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Die Schwester der Nonne

Titel: Die Schwester der Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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zurück.
    »Oh, Ihr seid eine der Töchter des Herrn Preller, nicht wahr?« Melchiors Gesicht strahlte. »Welche seid Ihr?«
    »Ich bin Katharina, Herr«, flüsterte sie.
    Johann schob sie in den Schatten eines Torbogens.
    »Ihr wisst nicht, was geschehen ist?«
    Sie schüttelte stumm den Kopf und in ihren Augen standen Angst und Zweifel.
    »Er verschwand an einem Abend, als wir aus dem Wirtshaus kamen«, raunte Johann. »Und ich hörte später, dass Propst Benedictus mit unserem Herrn Magister sprach. Wie es scheint, befindet sich Klaus wegen Ketzerei in den Fängen des Kirchengerichts. Niemand weiß etwas Genaues. Wir können es uns nicht erklären, und wir wissen auch nicht, wo genau Klaus sich befindet. Wir können es nur vermuten.«
    »Und was vermutet Ihr?«, fragte Katharina mit bleichen Lippen.
    »Irgendwo in den Verliesen des Thomasklosters. Es gibt da eine Schule für die Chorknaben. Man sagt, im Keller befänden sich die Folterkammern.«
    »Jesus hilf!« Katharina bekreuzigte sich. »Das ist ja entsetzlich.«
    »Hier kann wirklich nur Gottes Barmherzigkeit noch helfen«, erwiderte Johann. »Magister Siebenpfeiffer wollte ein gutes Wort für ihn einlegen, doch der Propst hat es nicht zugelassen. Er sagte, erst wollte er das vollständige Geständnis des Delinquenten haben, bevor er sich dazu äußere, wie mit ihm weiter verfahren werden solle.«
    »Wieso denn Ketzerei? Klaus ist ein gottesfürchtiger Mensch. Er hat niemals etwas Gegenteiliges geäußert.«
    »Offensichtlich doch, denn es gibt wohl einen Zeugen, der gegen ihn aussagte. Tut uns Leid, holde Dame, aber mehr können wir für Euch nicht tun.«
    Sie eilten beide davon, als wäre der Teufel hinter ihnen her und drehten sich nicht um.
    Voller Verzweiflung brach Katharina in Tränen aus. Wenn sie auch nicht genau wusste, was in den Kellern der Wahrheitsfindung genau vor sich ging, so machte ihr die Vorstellung doch schreckliche Angst. Gleichzeitig war sie erleichtert, dass Klaus sie nicht absichtlich allein gelassen hatte. Sie war sich sicher, dass er unschuldig war und dass seine Unschuld bewiesen werden würde. Alles beruhte bestimmt auf einem großen Irrtum.
    Langsam kehrte sie zum Haus ihres Vaters zurück. Auf dem Markt herrschte das übliche Gedränge, einige Ratsherren standen plaudernd vor dem Rathaus, darunter ihr Vater. Sie überlegte, ob sie ihn um Hilfe bitten sollte. Doch dann müsste sie ihr unkeusches Verhältnis zu Klaus eingestehen, und sie war sich nicht sicher, wie ihr Vater darauf reagieren würde.
    An wen konnte sie sich sonst in ihrer Not wenden? An Maria? Mit der hatte sie sich gestritten, und sie mussten sich erst wieder versöhnen. Mit der Amme? Keinesfalls! Sie fand schon die Unterrichtung durch den Studiosus unchristlich und unziemlich. Wenn sie erst erfuhr, was für Studien sie miteinander getrieben hatten …
    Und Philomena? So von Frau zu Frau würde sie sie vielleicht verstehen. Aber gegen Propst Benedictus würde sie nichts unternehmen.
    Von Anfang an hatte sie sich, was die Kirchenbesuche betraf, sehr zurückgehalten. Zwar betete sie zu Gott, aber sie tat es nicht in der Kirche, sondern in ihrem Zimmer. Dort hatte sie allerlei seltsame Dinge aufgestellt und aufgehängt. Nur sonntags ging sie gemeinsam mit der Familie zur Messe in die Klosterkirche. Doch sie beichtete nie, und während der gesamten Messe hielt sie den Kopf gesenkt. Während sie sonst viele Geschichten aus ihrem Leben erzählte, über ihren Glauben sprach sie nie.
    Über die Anfeindungen der Amme, sie sei eine Hexe und vollführe in ihrer Kammer bösen Zauber, lachte Philomena und erwiderte, dass sie wohl wesentlich gläubiger und gottesfürchtiger sei als die Amme und all die anderen im Haus zusammen. Doch ihr Gott musste wohl ein bisschen anders sein.
    Auch Hieronymus sprach niemals über das Thema. Irgendwann verstummte das Getuschel der Mägde und Knechte, und schließlich scherte sich niemand mehr darum. Dem Propst ging Philomena wohlweislich aus dem Weg, kümmerte sich lieber um den Hausstand und die Lager des Kontors.
    Nein, Katharina konnte sich an niemanden wenden. Wenn sie Klaus helfen wollte, dann musste sie es selbst tun. Sie würde Propst Benedictus um eine Audienz bitten. Sie drehte sich auf der Stelle um und lief zum Kloster hinunter. Die Pforte war geschlossen, die Studenten in die Mittagspause gegangen, und die Mönche befanden sich wohl noch in der Klosterkirche zum Mittagsgebet.
    Sie zog am Glockenstrick der Pforte. Ein griesgrämiger

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