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Die Schwestern des Lichts - 3

Die Schwestern des Lichts - 3

Titel: Die Schwestern des Lichts - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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sollen wir tun?«
    Richard drehte sich mit abwesendem Blick zu ihr um. In seinen Augen standen Tränen. »Das muß ein Alptraum sein.«
    »Wenn, dann träume ich genau denselben. Richard, was sollen wir bloß tun?«
    »Wieso fragt mich jeder das? Wieso fragen alle immer mich? Wieso glaubt jeder, ich sei es, der das weiß?«
    Kahlan stand mit leerem Blick da und versuchte nachzudenken. Sie schien keinen zusammenhängenden Gedanken fassen zu können. »Weil du der Sucher bist, Richard.«
    »Ich weiß nichts über die Unterwelt oder den Hüter. Über die Welt der Toten.«
    »Shota meinte, kein Lebender wüßte etwas darüber.«
    Richard schien aus seiner Trance zu erwachen. Plötzlich packte er sie an den Schultern. »Dann müssen wir eben die Toten befragen.«
    »Was?«
    »Die Seelen der Vorfahren sind tot. Mit ihnen können wir sprechen. Ich kann um eine Versammlung bitten und ihnen Fragen stellen. Wir können etwas von ihnen erfahren. Vielleicht können wir herausfinden, wie man den Schleier schließt. Vielleicht kann ich herausfinden, wie man die Kopfschmerzen abstellt und die Gabe nutzt.« Er packte sie am Arm. »Komm.«
    Kahlan hätte fast gelächelt. Jetzt war er wieder ganz der Sucher. Richard zog sie durch die Gassen des Dorfes und rannte, so schnell es ging. Der Mond war von Wolken verhüllt, und zwischen den Häusern war es dunkel. Die Luft fühlte sich auf der Haut wie Eis an und trieb Kahlan die Tränen in die Augen.
    Als sie den freien Platz erreichten, sahen sie Licht. Im Fackelschein warteten dort die versammelten Schlammenschen, von den Jägern beschützt. Sie wußten nicht, daß die Hexe fort war. Schweigend verfolgte das gesamte Dorf, wie die beiden die freie Fläche überquerten und die Jäger eine Lücke machten, um sie durchzulassen, als sie sich dem Vogelmann und den anderen sechs Ältesten näherten. Neben ihnen stand Chandalen.
    »Alle sind in Sicherheit« , beruhigte Kahlan sie. »Die Hexe ist fort.«
    Ein erleichtertes Aufatmen ging durch die Menge.
    Chandalen rammte das hintere Ende seines Speeres in den Boden. »Schon wieder macht ihr nichts als Ärger!«
    Richard ignorierte ihn und bat Kahlan zu übersetzen. Er musterte die Ältesten, dann blieb sein Blick auf dem Vogelmann haften. »Geehrter Ältester. Die Hexe war nicht gekommen, um irgend jemandem Schaden zuzufügen. Sie war hier, um mich vor einer großen Gefahr zu warnen.«
    »Das behauptest du« , fuhr ihn Chandalen an. »Ob das stimmt, wissen wir nicht.«
    Kahlan sah, wie schwer es Richard fiel, ruhig zu bleiben. »Du bezweifelst, daß sie dich hätte in die Welt der Seelen schicken können, wenn sie das gewollt hätte?«
    Chandalen antwortete nur mit einem wütenden Blick.
    Der Vogelmann bedachte Chandalen seinerseits mit einem Blick, unter dem der ein paar Zentimeter zu schrumpfen schien. Dann sah er Richard an. »Was für eine Gefahr?«
    »Sie sagt, es besteht die Gefahr, daß die Toten in die Welt der Lebenden entkommen.«
    »Sie können nicht in die Welt der Lebenden entkommen. Der Schleier hält sie zurück.«
    »Du hast von dem Schleier gehört?«
    »Ja. Jede Ebene des Totenreiches, der Unterwelt, wie du es nennst, ist mit einem Schleier versiegelt. Wenn wir eine Versammlung abhalten und die Seelen unserer Vorfahren einladen, uns zu besuchen, dann können sie den Schleier für eine kurze Zeit durchqueren.«
    Richard betrachtete einen Augenblick das Gesicht des Vogelmannes. »Was weißt du noch über den Schleier?«
    Sein Gegenüber zuckte mit den Achseln. »Nichts. Wir wissen nur, was uns die Seelen unserer Vorfahren darüber berichtet haben: daß sie ihn durchqueren müssen, wenn wir sie rufen, und daß er sie den Rest der Zeit zurückhält. Wie sie erzählen, gibt es zahlreiche Ebenen der Unterwelt, des Totenreiches. Sie befinden sich auf der höchsten, daher können sie zu uns kommen. Wer nicht verehrt wird, sinkt auf eine der unteren Ebenen und darf nicht kommen. Diese Seelen sind auf ewig eingesperrt.«
    Richard sah allen Ältesten nacheinander in die Augen. »Der Schleier hat einen Riß bekommen. Wenn er nicht wieder geschlossen wird, wird uns die Welt der Toten allesamt verschlingen.«
    Laute des Entsetzens erhoben sich aus den Reihen der Versammelten. Angsterfülltes Geflüster breitete sich aus. Richard blickte den Vogelmann an. »Bitte, geehrter Ältester, ich berufe eine Versammlung ein. Ich brauche die Hilfe der Seelen der Vorfahren. Ich muß einen Weg finden, den Schleier zu verschließen, bevor der Hüter den

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