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Die Schwester der Nonne

Titel: Die Schwester der Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Augen sahen die Studenten alle gleich aus. Die Medizin in ihrem Korb zog an ihrem Arm, als lägen Mühlsteine darin. Sie schwitzte vor Angst und Aufregung und bekreuzigte sich immer wieder.
    Jenseits des Mühlgrabens erstreckten sich satte Wiesen, auf denen die Wäscherinnen die gewaschene Wäsche zum Trocknen auslegten. So sehr Walburga auch spähte, sie konnte keine Studenten entdecken. Die Wäscherinnen verrichteten lachend und singend ihre Arbeit. Im Gegensatz dazu waren die Brüder des Thomasklosters schweigend an der Mühle zu Gange. Das Wasser plätscherte, und die Mühlräder klapperten und schlugen laut. Fuhrwerk um Fuhrwerk kam mit beladenen Kornsäcken oder fuhr mit dem gemahlenen Mehl als Fracht davon. Meist waren es zottige Ochsen, die die schweren Karren zogen. Manchmal kam ein Bauer mit einem Maultier, das einen Sack auf dem Rücken trug, oder ein Pferdefuhrwerk von einem weiter südlich gelegenen Gut.
    Über Walburga im Baum krächzte es laut, und als sie aufblickte, sah sie viele schwarze Vögel im Geäst hocken. Sie flatterten mit den Flügeln, äugten herunter und stürzten sich mit lautem Geschrei auf Beute, sei es ein unachtsames kleines Tier, das von den Wagenrädern zerquetscht wurde, oder Müll, der da und dort anfiel. Manchmal stibitzten sie einen Fisch aus den Körben der Fischer oder stritten sich lautstark um den Abfall, der aus der Stadt herausgebracht und in den Mühlgraben geworfen wurde.
    Plötzlich ließ sich einer der Vögel vom Baum fallen, genau auf Walburga zu. Sie schrie erschrocken auf, ließ den Korb fallen und erwehrte sich mit beiden Armen des angriffslustigen Vogels.
    »Verschwinde, du Vieh! Scheusal! Hilfe! Er will mir die Augen aushacken.«
    Niemand half ihr. Die zerlumpten Jungen, die am Ufer hockten und mit langen Ruten etwas Brauchbares aus dem Graben zu fischen hofften, lachten und amüsierten sich über den wilden Tanz, den die Magd aufführte. Schließlich ließ die Krähe von ihr ab, und Walburga betastete ihren Kopf, ob noch alles heil war. Sie schob ihre Haube wieder gerade und versteckte das ergraute Haar darunter. Dann hob sie den Korb wieder auf. Der Brief und die Medizinfläschchen waren herausgefallen. Sie starrte darauf und plötzlich begann sie zu zittern.
    »Das war ein Zeichen«, flüsterte sie mit rauer Stimme. »Ein Zeichen der Hölle.«
    Sie bekreuzigte sich, gleichzeitig stieß sie mit dem Fuß alles ins Wasser. Sie schaute hinterher, wie Brief und Medizin von den Fluten fortgerissen wurden und schließlich versanken. Dann eilte sie wieder zurück zum Stadttor.
    Zum Glück war Katharina in ihrem Zimmer eingeschlossen, so dass Walburga keine unangenehmen Fragen beantworten muss­te. Irgendwo im Haus brüllte Hieronymus nach Wein. Walburga war sich sicher, dass die heile Welt im Haus Preller endgültig in Schieflage geraten war.
    Katharina saß auf der Kante ihres gemeinsamen Bettes und warf einen verzweifelten Blick zu Maria hinüber. Diese saß auf einem Stuhl am vergitterten Fenster und las in der Bibel. Wie konnte Maria nur so ruhig blieben, wenn sich Katharina um Klaus’ Leben sorgte?
    Warum kommt nur Walburga nicht, fragte sich Katharina im Stillen. Sie wollte doch wissen, wie es Klaus ging. Doch Walburga kam nicht und auch sonst niemand außer der Amme, die ihnen die Abendmahlzeit brachte.
    Katharina überlegte einen Moment, ob sie statt Walburga vielleicht lieber die Amme ins Vertrauen ziehen sollte. Doch sie verwarf den Gedanken gleich wieder. Der Vater hatte die Amme dafür verantwortlich gemacht, dass sie sich ungestört mit Klaus treffen konnte. Die entsetzte Amme hatte hoch und heilig geschworen, dass das nicht ihre Schuld sei. Schließlich habe sie schon immer gesagt, dass es Teufelszeug sei, was der Studiosus den Kindern beibringe und sich davon nur ihr Geist verwirre. Aber auf sie, die Amme, höre ja keiner. Aber sie für alles verantwortlich machen, das könnten die Herrschaften. Und sie, die arme alte Amme, müsse es nun ausbaden.
    Dieses Lamento ging über eine Woche, und Katharina war froh, wenn die Amme die Tür verschloss und den Riegel vorschob. Da war Katharina zwar eingesperrt, aber sie musste nicht ständig ihr Klagen und Schimpfen ertragen.
    Wenn das Fenster nicht vergittert wäre, dann könnte Katharina sich in der Dunkelheit abseilen, um selbst auf die Suche nach Klaus zu gehen. Mit Streifen aus ihrem Betttuch wäre es gar kein Problem. Aber dann würde sie Maria schon wieder zur Mitwisserin machen. Maria war ohnehin schon

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