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Die Schwester der Nonne

Titel: Die Schwester der Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Gestalt kannte sie.
    »Oh, mein Gott!«
    »Siehst du, was geschieht, wenn man kein gottesfürchtiges Leben führt? Niemand entkommt der Gerechtigkeit Gottes.«
    »Sieht so die Gerechtigkeit Gottes aus?«, schrie Katharina. »Ihr seid Bestien!« Von hinten wurde ihr der Sack wieder über den Kopf gestülpt. Als Letztes sah sie Tobias’ grässliche Fratze vor Klaus’ zerschundenem Körper. Dann wurde es dunkel um sie.
    Man zerrte sie wieder die Treppen hinauf. Der Sack wurde von ihrem Kopf gezogen, und sie wurde durch die Pforte gestoßen. Wie betäubt fand sie sich vor der Klostermauer wieder.
    Wie sie nach Hause gekommen war, wusste Katharina später nicht mehr zu sagen. Ihr Anblick musste schrecklich gewesen sein, so dass alle Menschen im Haus zusammenliefen, und Philomena entschied, Hieronymus aus der Ratsversammlung holen zu lassen.
    Ratlos und erschüttert stand er in ihrer Kammer und blickte auf seine Tochter herab, deren Geist vollkommen verwirrt zu sein schien. Sie starrte nur vor sich hin, als hätte sie einen Blick in die Hölle getan, reagierte nicht, wenn er sie ansprach, schien überhaupt nichts um sich herum wahrzunehmen.
    »Wir sollten einen Arzt zu Rate ziehen«, flüsterte er Philomena zu, die ebenso ratlos wie besorgt war.
    »Ihr Geist ist verwirrt. In ihrem Kopf stimmt etwas nicht«, gab die Amme ihre Meinung dazu.
    »Willst du damit andeuten, sie sei irre?«, polterte Hieronymus.
    »Aber ja. Ich kenne einen Arzt, der schlägt ihr ein Loch in den Kopf, damit der böse Geist entweichen kann.«
    »Ich werde dir gleich ein Loch in den Kopf schlagen, dann entweicht aber dein böser Geist, du Hexe. Wie kannst du nur so etwas vorschlagen?«
    »Weil ich weiß, was richtig ist. Sie benimmt sich schon eine ganze Weile so seltsam.«
    »Ach ja? Ich habe nichts bemerkt. Du etwa?« Er wandte sich an Philomena.
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Sie ist eben in dem Alter, wo Mädchen neue Vorlieben entwickeln. Zum Beispiel für junge Studenten.«
    »Junge Studenten?« Sein irritierter Blick wanderte zu Katharina. »Wie soll ich das verstehen?«
    Katharina erwachte aus ihrer Erstarrung.
    »Vater«, keuchte sie. »Er wird sterben.«
    »Wer wird sterben?«
    »Klaus! Sie foltern ihn. Ich habe ihn gesehen. Blut überall …«
    Sie schlug die Hände vors Gesicht und fing an zu schluchzen.
    »Sie ist tatsächlich verrückt.«
    »Nein, das bin ich nicht. Oh Vater, bitte, hilf ihm. Rette ihn! Ich tue alles, was du willst, aber rette ihn.«
    Sie warf sich zu Boden, umklammerte seine Füße und flehte voller Verzweiflung.
    »Katharina.« Hieronymus hob hilflos die Hände. »Was tust du da? Was hast du denn?«
    Plötzlich schob sich Maria nach vorn, die bislang schweigend hinter den anderen gestanden hatte.
    »Vater, ich muss dir etwas gestehen. Ich hätte es schon längst tun sollen.«
    »Nein, halt den Mund«, schrie Katharina.
    »Doch, ich muss es sagen, ehe alles noch schlimmer wird.«
    »Ja, aber …« Hieronymus blickte in die Runde. »Nun gut, dann sprich, Tochter.«
    »Allein«, bat Maria.
    »Ja, gut, raus! Alle raus!« Er wedelte mit den Armen und verscheuchte die neugierigen Gaffer wie lästige Spatzen.
    Als sie allein waren, hob er Katharina vom Boden auf und legte sie auf das Bett. Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich ihr gegenüber. Maria nahm auf dem Bettrand Platz und faltete die Hände. Es fiel ihr sichtlich schwer zu sprechen.
    »Vater, es geht um diesen Studiosus Claudius Agricola. Du weißt, dass er Magister Siebenpfeiffer entlastete und uns Lektionen erteilte in den sieben freien Künsten.«
    »Ja, ja, ich weiß. Siebenpfeiffer sprach in lobenden Tönen von ihm, so dass ich damit einverstanden war.«
    »Er tat dies auch sehr gewissenhaft. Aber es geschah … es geschah, dass … also, er hat …«
    »Ja, was denn? Was hat er denn?«, fragte Hieronymus beunruhigt. »Waren seine Lektionen nicht in Ordnung? Hat er etwas falsch gemacht?«
    »Nein, die Lektionen waren in Ordnung. Zumindest was die sieben freien Künste betrifft. Nur … er hat sich in Katharina verliebt.«
    Hieronymus hob die Augenbrauen.
    »Solange er die Finger von ihr lässt, soll’s mir egal sein«, erwiderte er, doch dann hob er sich halb aus dem Stuhl heraus. »Oder hat er das etwa nicht?«
    Der Tonfall seiner Stimme schraubte sich in die Höhe, ein bedrohliches Zeichen. Katharina fuhr vom Bett auf.
    »Wir haben uns ineinander verliebt«, keuchte sie. »Ihn trifft keine Schuld.«
    »Ach? Und was habt ihr nach den Lektionen

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