiden Mädchen. Von Geburt an waren sie unzertrennlich gewesen, hatten alles miteinander geteilt. Katharina litt ebenso darunter wie Maria. Jede für sich tat Buße für ihr ungebührliches Verhalten.
    Die Amme sah es mit Wohlgefallen, und selbst Hieronymus ließ seine Töchter lieber beten, als dass sie sich wieder in die Haare gerieten. Nichts liebte er mehr als häusliche Harmonie.
    »Deine Töchter kommen in ein Alter, in dem über ihren weiteren Lebensweg entschieden werden muss«, sagte Philomena eines Tages zu ihm. »Du solltest sie verheiraten.«
    »Oh nein«, widersprach Hieronymus erschrocken. »Es sind doch noch Kinder, unschuldige Lämmchen, die sich daran erfreuen, im Sonnenschein auf der Wiese Schmetterlinge zu fangen. Und die soll ich ungehobelten Kerlen überlassen? Das schmerzt mir in der Seele.«
    Philomena lachte und kraulte seinen Bart, der, mit grauen Bors­ten durchsetzt, wie der Rücken eines störrischen Maultiers aussah.
    »Du weißt doch genau wie ich um die Freuden des Ehelebens, mein

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